Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1985

/ Nr.5

- S.15

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Die „Erzherzog-Johann-Fahne"
Siebzig Jahre sind es nun her,
daß die Tiroler Standschützen
im 1. Weltkrieg zur Verteidigung der Landesgrenze nach
Südtirol ausgezogen sind. In
unserer Stadt stellte man damals das K. K. StandschützenYon Hartmann Egger

Bataillon Innsbruck I auf. Als
Major und Kommandanten
wählten die Bataillonsangehörigen im Breinößlsaal den Statthaltereisekretär Dr. Gotthard
von An der Lan (geb. 17. Juni
1872 in Innsbruck, gest. 16.
März 1934 in Innsbruck). Sein
Bataillonskommando war im
Hause Anichstraße 25 untergebracht, wo man unter möglichster Geheimhaltung alle Maßnahmen traf, um angesichts der
italienischen Kriegsvorbereitungen innerhalb kürzester
Frist aus Leuten ohne Kriegserfahrung eine einsatzfähige
Truppe zu schaffen.
Erstmals trafen sich alle Bataillonsangehörigen in „dauerhafter Kleidung mit schwarz-gelber Armbinde" am 18. April
1915 zu einer zweitägigen Inspizierung auf dem am Inn gelege-

nen Prügelbau, wo hohe Militärs die Standschützen auf ihre
Eignung zum Kriegsdienst
prüften. Die dabei zutage getretenen Mängel beseitigte man so
gut als möglich, so daß nach der
Alarmierung das 563 Mann
starke Innsbrucker Bataillon am
22. Mai 1915 auf seinem Sammelplatz am Prügelbau zur Verabschiedung antreten konnte.
Hier legten die Standschützen
vor dem Abrücken an die Front
ihren Fahneneid ab, bei welcher
Gelegenheit dann das untenstehende Bild entstanden ist. Die
Gruppe mit ihrer Fahne steht
auf der Prügelbauwiese, auf der
sich heute die Häuser in der
Blasius-Hueber-Straße erstrekken, den Hintergrund bilden die
Rückfronten der Gebäude Ekke Innrain/Josef- Hirn- Straße
mit dem Austriahaus am linken
Bildrand.
Daß die Standschützen nicht
nur in Innsbruck, sondern in
ganz Tirol ihren Eid auf die
den Schießständen gehörenden
Fahnen ablegten, ist ein Teil
alter Schützentradition. Allerdings nahmen die zur Landesverteidigung aufgebotenen
Schützen ihre Fahnen schon in

den Kriegen der Jahre 1848 bis
1866 nicht mehr in das Kampfgebiet mit, sondern hinterlegten
sie nach ihrer Eidesleistung wieder auf den Schießständen. So
war auch die hier mitgeführte
Fahne nur kurze Zeit bei den
Innsbruckern, weshalb das beigefügte Foto ein seltenes Dokument darstellt — es ist der Aufmerksamkeit eines Fahnenspezialisten zu verdanken, der es
auf einer Titelseite der Wochenschrift „Kolonie und Heimat"
vom Jahre 1915 entdeckt hat.
Die Fahne hatte Erzherzog Johann am 1. Juni 1851 am Schluß
des „Meraner Schießens" dem
Innsbrucker
Landeshauptschießstand verliehen, wo sie
heute noch verwahrt wird. Der
Erzherzog veranstaltete damals
dieses großartig ausgestattete
Schießen auf Grund eines Versprechens, das er aus Anlaß des

885

Erwerbes von Schloß Schenna
bei Meran und der Verleihung
des Namens eines Grafen von
Meran an seinen Sohn gab. Neben zahlreichen Preisen spendete er für die Kreishauptschießstände und den Landeshauptschießstand Innsbruck grünweiße Fahnen, von denen die für
Innsbruck bestimmte Fahne
nach seinem Willen größer und
schöner als die übrigen ausgeführt werden sollte. Sie bekam
als einzige goldene Fransen und
zwei von Josef Lebenegg in Öl
gemalte Rundmedaillons; die
Vorderseite zeigt einen Blitze
schleudernden Adler über einer
Bergspitze, die Rückseite das
Brustbild eines Heiligen.
Heute, nach fast 135 Jahren,
sieht diese Fahne zwar immer
noch recht stattlich aus, ihr Erhaltungszustand ist aber nicht
mehr der beste. Es ist nur zu
hoffen, daß sich für dieses ehrwürdige Banner ein Gönner findet, damit es dem Landeshauptschießstand und damit
der Stadt Innsbruck als festliche
Zier erhalten bleibt.

VOR HUNDERT JAHREN

16. Mai: „Schiffsnachrichten zuwirken. Das liberale Wahlcodes internationalen Verkehrs- mité für Deutschtirol."
Bureau Karl Hunold in Innsbruck. Kabeltelegramm: Der 22. Mai: „Nach einem schon
königl. belgische Postdampfer seit 7 Jahren stattgefundenen
der Red Star Linie: ,Waesland", Gebrauche werden die Zöglinam 2. Mai aus Antwerpen gese- ge der hierortigen Lehrerbilgelt, ist am 13. Mai glücklich in dungsanstalt alljährlich im
Frühjahre in dem Setzen der
New York angekommen."
Holzpflanzen und in der Ein16. Mai: „Die Angelegenheit
saat des Holzsamens eingeübt.
des Redoutensaal-Baues hat einen entscheidenden Schritt vor- 26. Mai: „In der Gemeinderatswärts gemacht. Das Saalbau- sitzung bringt Gemeinderat
Comité hat sich für den Bau der Ludwig die Ablösung des eiserSäle im Erdgeschosse entschie- nen Inn-Steges zur Sprache.
den und hat das zweitprämiierte Die vertragsmäßige AblösungsProject „Fasching" von Wie- Summe betrage gegenwärtig
denbach in Leipzig zur Grund- 30.000 fl., der Pächter des
lage weiterer Verhandlung an- Brückengeldes zahle 2000 fl.
genommen."
jährlich, es sei somit ein Ge21. Mai: „Wähler-Versamm- schäft für die Stadt zu machen;
lung. Die fortschrittsfreundli- er beantragte die Ablösung des
chen Wähler Innsbrucks wer- Steges in Erwägung zu ziehen.
den hiedurch freundlichst ein- Der Vorsitzende, Bürgermeigeladen, an der am Donnerstag ster Dr. Falk, bemerkte zu dieden 21. Mai Abends 8 Uhr im sem Antrage, daß- sofort, wie
Redoutensaale stattfindenden der Steg im Besitze der Stadt
Wähler-Versammlung
mög- sein wird,. für Freigebung der
lichst zahlreich theil zu nehmen, Passage agitiert werden würde
um bei der Aufstellung eines und die Stadt statt der EinnahKandidaten für die bevorste- men aus dem Brückengeide das
Innsbrucker Startüschützen rücken mit der festlich geschmückten hende Reichsrathswahl der Nachsehen nach den 30.000 fl.
W.
Fahne ins Feld.
(Repro: Egger) Städte und Orte Nordtirols mit- haben werde."