Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1984

/ Nr.1

- S.16

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In
nnsbruck als Landeshauptstadt
Die Stadt Meran war die erste
1 1aupt stadt des Landes Tirol, bis
sie von der Stadt Innsbruck als
der neuen Landeshauptstadt abgelöst wurde. Der Begriff „ L a n deshauptstadt" begegnet erstmals in einer im 16. Jahrhundert angelegten Abschrift einer
Von Dr. Herbert Woditschka
Handschrift der Arlberg-Bruderschaft von 1396, in welcher
die Stadt Meran als „des Lands
an der Etsch Haubtstat" bezeichnet wird, wobei die Begriffe
„ L a n d an der Etsch" und „ L a n d
T i r o l " gleichbedeutend sind.
Meran, die einzige Markt- bzw.
Stadtgründung der Grafen von
Tirol — die erste Bezeichnung als
„civitas" (Stadt) ist von 1278
überliefert —, lag am F u ß des
Schlosses Tirol auf dem ursprünglichen
Gemeindegebiet
des Dorfes Tirol. Graf Meinhard II. von Tirol-Görz hatte die
von den Andechsern gegründete
Münzstätte in Innsbruck nicht
wieder in Betrieb genommen,
sondern seine Münzstätte noch
vor 1271 in Meran errichtet. So
hatte die Stadt Meran unter den
Grafen von Tirol eine Vorrangstellung vor den übrigen landes-

fürstlichen Städten, war aber
nicht eigentlich Residenzstadt,
sondern die den Residenzburgen
Tirol und Zenoberg zunächst gelegene Stadt. In einer Urkunde
vom 21. August 1418 wurde bestätigt, d a ß „Meran als ain
Haubtstat des Landes begnadet"
sei.
Im Jahre 1363 war Tirol in den
Besitz der Herzoge von Österreich übergegangen. Innsbruck
— in den Jahren 1187—1204 von
den Grafen von Andechs zur
Stadt erhoben — lag nun am
Schnittpunkt der Verkehrswege
von Deutschland^ nach Italien
und von Wien in die österreichischen Vorlande. Dieser Tatsache
Rechnung tragend, begründete
Herzog Friedrich IV. von Österreich durch Adaptierung zweier
Bürgerhäuser
zum
„Neuen
H o f " seine Residenz 1420 in
Innsbruck, wo in der Folge auch
die landesfürstlichen Zentralbehörden — Hofkanzlei und H o f kammer — seßhaft wurden.
Durch die Verlegung der M ü n z stätte von Meran nach H a l l 1477
durch Erzherzog Sigmund den
Münzreichen schließlich sank
Meran — jedoch unbeschadet
ihres Ranges als Hauptstadt —
auf den Stand einer kleinen
Landstadt herab. Diese vom 15.

bis zum 19. Jahrhundert bestehende Diskrepanz spiegelt sich
auch in der Landesbeschreibung
von Johann Jakob Staffier
(1839), wo im statistischen Teil
über die landständische Verfassung die traditionelle Rangordnung: 1. Meran, 2. Bozen,
3. Innsbruck beibehalten wird,
während Staffier im topographischen Teil schreibt: „Nachdem
Innsbruck die Hauptstadt des
Landes geworden, traten die
Stände auch nicht mehr in M e ran zusammen, und verblichen
war der Glanz dieser ehemals so
hoch begünstigten Stadt. Jetzt
ist Meran nicht viel mehr als ein
Landstädtchen."
Die landständische Vorrangstellung Merans blieb so lange in
Geltung, solange die landständische Verfassung in Geltung
blieb. Erst im Paragraphen 77
der österreichischen Reichsver-

1. Februar: Vom Innsbrucker
Gemeinderat wird folgendes beschlossen: Einigen Kaffeehäusern wird mit Rücksicht auf den
nächtlichen Eisenbahnverkehr

Z>»VErUHerlzogiicIie Haupt u>ul R r i u t e n « Statt
INSPRUCK ,
<Ä Tyrol

fassung vom 4. März 1849, in
welchem neue Landesverfassungen angekündigt werden, heißt
es: „Die landständischen Verfassungen treten außer Wirksamkeit." U n d der Paragraph 6 der
Landesverfassung vom 30. Dezember 1849erklärt: „Innsbruck
ist die Hauptstadt der geforsteten Grafschaft T i r o l . " — Ungeachtet dieser späten rechtlichen
Klärung schrieb der Innsbrucker
Hans Georg Ernstinger bereits in
seinem 1579 begonnenen „Raisb u c h " : „Es hat Tyrol 17 Stett,
als Insbrugg, die Hauptstatt
diss Landts, am Yn gelegen, wie
a u c h . . . Meran am Passenfluss
glegen sambt ainem Schloss darbey, Tyrol genant, davon die
gantz Grafschaft Iren Namen
hat." U n d 1649 schrieb der berühmte Topograph Matthäus
Merian: „Jnsprugg ist die Haubtstatt in Tyrol und Lrtzhertzogen
Ferdinandi Caroli Residentz."
(Vgl. dazu: Franz-Heinz Hye,
Meran und Innsbruck: Das Problem der Landeshauptstadt in
Tirol. In: Alpenregion und
Österreich, Seite 47 — 55.)

eine Sperrstunden-Verlängerung
gewährt: „So sei es vorgekommen, d a ß eine Anzahl Fremder,
die mit dem Nachtzuge angekommen waren, auf die Polizei
gekommen sind, um Unterkunft
zu suchen und dann im Magistratssitzungssaale übernachten
mußten."
6. Februar: „DieFleischhauer-&
Selcher-Genossenschaft
Innsbruck"s feiert am 10. Februar in
den großen Redoutenlokalitäten
zur 200jährigen Gedenkfeier ihres von Sr. Majestät dem römischen Kaiser Leopold [. erhaltenen .Freibriefes der Zunft" ein
solennes Fest. Programm. Historischer Festzug. Darstellung der
Uebergabedes Freibriefes an den
Zunftmeister. Verlesung des
Freibriefes. Mahl nach damaliger Sitte. E r ö f f n u n g der Tanzunterhaltung."

Stadtansicht von Innsbruck. Kupferstich
Stadtarchiv, Repro: Murauer.)

von Gabriel Bodenehr,

1704, nach Merian, 1649. (Original:

9. Februar: „Annonce. Junge
Witwe von sympathischem Aeußern, sehr feinen Manieren,
erfahren in der gesammten
Haushaltungskunde, bezüglich
Pflicht, Recht und Moral strenge, Feindin des Trivialen, Freundin der Natur, sucht Stellung in
einem feinen Hauseals Haushälterin."
W.