Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1938

/ Nr.3

- S.9

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Diese Ausgabe – 1938_Amtsblatt_03
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Amtsblatt N r . 3.
niedrige Zahl im Verhältnis zur Säuglingssterblichkeit von
ganz Österreich mit über 9°/«. I n den letzten Jahren zeigt
die Säuglingssterblichkeit in Innsbruck folgende Zahlen:
1934
1935
1936
1937

5.3 «/«
7.7°/«
6.5°/«
4.0 °/«

Zahl der Verstorbenen in einem Jahre auf 1000 Einwohner
und die Geburtenziffer die Zahl der Lebendgeborenen, ebenfalls auf 1000 Einwohner berechnet. Dabei ergeben sich für
die letzten 3 Jahre und das Berichtsjahr folgende Zahlen:
Sterblichkeitsziffer

Bei den früheren Berichten wurde bei der Betrachtung der
Lebensalter auch immer an den Zahlen die Tatsache erwiesen, daß die Frauen durchschnittlich, und zwar ganz beträchtlich, älter werden als die Männer. Das geht daraus hervor,
dah in den hohen Wtersstufen dei den Verstorbenen von über
70 Jahren immer bedeutend mehr Frauen ausgewiesen werden als Männer. I m Jahre 1937 starben im Alter von über
70 Jahren 136 Frauen, dagegen nur 97 Männer.
Schlutzbemerkungen:
Um eine leicht vergleichbare allgemeine Übersicht über die
Bevölkerungsbewegung zu gewinnen, errechnet man die sogenannte Sterblichkeits- und Geburtenziffer und stellt die
Zahlen einander gegenüber. Die Sterblichkeitsziffer ist die

1934
1935
1936
1937

V o n Dr. K a r l Schadelbauer

(7. Fortsetzung)

(1765) 3. August: Gegen 8 Uhr morgens langte S. Maj. der
Kaiser im Stifte Wilten an und stattete I . K. H. der Infantili
e men Besuch ab, welcher mehr als eine Stunde dauerte, worauf
S. Maj. wieder nach Hof zurückkehrte. Um halb 11 Uhr las der
hw. H. Prälat von Wilten im Zimmer der Infantin wo von der
Reise Kapelle ein Altar aufgerichtet wurde eine h. Messe, welcher
I . K. Hoheit beiwohnte. Gegen 2 Uhr war im Stifte große offene
Tafel, wobei die höchsten und hohen Herrschaften sich befanden.
Noch vor der Tafel hatte S. Em. der Cardinal Migazzi nebst den
hier anwesenden geistlichen und weltlichen Fürsten, Hofämtern und
fremden Ministern und Botschaftern, nach der Tafel aber um 5 Uhr
abends die Chefs der Landesstellen, geheimen und Staatsräte, die
Kämmerer und der gesamte Adel beiderlei Geschlechts die Ehre
der Erzh. Infantin ihre Glückwünsche über dero beglückte Ankunft
abzustatten und ihre Aufwartung zu machen und wurden bei I . K.
Hoheit zum Handkuß zugelassen. Das gnädige Bezeugen der höchsten Herrfchaften hiebei war jedermann sehr erfreulich. Unter den
hohen Ttandespersonen, welche vor der Tafel ihre Aufwartung
machten, war auch noch ein zweiter Abgesandter von S. M. dem
noch jungen König von Neapel erschienen, welcher in höchst dessen
Namen der Infantin K. H. einen kostbaren Schmuck überbrachte.
Notabene: Einige hatten sich die Mühe gegeben und hatten die
heute in die Abtei zu Wilten eingefahrenen Kutfchen gezählt und
haben deren über 130 zusammengebracht.
4. August: I . K. H. die Infantin wohnte heute, sonntags, auf
dem Adtei Oratorium in Wilten zweien h. Messen bei, wovon die
erste der hw. Prälat des dortigen Stifts, die zweite der Kaplan
I . K. Hoheit las. Gleich wie gestern, war auch heute große offene
Hof-Tafel in dortiger Abtei, nur daß heute statt der H. Gesandten
andere-hohe Gäste geladen waren. Nach Aufhebung der Tafel geruhten I . K. K. Maj. und Hoheiten der Stifts Vesper, welche in
dem untern Chore gehalten wurde, beizuwohnen. S. M. der Kaiser,
höchstdero Herr Bruder Prinz Carl von Lothringen und die zwei
sächsischen Prinzen Clemens und Albert nahmen in den untern
Chorstühlen auf der Epistelfeite Platz und sangen mit lauter
Stimme mit den Etiftspriestern mit. Obenher, ebenfalls auf der
Epistelseite, auf dem Seiten Oratorium waren die Gitter fortgenommen und die Kniebänke mit Tapeten bedeckt, und da befanden
sich I . M. die Kaiserin, die dl. Braut Marie Louise und I . K. H.
die Erzh. Maria Anna und Christine und die Prinzessin von

8.5
9.3
8.5
8.2

Es verringert sich demnach die Sterblichkeits- und Geburtenziffer; in absoluten Zahlen für das Jahr 1937 ausgedrückt:
Todesfälle 634, Lebendgeborene 526. Man fagt, die Zahl der
Särge übersteigt beträchtlich die Zahl der Wiegen. Dieses andauernde Kleinerwerden der Sterblichkeits- und Geburtenziffer führt zur sogenannten Vergreisung der Bevölkerung.
Es gibt dadurch verhältnismäßig immer mehr alte Leute. Der
Geburtenllbgana in den Städten wurde bisher durch den
Geburtenüberschuß auf dem Lande ausgeglichen. Das ist nun
nicht mehr der Fall, so daß schon im Jahre 1936 in ganz
Österreich die Zahl der Toten mit 88.902 die Zahl der Lebendgeborenen mit 87.868 überstieg.

Das Innsbrucker Haötarchib
Vie Innsbrucker thronik öes
GoUfrieö pusch von 17^5 ^ 17S1

Geburtenziffer

10.8
11.5
10.6
10.1

swütkunöliche Veiträge zum Amtsblatt
öer Lanöeshauptstaöt Innsbruck

Lothringen. Nach geendigter Vesper verfügten sich I . K. Maj. und
Hoheiten in das Stifts-Recreations-Zimmer — weil alle andern
Plätze vom Hofe besetzt sind — und wohnten einem von den dortigen Stiftsmusikanten auf Veranstaltung des hw. H. Prälaten aufgeführten ländlichen Singspiele bei, zu welchem auch S. M. der
röm. König und S. K. H. der Erzh. Leopold erschienen. Die Personen, die hier mitgewirkt hatten, wurden sämentlich von I . Maj.
mit goldenen Medaillen beschenkt. Hierauf wurde eine tirolische
Bauernhochzeit produzirt. Es erschienen daher Bauern und Bäuerinnen aus dem Dorfe Wilten, gegen 140 Personen. Sie Zogen mit
ihren Spielleuten anfänglich in den obern Abteisaal ein, machten
vor I . Maj. und Hoheiten ihre Einladung mit Überreichung von
Hochzeitbuschen und Kränzen und unterhielten dann höchstdieselben
mit ihren Tänzen nach Landessitte, welche sie dann später im
untern Abteisaale fortsetzten, woran I . M. die Kaiserin ein solches
Wohlgefallen hatte, daß sie diejenigen, welche das Brautpaar vorstellten mit einem kostbaren Ringe und auch noch mehrere andere
Zu beschenken geruhten. Es wurde auch den Bauern und Bäuerinnen Braten, Wein und Brot gegeben, welches sie dann im
Kreuzgange verzehrten.

Ausgetrommelte Kaschings-Erlasse
Dr. K a r l S c h a d e l b a u e r
Der Fasching, eine Zeit toller Freuden für das Volk, war zugleich eine Zeit steter Sorgen für die hohe Obrigkeit. Besonders
das Verkleiden und Maskentragen, schon gar wenn es mit Waffentragen verbunden war, erregte ihre Beunruhigung. Immer wieder schickte die Regierung Verbote und Strafandrohungen aus, die,
der Regiments-Unter-Marschall und der Stadtrichter austrommeln
lassen mußten. Ihre Wirkung scheint freilich zeitlich beschränkt gewesen zu sein, denn alle paar Jahre kam wieder ein ähnlicher
Erlaß. Etwa drei Dutzend solcher obrigkeitlicher Befehle aus dem
18. Jahrhundert finden sich in einem Aktenpäckchen des Innsbrucker Stadtarchives (1719, Nr. 335) gesammelt. Die älteren bis
1750, teilweise schon in Fischnalers „Innsbrucker Chronik" und
neuestens bei A. Dörrer „Das Schemenlaufen in Tirol" erwähnt,
sollen in den folgenden Zeilen ausführlicher mitgeteilt werden, da
sie doch einigen Einblick in das Faschingstreiben der damaligen
Zeit gewähren, über das ohnehin nur wenige Quellen berichten.
Zuvor sei daran erinnert, daß Kaiser Joseph I. am 28. Dezember 1707 ein ausführliches Mandat über die Besteuerung aller
Bälle, Hochzeiten, Faschingsfeste usw. für alle österreichischen Län-