Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1986

/ Nr.12

- S.10

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„Rollende Bomben" unterwegs auf unseren Straßen
Gefährlichkeit der transportierten wSehadstoffe nahm rapide zu — Giftstoffdatei der Feuerwehr
(We) Der (.itiuntali in dei
Nacht vom 12. auf 13. November am I"aschberg (ein Fernlasler fuhr auf zwei mit Giftfässern beladene Lkw auf) hat
es uns wieder deutlich vor
Augen geführt: Die Zeiten
sind orhei, wo ein umgestürzter Iteii/iiitanker die schwerste Belastung für die Umwelt
und die Feuerwehren darstellte. Gefährlichkeit und auch
die Menge der Schadstoffe
und chemischen Gifte haben
in unvorstellbarem Ausmaß
zugenommen. Großräumige
Schäden für ganze Bevölkerungsteile sind im Unglücksfall nicht auszuschließen. Tirol weist die höchste Frequenz
von Gcfahrcntransportcn in
Österreich auf, und die Hauptverkehrsader verläuft nun
einmal am Südrand unserer
Stadt.
Nur der Tüchtigkeit und Uneigennützigkeit der Feuerwehrmänner, einer Portion
Glück, daß sich das ausgeronnene Anilinöl und das Hydrochinon nicht entzündeten, sowie der Tatsache der in diesem Fall richtigen Deklarierung
des mitgeführten Inhaltes ist
es zu verdanken, daß Innsbruck am 13. November an einer großen Katastrophe vorbeigingDoch es gibt auch „schwarze
Schafe" unter den Frachtern,
die gefährliche Stoffe überhaupt nicht angeben oder auch

lU>ihgtjiige Antlinol utti/i aus den zarbeulten Fässern. Haue es ;u brennen begonnen, wure eine
Katastrophe unvermeidbar gewesen.
vorsätzlich falsch deklarieren.
Dazu kommt ein immer härter
werdender Konkurrenzkampf
und damit verbunden eine oft
übergebührliche Ausnützung
der Fahrer und des Transportgerätes. Bei täglich 4000 Lkw,
wovon rund 200 mit Schadstoffen beladen sind, ist eine lükkenlose Kontrolle nur schwer
möglich. Ein vom Land Tirol
eingerichtetes fahrbares Labor,
durch das an Ort und Stelle
stichprobenartig Stoffanalysen
gemacht werden können, ist
auch nur ein „Tropfen auf ei-

nem heißen Stein". Branddirektor Ing. Thomas Angermair
fordert daher: „Die Kontrollen
auf Straße und Bahn in Zusammenarbeit mit Polizei, Gendarmerie, Zoll und den speziell
auf die Schadstoffkontrolle
ausgebildeten und ausgerüsteten Dienststellen müssen verstärkt werden, um das sich
ständig verändernde Schadstoffszenarium unter Kontrolle
zu bringen."1
Doch mit dieser Forderung
nach verstärkter Kontrolle begnügt sich die Feuerwehr der

Stadt Innsbruck, die schon in
vielen Fällen Pionierarbeit geleistet hat, nicht. Schließlich
sind es die Feuerwehrleute, die
in erster Linie mit der Schadstoffabwehr konfrontiert sind
und die durch heimtückische,
auf Anhieb nicht erkennbare
Reaktionen der mitunter falsch
deklarierten Ladung in lebensbedrohliche Situationen kommen. Abgesehen von der Verantwortung für die Bevölkerung.
Zur raschen Feststellung der
Schadstoffdaten hat die Berufsfeuerwelir in einem Zeitraum von zwei Jahren eine
Computer-Schadstoffdatei aufgebaut. Über Funkverbindung
können über einen Monitor
im Finsalzwagen die erforderlichen Daten in Sekundenschnelle aulgezeigt und sogar (lokiimenlationsreif ausgedruckt werden. Wenn man
über die Beschaffenheit des
Giftes Bescheid weiß, wenn
man weiß, wie es reagiert, zum
Beispiel bei Regen, Milze oder
beim Zusammentreffen mit
anderen Stoffen, dann ist schon
iel gewonnen. I ine enge
Zusammenarbeit bestellt mit
Besonders schwierig war die Bergung der verletzten iahrer. In den zerbeulten Fuhrzeugen ein- dem Chemischen Institut an
geklemmt, mußten sie mit Bergescheren und Spreizgeräten von den tapferen Feuerwehrleuten befreit
der Universität Innsbruck, wo
werden.
(Fotos: Berufsfeuerwehr Innsbruck) rund um die Uhr ein Sach-

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Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1986, Nr. 12