Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.4

- S.4

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.Amtsblatt Nr. 4

Das Innsbrucker Haötarchw
Vie Innsbrucker lthronik öes

GoUfrieö pusch von
Von Dr. K a r l Tchadelbauer

(8. Fortsetzung)

I n der Chronik folgt nun eine zweieinhalb Seiten lange Beschreibung des am
4. August eröffneten Freischiehens mit Aufzählung der ausgesetzten Preise. Da
Zoller ( I I , 193—3) fast genau dasselbe darüber schreibt und das Laoschreiben
außerdem von I . E. Bauer i n dem Vuche „Innsbrucker Schützenwesen und Schützenfeste" (S. 5»—61) und neuestens anläßlich des 8. öfterr. Vundesschietzens i n
Innsbruck (Ende Juni 193?) vom Verfasser im Aufsätze „Das Freudenschießen zu
Innsbruck im Jahre 1763" (Innsbr. Nachrichten, 1937, Nr. 144) abgedruckt wurde,
wird hier von einer neuerlichen Veröffentlichung abgesehen.

Am 19. April 1809 war der bei den Kämpfen in Innsbruck verwundete, heldenmütige bayerische Oberst Karl Frh. v. Ditfurth im
Stadtspital seinen Verletzungen erlegen. I n dem Nachlaß seines im
Jahre 1861 verdorbenen Sohnes, des Hauptmannes Maximilian
Frh. v. Ditfurth, fand sich eine Lebensbeschreibung dessen Vaters, die
1864 in Kassel herausgegeben wurde. Aus diesem, hier wohl wenig
bekannten Buche seien zwei Stellen herausgehoben, die zwar vor
etwa 75 Jahren geschrieben, auch in diesen Tagen noch lesenswert
erscheinen.
So schreibt Ditfurth gelegentlich seiner Darstellung der bayerischen
Waffentaten im Jahre 1805:
„Was für ein Volk würden wir Deutschen fein, wenn es uns
vergönnt gewesen wäre, die tapferen Taten, welche wir im Bund
mit dem Ausland verrichtet haben, für ein einiges, großes deutsches
Vaterland zu vollbringen?"
Nach der Schilderung der mit allen einem General gebührenden
militärischen Ehrenbezeugungen durchgeführten Beisetzung feines
Vaters am 21. April 1809 zu Innsbruck bricht Ditfurth in folgende
bittere Klage aus: „So oft ich meines teuren Vaters und feines
frühen ehrenvollen Todes gedenke, beklage ich nur das eine: daß
seine soldatische Tüchtigkeit sich durch Schicksalschlutz fast nur im
Kampfe gegen Deutsche, gegen seine Landsleute hat betätigen können. Bayern, durch die Arglist des fränkischen Imperators (d. i. Napoleon) und durch die unabwendbare Macht der Verhältnisse gegen
Oesterreich ins Feld geführt und schließlich mit dem Danaergeschenk
Tirols ausgestattet, hat durch echt deutsche Gesinnungs- und
Handlungsweise die damalige Zeit längst gesühnt. Deutschland, unser
gemeinsames herrliches Vaterland, hat in der Schule der Leiden, die
es vor mehr als 50 Jahren durchleben mußte, den Grund zu der
Erkenntnis gelegt, daß Eintracht stark macht, und wenn es dem
edeln deutschen Volk auch noch nicht gelungen ist, politische Einheit
zu erringen, wird es doch ohne allen Zweifel einmütig in dem Verdammungsurteil sein: Fluch der Hand, die je wieder ein Bündnis
mit dem Ausland unterzeichnet und den brudermörderischen Kampf
zwischen Deutschen entzündet! Verflucht sei jeder, der Deutsche gegen Deutsche in den Kampf treibt, er foll weder vor dem Richterstuhl Gottes noch vor dem des deutschen Volkes Erbarmen finden!"

(1765) 5. August: Montag: Heute an dem feierlichen und uns allen
unvergeßlich bleibenden, hocherfreulichen Tage, an welchem die Bestätigung der Eheverlobnis zwischen S. K. H. dem Groß- und Erzh.
Leopold und der Infantin von Spanien Maria Louise K. H. vor
sich gehen wird, war ungeachtet des eingefallenen starken Regenwetters um Mittagszeit schon alles in freudiger Erwartung und
größter Bewegung vorerwähnte dl. Erzherzogin zu empfangen.
Eine Kompagnie Landmiliz von Wilten und eine andere von ganz
gleicher Kleidung stellte sich von dem Stifte Wilten an bis in das
dortige Dorf, welches von zwei "Escadronen Löwenstein Dragoner
befetzt wurde. Ober und unterhalb der Triumphpforte am Anfange
der Neustadt standen die von Innsbruck unter dem Hauptmann
Andreas Villod und den Lieutenants Josef Ritz und Jakob Fischnaller und den umliegenden Dorffchaften- versammelten Bürger- und
Landmiliz Compagnien. An diese schlössen sich die hiesigen und
fremden Scharfschützen an, welche gleichfalls nach ihren Städten
und Gerichten in ordentliche Compagnien unter ihren Fahnen verteilt waren. Jede derselben hatte ihre besondere Uniform und eigene
Feldmusick, welche nebst einem unaufhörlichem Frohlocken beständig erscholl. Auf der Triumphpforte und dem Stadtturme ertönten
Trompeten und Paucken und auf den Höttinger Anhöhen donnerte
das schwere Geschütz. Gegen 6 Uhr abends setzte sich der ganze,
große Zug auf folgende Ar" in Bewegung:
Voraus ritt eine Escadron Löwenstein Dragoner. Diesen folgten
einige K. K. Hofwägen, jeder mit 6 Pferden bespannt, in welchen
sich die K. K. Kämmerer in prächtiger Gallakleidung befanden.
Voran und auf beiden Seiten gingen die sämentlichen Bedienten
in ihrer Galla Livrie. Darauf kamen S. Exc. Herr Gf. Ursin v. Rosenberg, K. K. Botschafter am K. Spanischen Hofe, als auf der
V o n Dr. K a r l S c h a d e l b a u e r
Reise I . K. Hoheit bevollmächtigter Commissair, und E. Exc. H. Gf.
Thurn, als zu höchstdero Bedienung auf der Reife ernannter OberstAm 26. August 1911 veranstalteten R. v. Attlmayrs Erben eine
hofmeister. Nun kam I . K. Hoheit, die Infantin, in einem prächtigen
freiwillige
Feilbietung des Schlosses Weiherburg. Der ganze BeHofwagen, in welchem höchstdero Frau Obersthofmeisterin, die Grä- sitz von 37.000
Quadratklafter Grund samt dem Schloß, den Kunstfin o. Thurn gegenüber faß. Die Kleidung der Erzh. Infantin beund Einrichtungsgegenständen wurde zunächst um 250.000 Kronen
stand aus einem Silberstücke und der Schmuck von Juwelen war
ausgerufen. Da sich hiefür jedoch kein Bieter fand, wurde die Lievon einem unschätzbaren Werte. Neben höchstdero Wagen ritt T.
genschaft neuerdings ohne Fährnisse um 200.000 Kronen angeboten.
Exc. der Herr General-Erb-Hosvostmeister Gf. v. Paar, den WaUm diesen Preis erwarb nun Bürgermeister Greil die Weiherburg
gen umgaben Heyducken und die zwei Compagnien, nämlich der
für die Stadt Innsbruck. Die Absicht, den ganzen Grundkomplex
adelichen, Kais, deutschen und kön. ungarischen Leibgarde, deren er„als Gemeingut aller Innsbrucker in eine öffentliche Anlage großen
stere in ihrer herrlichen Uniform rot mit schwarzen Samt ausgeStiles, in eine Art Naturpark" (Innsbr. Nachrichten. 28. Aug. 1911)
schlagen und in ihren goldbordirten Bandelieren von ihrem Lieutumzuwandeln, wurde lebhaft begrüßt und man verglich die künfnant H. Gf. v. Colloredo, die letztere aber in ihrer Pracht Uniform
tigen Anlagen bereits mit jenen auf dem Mönchsberg in Salzburg
rot, reich mit Silber verbrämt von ihrem H. Capitain dem Fürsten
und dem Schloßberg zu Graz. Durch die Eröffnung des „VillaEsterhazi angeführt wurde. Die deutsche Garde auf Rappen, die
Blanka"-Parkes hat jener Plan ein gutes Vierteljährhundert fpäter
k. ung. aber auf Schimmeln folgten unmittelbar dieser Leibkutsche
noch eine wertvolle Erweiterung erfahren und es scheint nun auch
nach. Der übrige Hofstaat fuhr in sechsspännigen Wägen nach, den an
der Zeit zu fein, die Geschichte des Schlosses Weiherburg und feiBeschluß machte eine Escadron Löwenstein Dragoner.
ner Umgebung eingehender zu erforfchen und bekanntzumachen.
Als der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand der
Stadt feine Freude über den Ankauf des Schlosses mitteilte, sprach
er von dem Schlosse, „das einst Kaiser Maximilian I. gehörte und
dessen Lieblingsaufenthalt es war." Der Inhalt dieses Satzes macht
auch heute noch meist alles Wissen um die Geschichte dieses Schlosses
aus, wenn auch bereits im Jahre 1897 Karl Klaar in der Zeitschrift
des Ferdinandeums nachwies, daß schon Erzherzog Sigmund das
V o n Dr. K a r l S c h a d e l b a u e r
„Haus im Valpach bei Innsprugg" ( ^ Weiherburg) dem Oswald
von Hausen zu lebenslänglichem Nutzgenuß überlassen hatte und
Der Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich schaltet künftige
daher die Bezeichnung „Jagdschloß Maximilians ^ schwer einzuBruderkämpfe des deutschen Volkes endgültig aus. Der von den
sehen" sei. Noch 20 Jahre früher (1876) hat bereits David o. SchönVolksmassen bejubelte Einzug der bayerischen Truppen am 12. März
herr die immer wieder aufgetischte Erzählung vom Empfang der
1938 rückte die Ereignisse des Jahres 1809 in die Erinnerung.

Vie Urtunöen öes Weiherburg-Archwes

Aus öer Lebensgeschichte öes tön.
bayrischen Obersten Karl Hrh. v. Vitfurth

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