Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.10

- S.8

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„Wunden aufzureißen würde niemandem nutzen"
.Jüdische Mitbürger, die 1938 flüchlen mußten, besuchten Innsbruck — „Für Verständigung und Versöhnung"
(I i/) In der Blüte ihres Ix."hens hatten sie 1938 über Nacht ihre Koffer
packen und flüchten müssen •-- als betagte Menschen sahen sie jetzt
ihre Heimatstadt wieder: Vom 18. bis 28. September weilte eine
29kopfigc Gruppe ehemaliger jüdischer Mitbürger, „alter Innsbrncker", die in Israel ihre neue Heimat gefunden haben, samt Begleitern in Innsbruck. Die Kinladung hatte der Stadtsenal /um Gedenkjahr 1988 ausgesprochen. Kontaktmann in Israel war Gad Hugo
Sella, der zwar noch das Programm organisierte, den Besuch selber
aber nicht mehr erleben durfte: Kr starb unerwartet plötzlich.

Gad Hugo Sella (rechts), 1912 in Innsbruck geboren und I93S vor den
Nazis geflüchtet, besprach noch am 12. März d. J. (Bild) mit Bürgermeister Romuald Niescher Einzelheiten des Innsbruck-Besuches ehemaligerjüdischer Mitbürger, die heute in Israel leben. Er sollte ihn nicht
mehr erleben: Wenige Tage vor dem Besuch ereilte Sella der Herztod.

Joachim Kurzmann (stehend rechts), Delegationsleiter der Gäste aus
Israel; hier bei einem Abendessen mit Mitgliedern der Stadtführung, an
dem neben Bürgermeister Romuald Niescher auch seine Stellvertreter
Rudolf Krebs und Ing. Artur Krasovic sowie mehrere Stadträte teilnahmen. Rechts St R. Ing. Karl Stöckl, links Dr. Esther Fritseh, Präsidentin
der israelitischen Kultusgemeinde in Innsbruck.
(Foto: Fischer)
Die Gäste selbst hatten ein stilles
Wiedersehen ohne großen öffentlichen Rummel gewünscht,
und so war es durchgeführt worden: Besichtigungen, Ausflüge in
die Umgebung, Besuche bei
Freunden, die noch lebten. Ihre
Heimatstadt hat sich in den verstrichenen Jahrzehnten ja gewaltig verändert . . .
„Ich kann nur erahnen, was Sie
damals im Jahr 1938 mitgemacht
haben", sagte Bürgermeister Romuald Niescher bei einem
Abendessen der Stadtführung
mit den Gästen. Er erwähnte, daß
nun auch die im Jahre 1938 zerstörte Synagoge in der Sillgasse
wiedererrichtet werde, wobei ein
Drittel der Baukosten die Stadt zu
zahlen bereit sei (Niescher: „Es
war ein spontaner und einhelliger
Beschluß des Stadtsenats"); ein
Drittel werde das Land tragen.
„Daraus sollen Sie den Geist erkennen, der heute herrscht, vorurteilsfrei und positiv." Gegenteiligen Tendenzen einiger weniger müsse man energisch entgegentreten. — Der Bürgermeister
gab auch einen Überblick, wie
sich Innsbruck heute präsentiert.
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„Es ist eigentlich ein sonderbares
Gefühl, dal) wir als Erniedrigte,

Beleidigte und Vertriebene heute
hier in diesem positiven Geist beisammen sind — vor 50 und vor 40
Jahren hätte ich das nie geträumt", gestand Ing. Joachim
Kurzmann, Leiter der Delegation, in seiner Antwort. „Natürlich kann man das Geschehene
nicht vergessen, doch es ist kein
Blick zurück im Zorn. Wunden
aufzureißen würde niemandem
nutzen. Ich glaube, dal) wir trotz

aller Zwischenfälle einen Weg der
Verständigung und der Versöhnung gehen müssen." Siebenmal
war Ing. Kurzmann nach dein
Krieg schon in Innsbruck, und er
fand „immer eine positive Einstellung in allen Kreisen, auch bei
den noch lebenden ehemaligen
Mitschülern". Dafür, und finden angenehmen Aufenthalt,
dankte der Sprecher im Namen
aller Eingeladenen.

Sommernächtigungen heuer in Innsbruck stabil
FVV-Wahl am 28. November — Promillesatz bleibt
(Kiz) Mit einem Rückgang von
nur 0,18 Prozent bei den Nächtigungen zwischen Mai und August kam der Fremdenverkehr in
Innsbruck im Vergleich zum Vorjahr noch relativ gut über den
Sommer, unterstrich der Obmann des FVV Innsbruck-Igls,
Komm.-Rat Dr. Fred Beck, auf
der AusschulSsitzung des Verbandes am 23. September. Insgesamt
489.770 Übernachtungen wurden
zwischen Mai und August gezählt, wobei dieser beste Sommermonat mit plus 2,19% (Landesschnitt: plus 3,1%) besonders
gut ausfiel. Igls verzeichnete im
August sogar plus 7,52%.
Während in dieser Zeit die Übernachtungen der Spanier um 42a/o
zunahmen, der Italiener um 24%
und der Österreicher um 15%,
waren die Gäste aus den USA weiterhin rückläufig — in Igls sogar
um 45 Prozent! Der starke Rückgang der US-Besucher erklärt

auch den leichten Rückgang der
Gästcnächtigungen
in Innsbruck: Die Besucher aus den
USA stehen seit Jahren an der
Spitze der Gästenationen.
Der FVV-Ausschiiß beschloß, die
Vollversammlung des Verbandes
am Montag, dem 28. November,
mit Beginn um 16.30 Uhr im
Sparkassensaal in der ZentralPassagc durchzuführen. Sehr erfreulich ist der Kassenbericht, der
dabei von Kassier C hristoph
Graßmayr vorgelegt wird: Im
Budget 1987 wird statt des
prognostizierten Abganges von
2,7 Mio. S nur ein Minus von
219.00« S aus den Rücklagen /u
decken sein. Konsequente Sparmaßnahmen trugen Früchte.
Im heut "igen Jahr läuft es ahn lieh
und dies Hol/ der nicht vorhergesehenen Ausgaben für den
Ciiio d"ltalia und der nicht gc
planten erhöhten Ausgaben für
den Skibus aufgrund des schnee-

armen Winterbeginns.
Der Entwurf des Haushaltsplanes für 1989 liegt schon vor. Das
Budget 1989 sieht weder eine
Erhöhung des Promillcsat/cs
noch der Aufenthaltsabgabe vor.
Der Ausschuß stellte sich voll hinter den I"VV-Geschäftsluhier
Dir. Georg Lamp (und verurteilte
die „Schmitt /k übel kam pagne"
einer Zeitung). Man hat Verständnis dafür, daß er kirn ft ig nur
mehr das Kongreßhaus leiten
möchte. Der Posten eines neuen
FVV-Geschäftsführers ist ausgeschrieben, die Entscheidung wird
der neue Vorstand treffen.
Positi entwickeln sich die Bemühungen um eine KunstschneeAnlage für den Palscherkofel,
mit der man schon im Winter
1989 90 reclmel. Die Verhandlungen übeiden l nibaii des Kougreßhauses und die l"nlcrhringung eines Casinos geben weiter.
Die Auslastung ist sehr gut.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 10