Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.8

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1938_Amtsblatt_08
Ausgaben dieses Jahres – 1938
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Amtsblatt Nr. 8
Dieser überaus gutmütige, gottesfürchtige und höchstleutselige Kaiser
beschloß in der nämlichen Burg, wo sein dl. Vater Herzog Leopold
von Lothringens vor 86 Jahren, am 11. September 1679, das
Licht der Welt erblickte, feine ruhmvolle irdische Laufbahn und
brachte diese nicht höher als auf 56 Jahre 7 Monate und 6 Tage.
Das Römische Reich hat er in das 20. Jahr mit unvergeßlicher Liebe beherrscht. Die Bestürzung in der Burg und in der
Stadt, wohin sich diese Schreckenspost in dieser Nacht noch möglichst
verbreitete, ist besonders über diesen plötzlichen Hintritt S.Maj. allgemein und grenzenlos, denn es scheint als hätte der Tod jedermann einen Vater entrissen.
") Kaiser Leopold I. hat im Jahre 1678 feinen Schwager Herzog Karl
von Lothringen, den Gemahl setner Schwester Eleonora Maria, verwitwete
Königin von Polen, der 165N die Tüllen vor den Mauern Wiens schlug
zum Gouverneur von Tirol ernannt. Schon im folgenden Jahre lam in der
Hofburg Leopold von Lothringen, der Vater des Gemahls der Kaiserin
Maria Theresia, zur Welt. (Hiezu auch »InnsbruÄer Nachrichten".

QekMckte der
in Innsbruck
VonDr. KarlSchadelbauer
(2. Beitrag)
Da es seit dem Erscheinen des ersten Beitrages im Juni-Heft des
„Amtsblattes" möglich wurde, in die Matrikelbücher des Innsbrucker Rabbinats Einficht Zu nehmen, kann nunmehr über die
Verbreitung der Juden in Tirol im 19. Jahrhundert ausführlicher
berichtet werden. Wie bereits erwähnt wurde, befanden sich um
1840 zu Hohenems in Vorarlberg 92 jüdische Familien, während
es in Tirol nur deren 8 gab. Die Matrikelbücher der Juden
(seit 1784) wurden daher in Hohenems geführt. Durch die Verordnung Kaiser Josef I I . vom 23. Juli 1787 hatten die Juden ab
1. Jänner 1788 einen bestimmten Geschlechtsnamen und einen
deutschen Vornamen zu führen. Von diesem Zeitpunkte an waren
auch die Beschneidungs- und Geburtsbücher ausnahmslos in deutscher Sprache zu führen und überhaupt alle Geborenen. Getrauten
oder Gestorbenen nur mit dem neuen Namen einzutragen. I n dem
Geburtsbuch vom Mai 1784 bis Jänner 1821 wird nur eine einzige
Geburt in Innsbruck ausgewiesen, nämlich die eines Sohnes Jacob
des Josle und der Rosei Sulzer im Jahre 1800. Außerdem ist darin
noch eine Geburt in Bozen angegeben, wo im gleichen Monat Juni
ein David Löwengart als Sohn des Joseph Wolf Levi und einer
Cäcilia Zur Welt kam. I m Jahre 1836 übersandte der Stadtmagistrat Innsbruck dem Rabbinat zu Hohenems ein Verzeichnis
über die Geburtszeiten der Kinder des Innsbrucker Handelsmannes Martin Steiner, der mit einer Johanna Seelmann verheiratet war. Von 1814—1829 sind zehn Kinder namens Rosalia.
Adelheit. Rosamunda, Wilhelmine, Mathilde, Gabriele. Max.
Sigmund, Emma und Adolf eingetragen.
Einige Angaben über die damals in Innsbruck ansässigen Juden
vermitteln übrigens auch die — seit 1828 im Stadtarchiv vorhandenen — Totenbücher. Darin findet sich z. B. angegeben, daß
1828 ein Sohn des Handelsmannes Steiner in der oberen Sillgasfe Nr. 271 (d. i. um 1880 Nr. 15 im Besitz des Bankiers Julius
Stern) bei der Geburt starb und „auf hebräischem Gebrauch"
begraben wurde. Bald danach starb dem Tuchfabrikanten David
Friedmann, wenige Häuser weiter (Sillgasse 276, später 5), ein
Sohn bei der Geburt, und der Handelsmann Adolf Uffenheimer
in der Stadt Nr. 100 (Schlotzergasse 1) verlor einen Sohn an
Gichtern. 1829 starb ein Sohn des Kaufmannes Löwenstein im
Haufe des gen. Friedmann, die Handelsfrau Sophie Danhauser
in der Judengasse 107 (Schlossergasfe 15) an „Versetzung des Frisels
aufs Gehirn" und die Handelsfrau Blum in der Neustadt 100
(Maria-Therefien-Strahe 14). I m Jahre 1831 war Lazarus Bernard,
ein uneheliches Israelitenkind, das in Steinach starb, zur
Beerdigung auf den jüdischen Begräbnisplatz nach Innsbruck
gebracht worden. I m gleichen Jahre starb auch ein Sohn des
jüdischen Mineralienhändlers Gebhart.
Mit dem Jahre 1831 beginnt im israelitischen Geburtsregister
eine eigene Abteilung für Innsbruck. Das vorliegende Buch, ein
vorschriftsmäßiges, vorgedrucktes Geburtsregister nur mit Rubriken
für „katholisch" und „protestantisch", ist so unübersichtlich angelegt,
daß dessen Einteilung näher beschrieben werden muß. Das Buch
beginnt mit Eintragungen, die sich hauptsächlich auf Hohenems
beziehen, seit Oktober 1855. Bis 1880 ist bei den einzelnen Eintragungen meist kein Ort angegeben, hie und da eine Hausnummer,
die sich zweifellos auf Hohenems bezieht, und bei einigen Fällen

eine fremde Stadt, wie Wien. Venedig. Karlsruhe. St. Gallen,
Konstantinopel, London ufw. Dreimal wird Bozen genannt (1868
und 1869 Egg, 1879 Schwarz). Seit 1880 wird dann jedesmal der
Geburtsort ausdrücklich angegeben. Von 1880—1911 werden dabei
fünfmal tirolifche Orte genannt: Bozen (1880, Schwarz), Et. Anton
am Arlberg (1883, Pollak), Pians (1883, Schneider. Bahnbau!).
Landeck (1886, Straßmann) und See im Patznaun (1910. Kandelka).
Seit August 1911 erscheinen häufig Eintragungen über Geburten
in Innsbruck (z. B. 1911: 6, 1912: 10) neben den anderen in
Meran, Untermais. Trient, Bregenz, Hohenems usw. Sie reichen bis
Seite 56. wo sie mit Dezember 1927 aufhören. Von Seite 71—84
folgen dann 66 Geburtseintragungen nur für Meran. Ober- und
Untermais. Algund und Grätsch von 1898—1912. Unter dem Titel
„Innsbruck" werden auf den Seiten 101—128 Eintragungen für die
Jahre 1889^-1910 geführt, von denen 119 Innsbruck. 5 Jenbach,
4 Schwaz, je 3 Bozen und Wörgl, je 2 Trient und Ala und
je 1 Lienz, Absam und Ötz betreffen. Auf Seite 143/4 folgen
elf befondere Eintragungen für Welschtirol von 1894—1902 (davon
viermal Mantel, Trient), und daran schließt sich der älteste Teil
„Innsbruck" für die Jahre 1831—1895 (S. 156—167). Nun kommt
wieder ein Stück „Bozen", und zwar 33 Eintragungen von 1830 bis
1910 (T. 169—174), von denen die ersten 6 von 1830—1841 die
Familie des Gerson Marx betreffen, und die 7. (Huldschiner)
erst von 1874 stammt. Den Abschluß des Buches bildet ein 3. Abschnitt „Meran". in dem 19 Geburten von 1878—1887 (S. 191
bis 193) verzeichnet sind. Kurz zusammengefaßt ergibt sich aus
dem ganzen Durcheinander, daß in diesem Geburtsregister die
Eintragungen für Innsbruck von 1831—193? in drei Teilen
vorliegen.
Die ersten 8 Eintragungen von 1831—1845 betreffen Kinder
des Ezechiel Danhauser und seiner Frauen Regina Buchau und
Barbara Vierfelder. Nach dem Tode des Ez. Danhauser (1869)
führten seine Söhne Jacob und Wilhelm die Weitzwarenhandlung
in der Schlossergafse Nr. 15. I m Jahre 1846 erscheint eine Tochter
des k. k. Spitzenfabrikanten Wolfgang Grünhut aus Muttersdorf
in Böhmen und einer Gabriele Steiner, zweifellos der Tochter des
Handelsmannes Martin Steiner. Bis 1872 werden dann noch
7 Danhauser und 1 Steiner genannt. Von 1872—1888 sind folgende
Elternpaare eingetragen (Beruf und Herkunftsort sind, soweit
angegeben, beigefügt):
Der Kleiderhändler und Schneidermeister Gerson Weiser aus
Gyöngyös (Ungarn) und Theresia Spiz — der Kaufmann Alexander
Mayer aus Pretzburg und Fanny Bauer aus Mattersdorf (Ungarn)
— der Kaufmann Sigmund Freudenfels und Friederike Jerusalem
— der Kaufmann Louis Bauer und Anna Ellinger — der KleiderHändler Gutmann Ernst aus Echleining (Ungarn), bei dem oft irrig
„Gutmann" als Familienname verwendet wurde, und Maria
Preuß — Adolf Fehler aus Miscowitz (Böhmen) und Hermine
Goldschmidt — Friedrich Götz! aus Nimeritz (Böhmen) und Jeanette
Einhorn — der Kleiderhändler Salomon Baum aus Kolbuszow
in Galizien und Mina Preuß aus Preßburg — der Kaufmann
Marcus Wohl aus Bolechow (Galizien) und Babette Lang — der
Graveur Adolf Schönmann aus Kolbuszow (Galizien) und Katharina Preuß aus Preßburg — der Kaufmann Moriz Kohn aus
Nionic bei Ung. Brod und Johanna Glaser aus Holleschau (Mähren)
— der Kaufmann Victor Schwarz aus Esseg in Elavonien und
Rosa Bauer aus Mattersdorf (Ungarn) — der Möbelhändler Michael
Brüll aus Hernals und Mina Bauer — der Handelsmann Samuel
Schindler von Soraus in Oberschlesien und Sofie Dubsky. Von der
Veröffentlichung der Namen der letzten 50 Jahre wird einstweilen
abgesehen. Die vorstehenden Angaben vermitteln eine deutliche
Übersicht über die Zuwanderung von in Innsbruck wohnhaften
Juden aus dem Osten. Während in den Siebzigerjahren (1871 bis
inklusive 1880) nur 13 Kinder von 7 verschiedenen Elternpaaren
zur Welt kamen, waren es 1881—1890 schon 37 von 21 Elternpaaren und in den Neunzigerjahren 55 von 22 Elternpaaren, von
denen jedoch ein Dutzend erst neu auftritt.

familienkundlickes aus Innsbruck
V o n Dr. K a r l S c h a d e l b a u e r
Nachdem nunmehr auch in Osterreich der Ariernachweis zu erbringen ist, dürfte die in Tirol ohnehin schon ziemlich gepflegte
Familienforschung noch eine weitaus stärkere Verbreitung erfahren.
Daher scheint es gerechtfertigt, ihr auch im „Amtsblatte" einen
Platz einzuräumen und darin Fragen, welche sich auf die Bewohnerschaft der Stadt beziehen, zu behandeln. Besonders sollen Namens-