Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.11

- S.3

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Gesamter Text dieser Seite:
Verkehrsberuhigung: Zwei Planerteams
präsentieren der Stadt ihre Vorstellungen
Namhafte, international erfolgreiche Experten werden dazu eingeladen
(Eiz) Wichtiger Abschnitt in den jüngsten Bemühungen der Stadt um
ein verkehrswissenschaftliches Konzept zur Verkehrsberuhigung des
gesamten Stadtgebietes, unter besonderer Berücksichtigung der
Innenstadt, das eine Hebung der Lebensqualität bringen soll: Am
2. November beschloß der Stadtsenat unter Vorsitz von Bürgermeister Romuald Niescher, zwei namhafte, international erfahrene
und erfolgreiche Planerteams zur Präsentation ihrer Vorstellungen
nach Innsbruck zu laden. Im Anschluß erfolgt der Planungsauftrag.
Liebe Mitbürger!
Vor wenigen Tagen habe ich in
Innsbruck ein neues Feuchtbiotop vorgestellt. Es befindet
sich im Mühlauer Fuchsloch,
ein kleines Tal nordöstlich von
„Urmühlau" in Richtung zur
Schweinsbrücke. Den meisten
Innsbruckern ist dieses Tal unbekannt, da das Betreten derzeit noch aufgrund zweier kleiner Kraftwerke (darunter des
ältesten E-Werkes von Tirol aus
dem Jahre 1888) untersagt ist.
Es werden Tümpel geschaffen,
Moore und die vorhandenen
seltenen Pflanzen erhalten, gesicherte Pfade gebaut, eine
Gruppe von Idealisten wird an
die Arbeit gehen.
Diese Präsentation des Biotops
wäre an sich kaum erwähnenswert, die Dimensionen sind zu
bescheiden, doch ist dieses kleine Ereignis Ausdruck einer Gesinnung. Die Stadt Innsbruck
hat sich gegenüber dem Land
Tirol (im krassen Gegensatz zu
anderen Gemeinden) immer
für einen strengen Naturschutz
des Karwendelgebirges einschließlich unserer Nordkette
ausgesprochen. Die Sillschlucht wird mit beachtlichen
Kosten wieder saniert und unter Schutz gestellt. Die für die
Erhaltung unserer Wälder notwendigen Forstwege wurden
mit Schranken abgesperrt, damit wieder Ruhe einkehren
möge, und die Innpromenaden
wurden durch tausende Büsche
und Bäume zu einem Erholungsraum gestaltet.
Es liegt nunmehr an uns, an
den Familien und Lehrern, an
den Medien und Politikern,
unser Innsbruck lebenswert zu
erhalten. Alle sind eingeladen!

Die Stadtplanung und das Tiefbauamt hatten fundierte Vorarbeit geleistet und eine ganze
Reihe renommierte österreichische und deutsche Planungsexperten, die dafür in Frage kommen, um ihre Referenzliste gebeten. Aus den eingegangenen
„Bewerbungen" werden nun zwei
aus je einem Verkehrs- und Stadtplaner zusammengesetzte Teams
zur Anbotsstellung geladen, die
aufgrund ihrer bisher geleisteten
Arbeiten die besten Voraussetzungen für diese Aufgabe zu haben scheinen: Prof. Dr.-Ing. Peter Kirchhoff/Prof. Dr.-Ing.
Strack aus München, sowie Prof.
Dr.-Ing. Hans-Georg Retzko/
Prof. Dr.-Ing. Hartmut H.
Topp/Gruppe Architektur und
Stadtplanung, Darmstadt.
Beide Teams können auf Leistungen verweisen, die für sich sprechen: Prof. Kirchhoff ist Inhaber
des Lehrstuhles für Verkehrs- und

Stadtplanung der TU München
und hat nicht nur Fußgängerbereiche in München, Utrecht und
Hamburg geplant, sondern neben vielem anderen auch die Generalverkehrspläne etwa von
Frankfurt, Mannheim, Ingolstadt und Salzburg erstellt. Dr.Ing. Retzko ist Professor für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt und hat mit seinem Partner Dr.-Ing. Topp eine
Fülle von Verkehrsberuhigungskonzepten für deutsche und luxemburgische
Städte
sowie
gleichfalls Generalverkehrspläne
erstellt und andere einschlägige
Konzepte erarbeitet. Beide Teams
haben große Erfahrung mit Verkehrsberuhigung.
Das Stadtentwicklungskonzept
und der Generalverkehrsplan (sowie die Fortschreibungen beider
Konzepte) bilden zwar die
Grundlage für die Bearbeitung,

werden aber im Lichte der neuen
Zielsetzungen
möglicherweise
neu zu interpretieren sein. Planungsziel soll es sein, Möglichkeiten aufzuzeigen, die geeignet
sind, die Lebens- und Umweltqualität insbesondere in der Innenstadt durch Verkehrsberuhigung zu verbessern. Das geht weit
über die Frage der Gegenfahrspur
in der Herzog-Otto-Straße hinaus. So soll auch die Linienführung der öffentlichen Verkehrsmittel (Entlastung der MariaTheresien-Straße!)
untersucht
werden. Auch die fußgänger- und
fahrradfreundliche
Ausgestaltung der Innenstadt wird geprüft.
Und schließlich sollen alle Maßnahmen hinsichtlich ihrer Verträglichkeit mit ökologischen
und stadtgestalterischen Zielen
bewertet werden.
Die deutschen Planer haben Erfahrung mit der Einbeziehung
der Öffentlichkeit in den Planungsprozeß, die sie befürworten. Sie wollen ihre Arbeit in ständigem Kontakt mit den örtlichen
Fachleuten und Politikern verrichten. Sie geben zu bedenken,
daß es aber auch notwendig werden kann, „die Ziele zu überdenken und die Ansprüche auf das
Machbare zu reduzieren".

Luftbelastung ist ab sofort über BTX jederzeit
kontrollierbar — Vergleich bundesweit möglich
(Eiz) Innsbruck war Tirols erste
Gemeinde, die aus der Luftbelastung nie ein Geheimnis gemacht,
sondern die Werte täglich allen
Medien zur Verfügung gestellt
(und im Rathaus-Durchgang
ausgehängt) hat. Heuer hat die
Landesforstdirektion eine Neuerung eingeführt: Seit Anfang November kann jeder über BTX
(Seite 5.475) die Werte für alle in
Tirol gemessenen Orte jederzeit
abrufen. Auf dieses neue Service
wurden auch die Medien aufmerksam gemacht.
Im übrigen wurde die Darstellung
der Meßergebnisse der Schadstoffmessungen nun vereinheitlicht, sodaß sie künftig auch
österreichweit vergleichbar sind.
Zusätzlich zu Schwefeldioxyd
und Staub werden künftig auch

Stickoxyde und Kohlenmonoxyd
gemessen (letzteres freilich erst,
wenn der Bund die Meßgeräte liefert, womit er noch im Verzug ist).
Diese beiden Schadstoffe werden
weitaus überwiegend durch den
Verkehr verursacht.
Die Grenzwerte für die einzelnen
Schadstoffe regelt eine Vereinbarung zwischen dem Bund und
den Ländern sowie das künftige
Smogalarmgesetz
bundeseinheitlich. Da der Laie mit den
Fachkürzeln mg/cbm, ppm, ppb
usw. wenig anfangen kann, werden die gemessenen und angegebenen Schadstoffwerte im Luftgütebericht der Landesforstdirektion durch eine „Bewertung" mit Ziffern zwischen 1 und
5 ergänzt. Bewertung 1 sagt aus,
daß die zum Schutz der mensch-

lichen Gesundheit erlassenen
Grenzwerte, aufbauend auf den
Erkenntnissen der Akademie der
Wissenschaften,
eingehalten
werden — d. h.: Die menschliche
Gesundheit wird nicht belastet.
Bewertung 2: Die Gesundheit
wird
belastet,
doch
der
Smogalarm-Grenzwert
wird
nicht erreicht; 3: Vorarlarm des
Smogalarmgesetzes wird erreicht; Bewertung 4 und 5: Die
verschiedenen Stufen des Smogalarmgesetzes werden überschritten.
Wenn die Voralarmstufe (Bewertung 3) an mehr als einer Meßstelle erreicht ist, wird der Bürgermeister die Bevölkerung über
Rundfunk und Presse über notwendige Verhaltensmaßnahmen
informieren.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 11

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