Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1988

/ Nr.1

- S.8

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Seit 40 Jahren festgehalten:
Innsbrucks Leben in Zahlen

Damit 1.000 Menschen die Wohnung nicht verlieren,
gibt Innsbruck heuer 15 Millionen Schilling aus!

Statistisches Jahrbuch registriert Stadtgeschehen

Was die Stadt für die Obdachlosen tut und zur Vermeidung der Obdachlosigkeit aus Steuergeldern aufwende

Anspruch nach dem
Sozialhilfegesetz
Hilfsbedürftige haben nach dem
Tiroler Sozialhilfegesetz einen
Rechtsanspruch auf Ersatz jener
Kosten, die für die Anmietung einer Wohnung entfallen, unterstreicht Sozial-Stadtrat Sprenger.
Immer mehr Menschen machen
davon Gebrauch — in Form von
Dauerunterstützungen oder im
Weg von einmaligen Hilfen.

(Eiz) Hat Innsbruck ein Herz aus Stein für Obdachlose? Diesen
Eindruck konnte man gewinnen bei der Lektüre mancher Zeitungsberichte um Weihnachten. Schlagzeilen wie „Jahr der Obdachlosen
1987: Außer Suppen nichts gewesen" hatten nur den Schönheitsfehler, daß sie einfach falsch waren. Richtig (und aus dem Budget
zu lesen) ist, daß — wie Sozial-Stadtrat Dipl.-Ing. Eugen Sprenger
betont — Innsbruck heuer 15 Millionen Schilling aufwendet, um
Obdachlosigkeit erst gar nicht entstehen zu lassen — das Land legt
im Weg der Sozialhilfe weitere 5 Mio. S dazu! Damit können gut und
gern 1.000 Menschen ihre Wohnung erhalten, die sie sonst sicher
verlieren würden! Die Vermeidung der Obdachlosigkeit ist ja zumindest gleich wichtig wie die Hilfe für jene, die sie schon ereilt hat.
Hier lesen Sie, was die Stadt dafür tut.

Gab es 1983 noch 450 dauerunterstützte Sozialhilfeempfänger in
Innsbruck, so waren es 1987 bereits
540! Daneben wurden im vergangenen Jahr vom Sozialamt nicht Im vergangenen Winter waren immer Betten frei
weniger als 8.000 einmalige Unterstützungen ausbezahlt, um Be- Seit Jahrzehnten führt die Stadt eine Mio. S kosten — dazu kommt eine
dürftigen Lebensunterhalt und/ Herberge, um Obdachlosen eine neue Einrichtung um eine weitere
oder Wohnungskosten zu sichern. Unterkunft zu geben. Sie ist nicht als Million, womit (samt BetriebskoDauerlösung gedacht: „In diesem sten) die Herberge heuer 8,3 Mio. S
Nur für die Finanzierung von Auf- Heim in der Hunoldstraße sollen kostet. Das Haus bietet dann rund
wendungen für die Unterkunft Menschen nur vorübergehend un- 90 Menschen durchaus zumutbare
wurden 198310,5 Millionen aufge- tergebracht werden", findet Sozial- Unterkunft.
wendet (30 Prozent davon zahlte Stadtrat Sprenger, ,41m ausreichend Auch im vergangenen strengen
das Land); dieser Betrag stieg bis Zeit zu haben, sich Arbeit und Un- Winter 1986/87 mußte an keinem
1987 auf rund 15 Millionen (10 terkunft zu suchen." Die laufenden einzigen Tag ein HerbergsuchenMio. S davon mußte die Stadt be- Aufwendungen für die Herberge der abgewiesen werden: An jedem
Tag waren noch Betten frei!
zahlen)! StR Sprenger: „Unter Be- betragen rund 2,0 Mio. S im Jahr.
rücksichtigung jener, die nur ein- 1987 wurden für den Einbau einer Das Heim findet bei einem Teil der
malig oder zeitlich befristet Sozial- Zentralheizung zusätzlich 1,1 Mio. Unterstandslosen nur bescheidehilfe empfangen, kann die Zahl S aufgewendet. Für 1988 ist die Ge- nen Anklang: Es wird die strikte
der Personen, die auf diese Weise neralsanierung geplant, in derem Einhaltung der Hausordnung vervon Obdachlosigkeit bewahrt wer- Rahmen die großen Schlafsäle in langt. Kein Alkohol; Männer und
den, vorsichtig mit 1.000 ange- kleinere umgebaut werden: Zwei- Frauen schlafen getrennt. Doch
bis Sechsbettzimmer. Das wird 5,3 anders geht es nicht!
nommen werden."

Städtische Herberge: 8,3 Mio. S
Heuer Zwei- bis Sechsbettzimmer

Stadt und Land tragen den „Verein Wohnstart"
Er hilft Obdachlosen, eine Unterkunft zu finden
Verein mietet Wohnungen, bezahlt Vermittlerprovision und besorgt einfache Möbel
Vor einigen Wochen hat sich der
„Verein Wohnstart" konstituiert.
Er war 1987 vom Land Tirol und
der Stadt Innsbruck gemeinsam
initiiert worden. Seine Aufgabe:
Er soll Wohnungen, die auf dem
freien Markt angeboten werden,
für Obdachlose anmieten.
Anfallende Vermittlungsprovisionen, Kautionen und eine einfache
Erstausstattung werden vom Verein getragen. Die weiteren Aufwendungen für Miete können für
Personen, die längerfristig keine
Arbeit finden oder nicht mehr ar-

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beitsfähig sind, aus Sozialhilfemitteln getragen werden.
Das Problem, um rasch helfen zu
können, besteht jedoch nicht nur
im Mangel an verfügbaren Wohnungen. Fast gleich gravierend ist
der Umstand, daß Haus- und
Wohnungseigentümer nur sehr
selten bereit sind, an Obdachlose
— vornehmlich solche, die aus
dem Sandlermilieu kommen —
Unterkünfte zu vermieten. Dennoch liegen viele Hoffnungen bei
diesem Verein!
Mitglieder dieses Vereins sind so-

zial tätige Organisationen, die den
in Frage kommenden Personenkreis betreuen.
Für die Finanzierung dieser Maßnahmen haben die Stadt schon
1987 200.000 S und das Land Tirol
500.000 S bereitgestellt. Heuer
wendet die Stadt dafür 300.000 S
und das Land 700.000 S auf.
Damit stellt die öffentliche Hand
allein im Rahmen des „Vereins
Wohnstart" heuer eine Million S
bereit! Natürlich: Mehr Geld
könnte man immer brauchen . . .

Sozial tätige Vereine
sind sehr wertvoll
Seit Jahren fördert die Stadtge
meinde Innsbruck sozial tätigt
Vereine, die sich in Not geratend
Menschen annehmen. Diese Per
sonen sind häufig ohne Wohnung
oder im Begriff, ihre Wohnung zv
verlieren. StR Sprenger: „Die Ar
beit dieser Organisationen ist au
ßerordentlich wertvoll und eine
nicht mehr wegzudenkende Ergänzung der kommunalen Fürsor
ge."
Für diese Hilfsorganisationen hat
die Stadt Innsbruck im Jahre 1987
2,0 Mio. S zur Verfügung gestellt
und auch für 1988 ist derselbe Be
trag vorgesehen. Trotz des Zwan
ges der Stadt, bei allen Ausgaben
zu sparen, fand hier somit kein
„Sozialabbau" statt! Nicht bestritten wird, daß man überall
mehr Geld brauchen könnte.

Hilfe im Einzelfall
kann so manchen
„Absturz" verhindern
Eine wichtige Aufgabe des sozialen
Netzes ist es, Familien, aber auch
Einzelpersonen einmalige Hilfestellung zu geben, wenn sie von Delogierung oder anderen Schicksalsschlägen bedroht sind. In den letzten Jahren hat die steigende Arbeitslosigkeit immer wieder akute
Notlagen geschaffen. Durch Gespräch mit den Hausverwaltungen
bzw. Wohnungseigentümern sowie
besonders durch einmalige finanzielle Unterstützungen und die
Übernahme von einzelnen Mietzinszahlungen gelingt es immer
wieder, den Verlust der Wohnung
zu verhindern. In einem einzigen
Jahr kann auf diese Weise mit einem Einsatz von mehr als 100.000
Schilling im Durchschnitt 20 bis 30
Familien und Einzelpersonen entscheidend geholfen werden.
Da es um das Geld der Steuerzahler geht, sind genaue Kontrollen
unumgänglich. Wenn, wie geschehen, ein Hilfesuchender einen
Wohnwagen finanzieren kann,
muß das Verständnis aufhören —
im Interesse aller Steuerzahler!

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 1

Der Speisesaal der städtischen Herberge Hunoldstraße bei der Ausgabe der
?rsten Mahlzeit für Unterstandslose am 24. Dezember 1987.

Ein kostenloses Essen täglich
für Unterstandslose im Winter
Beginn war am 24. Dezember — Dauer bis Ende März
(Eiz) Eine warme Mahlzeit täglich
sollen Unterstandslose im Winter erhalten, beschloß der Stadtsenat am 9.
Dezember. Am 24. Dezember wurde
das Essen erstmals in der städtischen
Herberge (Hunoldstraße) ausgegeben — und die Dankbarkeit, mit der
es von den Betroffenen angenommen
wurde, straft jene Lügen, die „die
warme Suppe" (so die bewußte Herabsetzung des Menüs) als unzureichend für die Lösung der Obdachlosenproblematik verteufelten.
Schon bisher haben sich kirchliche
Institutionen um Gratis-Essen für
Mittellose bemüht und tun dies weiter: die „Barmherzigen Schwestern" (bei der Kettenbrücke), die

Kapuziner, die Karmeliterinnen, die
Serviten und das Stift Wüten. Die
Stadt Innsbruck sieht ihre Aktion
nicht als Konkurrenz dazu, sondern
als sinnvolle Ergänzung. Man rechnet mit rund 100 Menschen, die dieses Angebot in Anspruch nehmen
werden. Einzige — „bürokratische"
— Erschwernis ist, daß die Betroffenen ihren Essenswunsch am Vortag
in der städtischen Herberge bekanntgeben müssen, weil die Zahl
der Essen der Betriebsküche bekanntgegeben werden muß: Es ist
dieselbe Firma, die im übrigen nicht
nur Obdachlose, sondern Firmen
wie Swarovski, die Sparkasse, die
„Tiroler Tageszeitung" bedient. . .

Überzeugten sich persönlich von der Qualität des Essens: Sozial-Stadtrat
Dipl. -Ing. Eugen Sprenger; SR Dr. Hermann Schweizer; GR Evelyne Braito
(von links).
(2 Fotos: Eliskases)

(Th) Das „statistische Leben" der
Landeshauptstadt Innsbruck beginnt 1946 mit der Herausgabe
des 1. Statistischen Jahrbuches
im Eigenverlag der Stadtgemeinde. Seit kurzem liegt die Statistik
in Buchform des Jahres 1986 und
damit der 40. Jahrgang vor.
Vergleicht man die bisherigen
Ausgaben, die zuerst im Drei-,
dann im Zweijahresabstand erschienen sind und seit 1970 jährlich herausgegeben werden, so
wird einmal mehr die Flüchtigkeit der Zeit deutlich. Das Format
der Bände hat sich auf die Hälfte
reduziert, der Umfang der Ausgaben wurde nur unwesentlich
verändert, auch die inhaltlichen
Schwerpunkte wie Bevölkerungsstand, Bau- und Wohnungswesen, Land- und Forstwirtschaft,
Gesundheitswesen usw. sind vielfach gleichgeblieben. Dies deshalb, so der Leiter des Statistischen Amtes, SR Mag. Klaus Menardi, um einen längerfristigen
Vergleich zu ermöglichen. Betrachtet man jedoch die einzelnen
Bereiche näher, so sind sehr wohl
beachtliche Unterschiede zu er-

kennen. So wurden z. B. 1947 die
Inländer auch nach ihrer Umgangssprache — magyarisch,
tschechisch und slowakisch —
festgehalten. Auch die französische Besatzungsmacht findet hier
ihren Niederschlag: 55 Villen,"
725 Wohnungen, 575 Zimmer
und 80 Garagen waren beschlagnahmt worden.
Längst sind heute anstelle dieser
damals interessierenden Themen
andere Bereiche getreten. So wird
z. B. seit Jahren Zahlenmaterial
über den Arbeitsmarkt, den Umweltschutz und — aufgrund der
zunehmenden Verflechtung der
Stadt mit den Umlandgemeinden
— die Stadtregion erhoben. Aktualität wird auch bei den Statistikern groß geschrieben.
Die Auflage des rund 350 Seiten
starken Statistischen Jahrbuches
beträgt 500 Exemplare. Der
Großteil der Druckwerke wird an
Gebietskörperschaften, Verwaltungen und Bibliotheken verschickt. Interessierte Mitbürger
können im Statistischen Amt,
Innrain 10, gerne Einsicht
nehmen.

Mehr Platz für Ankündigungen
Elf neue Litfaßsäulen aufgestellt — Weitere folgen
(Th) Für die Veranstalter kultu- zum kostenlosen Ankündigen
reller Aktivitäten, die bisher aus von kulturellen Veranstaltungen,
Platzgründen ihre Plakate auch z. B. von Vereinen.
an Haustüren, Zäune und Masten geklebt haben und damit das
Stadtbild verunzierten, stehen
seit kurzem neue Werbeflächen
zur Verfügung.
Die Tradition der Litfaßsäulen in
Innsbruck, die vor fünf Jahren
wieder aufgenommen wurde, erfährt nun mit zwanzig neuen Reklameträgern eine Fortsetzung.
Die bisher acht nach dem Berliner Reklamekönig Ernst Litfaß
benannten Säulen, der sie 1855
erstmals einsetzte, wurden im
Dezember von der Stadtgemeinde aufgestellt. Weitere drei Werbeträger sollen noch im Jänner
folgen.
Damit kulturelle Aktivitäten koDie Eternitzylinder, einen Meter stenlos und in ordentlichem Rahim Durchmesser, stehen auf men angekündigt werden können,
einem Betonfuß, für die Ab- läßt die Stadtgemeinde neue Litdeckung wurde Kupferblech ver- faßsäulen aufstellen. Kosten pro
wendet. Vorgesehen sind die Stück: 20.000 Schilling.
neuen Flächen ausschließlich
(Foto: Birbaumer)

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1988, Nr. 1

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