Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.8

- S.8

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Amtsblatt Nr. 8

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Innsbrucks l Herr O b e r b ü r g e r m e i s t e r D r . E g o n D e n z , dem der
Ausbau, die Entwicklung und die Verschönerung der Gauhauptstadt besonders am Herzen liegt, hat schon vor einiger Zeit die
verantwortlichen Stellen angewiesen, auch die Frage der Verschönerung und Erhaltung unserer Altstadt einer besonderen Prüfung zu unterziehen. Auf die wertvolle Anregung hin sind nun
einige Fachleute am Werke, um diese brennende Frage einer
günstigen Lösung entgegenzuführen. Als Auftakt zu dieser Arbeit
spricht der bekannte Innsbrucker Ingenieur Arch. Z. V. Alfred
Matuella besonders zur Kaufmannschaft der Altstadt. (Die Schriftleitung.)

Es ist der Wille des Führers, dem deutschen Volke nicht
nur neuen Kulturbesitz in bester Form zu geben, sondern
auch das bestehende Kulturgut in würdiger und anständiger Form Zu erhalten. Besonders das mannigfache Bild
der deutschen Landschaft, der Dörfer und der Städte, das,
so verschieden es im großen Reiche auch gestaltet erscheint, doch das gleiche, einheitliche deutsche Gesicht trägt,
muß gepflegt und erhalten werden. Wieviele Häuser finden wir in unseren deutschen Gauen, die so selbstverständlich wie Bäume, und wieviele Dörfer, die wie Wälder fo natürlich und verwachsen in der Landschaft stehen.
Sie alle sind wie auch unsere Burgen und unsere Türme
aus jenem Geiste der Arbeit und des Kampfes erwachsen,
der all unserem Schaffen sein einheitliches Gesicht aufprägt.
I n den letzten Jahrzehnten entstand leider ein Geist,
der unseren Städten und leider auch schon unseren Dörfern und sogar schon der Landschaft ein anderes Gesicht
verlieh, ein Geist, der dieses Gesicht nicht mehr aus einer
einheitlichen, gesunden und natürlichen Weltanschauung
heraus schuf. Unsere Dörfer und Städte geigen heute
schon vielfach uneinheitliche, verlogene, gefälschte, ja auseinanderstrebende und sich bekämpfende Züge. Die Ruhe
in der Erscheinung unserer Dörfer, die Hoheit unserer
Städte wurde von einem Liberalismus, der meinte, überall so bauen und schalten und walten zu können, wie er
wollte, zerstört, und beste deutsche Kulturgüter wurden
aus materiellen und egoistischen Gründen verwüstet.
Erst heute wieder geht ein geeintes Volk aus einer geschlossenen Haltung heraus daran, sein deutsches Kulturgut von den übelsten Entstellungen zu reinigen und es
durch neue schöne Leistungen zu vermehren.
Eines der übelsten Kapitel in der Verwüstung unserer
Städte und Dörfer bildet die übertriebene Reklame.
Werbung, mit Anstand und Würde betrieben, ist notwendig, ja sogar erwünscht und läßt sich auch in die schönsten Landschafts- und Stadtbilder so gut einfügen, um
nicht im geringsten unangenehm zu wirken. Aus unseren
Stadtbildern sollen ja keine Museumstücke gemacht werden, im Gegenteil, es soll Stadt und Land vom Leben
durchpulst und vom Leben gestaltet werden. Diese neuen
Forderungen des Lebens, die Technik, der Verkehr, die
Reklame und wie sie alle heißen mögen, sie dürfen nicht

uns beherrschen, wir dürfen nicht zu ihren Sklaven werden, sie müssen uns vielmehr dienen, wir müssen sie uns
in bester Form zunutze machen.
I n diesem Sinne soll nun auch bei uns gearbeitet werden. Gerade wir, die wir eine so schöne Stadt unser eigen
nennen dürfen, eine Stadt, die fast täglich Hunderte von
Gästen und Besuchern aus anderen deutschen Gauen beherbergt. Wir wollen einmal beginnen, unsere Häuser
und Straßen von allen schlechten und unwürdigen Reklameeinrichtungen zu säubern. Dabei wollen wir in echt
nationalsozialistischem Geiste zuerst einmal an die Allgemeinheit, das ist in unserem Falle die Erscheinung des
ganzen Hauses, das Gesicht des gesamten Etraßenbildes,
denken und dann erst an uns selbst, an unseren vermeintlichen eigenen Vorteil. Es ist wohl sicher nicht der Fall,
daß in eine Tabaktrafik in einem unserer schönsten Häuser der Altstadt auch nur ein Käufer mehr hineingeht,
weil diese Trafik drei Blechtafeln in höchst geschmackloser
Art angebracht hat, oder daß in dem benachbarten Gasthof auch nur ein Gast mehr nächtigt, weil dieser Gasthofbesitzer nebst vieler vernachlässigter und verrosteter Reklametafeln und anderer unwürdiger Werbeeinrichtungen sogar noch einen alten, unbrauchbaren Gaskandelaber mit der Aufschrift: „Fließendes Wasser" versah. Die
Zeit ist nicht mehr ferne, in der jeder Volksgenosse nur
mehr Geschäfte mit vornehmer und würdiger Werbung
bevorzugen und jene mit den heute noch üblichen marktschreierischen und aufdringlichen Reklamen meiden wird.
Unsere Hitlerjugend wird bereits vollkommen in diesem
klaren Geiste erzogen. Darum herunter mit allen zu großen und zu aufdringlichen Firmenschildern, mit allen vernachlässigten, verschmutzten, verrosteten und abgeblätterten Reklametafeln, herunter mit den geschmacklosen
Steckschildern, von denen nur das eine das nächste andere
verdeckt und alle zusammen das ganze Straßenbild, herunter mit den vielen überflüssigen und zu großen Schaukasten von den schönen Pfeilern und Säulen unserer
guten, alten Häuser! Setzt an Stelle all dieser Undinge
einfache Buchstaben in klaren Formen an die Häuser,
hängt bescheidene Firmenschilder in guten Farben an die
Wände und fügt die notwendigen Schaukasten würdig
und anständig in die Bauten ein! Wie ein Bild die Wandfläche eines Zimmers schmückt und nicht erschlägt, wenn
es richtig und gut an diese Wand gehängt wurde, so sollen
auch die Aufschriften, Firmentafeln, Leuchtschilder und
Schaukasten unsere Bauten zieren und nicht verunstalten. Auf den Takt kommt es hiebei an, einzig und allein
auf den Takt. So wie wir als Volk eine Einheit bilden
wollen, fo wollen wir auch unserem Stadtbild wieder
jenes einheitliche Gesicht, jenes deutsche Gesicht geben,
welches durch den Geist des Liberalismus jenen uneinheitlichen, auseinanderstrebenden und verzerrten Zügen
weichen mußte.