Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.7

- S.3

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Amtsblatt Nr. 7.

Das Innsbrucker Swötarchw
Die Innsbrucker Chronik öes
Gottfrieö pusch von 77^5 ^ 17S1
Von Dr. K a r l Echadelbauer

(11. Fortsetzung)

(1765.) 9. August: Heute wurde die von I . Maj. der Kaiserin
der hiesigen Pfarrkirche zu einem Opfer für das großherz. Brautpaar verehrte, silberne Lampe mit einem darüber schwebenden,
gedoppeltem Herzen von reinem Golde vor dem Hochaltar aufgehängt.
Abends war Appartment bei Hofe, wobei sich die berühmte
Dichterin Morelli Fernandez aus Toscana, genannt Cariila, auszeichnete, indem sie die ihr aufgegebenen Fragen sogleich aus dem
Stegreife in gut gelungenen Versen unter Begleitung der Laute
eines ebenfalls berufenen Virtuosen singend beantwortete.
Außer andern vielen Fremden langte heute auch der hw. H.
Bischof von Mantua de la Puebla mit einem zahlreichen Gefolge
hier an.
IN. August: Heute um 11 Uhr Vormittag verfügten sich allerh.
und höchsten Herrschaften in die Kirche des exemten erzh. Frauenstifts, des sogen. Regelhauses ^ und wohnten daselbst dem öffentlichen Gottesdienste bei und beehrten nachmittags ein in dem
großen Saale des Schulhauses der P. P. Jesuiten in deutschen
Reimen aufgeführtes und mit allegorischen Chören eingelegtes
Schauspiel, welches die gesuchte, gefundene und heimgeführte
Braut Rebeca auf einem neuerrichteten zierlichen Theater vorstellte, welches Stück gegen 8 Uhr dauerte, nach dessen Vollendung der allerh. Hof sich zu einem italienischen Lustspiele in dem
Opernhause (Hoftheater) begab.
Heute langte der hw. H. Fürstbischof von Trient, Christoph v.
Sizzo, dahier an und nahm sein Absteigquartier bei den P. P.
Seroiten.
Anmerkung: Auch der hw. H. Fürstbischof von Vrixen. trifft
hier ein.
11. August: Heute wurde das mit so vielem Veifalle aufgenommene Singspiel Romulo und Ersilia wiederholt.
13. August: Heute war bei Hofe Galla wegen des erfreulichen
Geburtsfestes I . K. H. der Erzh. Elisabeth. Die fremden Herrn
Minister und hohen Standespersonen, als auch der ganze hiesige
Adel statteten daher I . Kais. Maj. ihre Glückwünsche ab.
Diesen Vormittag geruhete auch S. Maj. der Kaiser dem schon
vor einiger Zeit ernannten Ordensritter des goldenen Vließes
H. Grafen v. Rosenberg, Excell., K. K. Botschafter am spanischen
Hofe, die Ordenskette in höchstdero Appartement umzuhängen.
An diesem Vormittag erfolgte auch die Eheverlobnis zwischen
der Tochter S. Excell. des ersten Oberhofmeisters H. Grafen v.
Uhlefeld und dem K. K. Kämmerer H. Gf. v. Waldstein bei Hofe
vor I . K. K. Maj. und vielen hohen Standespersonen, worauf
dann das gräfliche Brautpaar zur kaiserlichen Tafel gezogen
worden.
Wegen des schon durch längere Zeit anhaltenden Regenwetters
ging heute von der Stadtpfarre eine Prozession, der sich auch die
Ordensgeistlichkeit anschloß, nach der Siebenkapellenkirche 2 auf
dem Stadtsaggen, um von Gott eine gedeihliche Witterung für die
Feldfrüchte zu erbitten. Abends war wieder Gesellschaft bei Hofe,
nach welcher sich der allerhöchstderselbe, da es zu regnen nachgelassen hatte, auf den Rennplatz begab, um dem zwischen diesem
> Das Ziegelhaus an der Stelle der heutigen Klosterkaserne wurde 1783 auf»
gehoben.
« Die Siebenlapellenkirche auf dem Spitalmahd an der T i l l wurde unter Kaiser
Josef I I . gesperrt.

und der Reitschule schon seit langer Zeit mit einem Aufwände
per IIWl) fl. unter der Direction eines gewissen H. Sarti zubereiteten Kunstfeuerwerke zuzusehen. Die wesentlichen und schönsten Bestandteile dieses Feuerwerkes bildeten drei große Tempel.
I n dem Mittlern, etwas größern strahlenden Tempel prangte der
Namenszug I . Ma. der Kaiserin im stärksten Brillant Feuer, in
dem einten Seitentempel befand sich ebenfalls der Namenszug
S. M. des Rom. Königs allein, wie in dem andern Seitentempel
ein gleiches mit dem Namenszuge S. M. des Kaisers erfolgen
sollte. Da fiel plötzlich ein gewaltiger Regen und verlöschte den
teuern Namen unsers geliebten Kaisers. Der allerh. Hof zog sich
eiligst in die Hofburg zurück und die große Masse des zusehenden
Volkes, welches aus diesem Umstände eine üble Vorbedeutung
nahm, verließ mit schwerer Ahndung (!) diesen Platz.
lNeben diese Erzählung schrieb Pusch am Rande: „aus der Erzählung meines seligen Vaters".)
Anmerkung: Ueberhaupt raubte das fortwährende Regenwetter
dem allh. Hofe vieles Vergnügen, denn wenn es eine günstige
Witterung gestattet hätte, so würden von demselben verschiedene
Spazierfahrten auf das Land nach Stams, in das Achenthal, in
Zillerthal, in das Stubay und nach den auf dem Mittelgebirge fo
schön gelegenen Dörfern Lans, Mutters, Axams unternommen
worden fein, so aber mußte sich der Hof statt diesen Ergötzungen
bisher abwechselnd auf Appartements und auf den Theaterbesuch
beschränken.

Malrikeleintragungen über Illegitime
Von

Dr. K a r l

Schadelbauer

Bei der Zusammenstellung des Ahnennachweises bereitet gar
nicht so selten ein „illegitimer", d. i. unehelicher Ahne, ein unüberwindliches Hindernis und macht die Fortsetzung der Ahnenreihe unmöglich. Immer wieder taucht daher die Frage auf, was
eigentlich in den Matrikelbüchern, vorzüglich den Taufbüchern,
über die illegitimen Kinder eingetragen steht und inwieweit deren
Eltern angemerkt wurden?
I n vielen neueren Taufbüchern wurden die Illegitimen einfach
zwischen den Legitimen ohne alle Absonderung eingetragen und
einzig der Platz für den Vater freigelassen. I n früherer Zeit
(18. Jahrhundert) wurden die unehelichen Kinder nicht ungerne
in einer eigenen, der Taufmatrikel der ehelichen angehängten
Liste verzeichnet. Das Taufbuch der St.-Iakob-Pfarre in Innsbruck von 1711—18 trägt 3. V. den Titel „Aufschreibung der eheund unehelichen Kinds Taufen", der die Vermutung nahelegt, daß
darin alle Kinder, ob ehelich oder unehelich, eingetragen worden
seien. Bei genauer Durchsicht des Buches zeigt sich aber, daß auf
den letzten Blättern die unehelichen Kinder in einer eigenen „Aufschreibung der unehelichen Kindstaufen" verzeichnet wurden. I n
einem späteren Buch (von 1752 an) wurde diese Liste als „^.ppen6ix Illeziiimorum", d. h. Anhang der Illegitimen, bezeichnet und
ihr der Bibelspruch vorangestellt: „?eccaverunt pair« noxtri et
kecerunr inalum in conspectu 6c>mini 6ei noztri" (— Es sündigten
unsere Väter und taten Uebles vor dem Angesicht des Herrn,
unseres Gottes). Um ein Beispiel von einer Landgemeinde der
Umgebung anzuführen, sei erwähnt, daß im Taufbuch der Pfarre
Tulfes-Rinn von 1721—84 die unehelichen Kinder ebenfalls in
einem eigenen Abschnitt, „data1oßU5 iiiezitiinolum" betitelt, eingetragen wurden. Ein eigenes Taufbuch für uneheliche Kinder findet
sich bemerkenswerterweise bei der Pfarre Vrixen am Eisack.
Dieses „Taufuuech fir die unehelichen Khinder, so alda vei St.