Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1983

/ Nr.8

- S.16

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1

er Brand in Igls im Jahre 1883
Ein jähes Ende fand die Saison
des Jahres 1883 im Sommerfrischeort Igls in der Nacht vom
27. auf den 28. August. Ein
schrecklicher Großbrand legte
14 Bauernhäuser mitsamt deren
Zubauten und WirtschaftsgeVon Josefine Justic
bänden in Schutt und Asche.
Hot rollen davon war der westliche Bereich der Dorfstraße
(heutige Hilberstraße) und zwar
sowohl die rechte wie auch die
linke Straßenseite.
Selbst die Igler Pfarrkirche
wurde von dem verheerenden
Teuer nicht verschont, der
Turm brannte aus, die Glocken
und das Dach des Turmes stürzten herab, nur aus dem Kircheninneren rettete man noch
das bewegliche Inventar. Die
Kanzel, das Gestühl und die Altäre wurden jedoch ein Raub
der Flammen.
Nach den Berichten der damaligen Zeitungen war die Ursache
dieser Katastrophe eine brennende Petroleumlampe, die ein
Gast, der in der Scheune des
Schnellerhofes (Hilberstraße 2)
übernachtete, abgestellt und
auszulöschen vergessen hatte.

Das so entstandene Feuer breitete sich in Windeseile aus und
wurde durch das gerade herrschende trockene Wetter noch
begünstigt.
Da die Igler Bevölkerung verständlicherweise in Panik geriet, war den Löschversuchen
mit den einfachen, von der Gemeinde gestellten Geräten kein
großer Erfolg beschieden, so
daß es noch lichterloh brannte,
als um ca. zwei Uhr früh die
Innsbrucker
Landfahrspritze
am Ort des Geschehens eintraf.
Weiters waren auch noch die
Feuerwehren von Vili, Lans,
Patsch, Natters, Mutters und
Sistrans im Einsatz. Aber lassen
wir nun einen Journalisten des
„Boten für Tirol" zu Worte
kommen, der am 29. August
1883 über die Löscharbeiten
folgendes berichtete: „Leider
sind beim Löschen infolge der
Wirkung
des verabreichten
Schnapses
manche
Unzukömmlichkeiten
vorgekommen, so daß die Gendarmerie
mit dem Bajonette drohen
mußte. Streitigkeiten mit anderen Spritzenmannschaften, die
ihr (der Innsbrucker Wehr), wie
wir hören, vorwarfen, zu spät
gekommen zu sein, obwohl dieselbe schon um dreiviertel zwei

nur ca. 22.000 fl durch Versicherungen abgedeckt.
Sehr bald schon wurden die ersten Hilfsaktionen für die Betroffenen gestartet: An beiden
Enden der Brandstätte wurden
Sammeltische aufgestellt, an
denen Chorherren des Stiftes
Wüten milde Gaben in Empfang nahmen, Feldküchen
wurden eingerichtet, um die
Leute mit Nahrung zu versorgen.
Mit großem Elan wurden auch
Flugblätter gedruckt, die über
die Katastrophe berichteten
und um Hilfe baten. Selbst der
berühmte Maler Toni Grubhofer stellte sich zur Verfügung,
malte die verbliebenen Ruinen,
ließ sein Werk bei Czichna in
Innsbruck vervielfältigen und
überließ den Erlös aus dem Verkauf der Blätter der betroffenen Bevölkerung.
Aber trotz allem vergingen bis
zum gänzlichen Wiederaufbau
der alten Dorfstraße in Igls
noch einige Jahre, und er wurde
auch leider nicht wieder im alten, bäuerlichen Stil durchgeführt.

Uhr im Galopp durch Vili fuhr,
also spätestens um zwei Uhr in
Igls ankam, sollen die Innsbrucker Landfahrspritze veranlaßt haben, frühzeitig wieder
heimzufahren. Bei diesem Anlasse können wir nicht umhin,
auf die Gepflogenheit der
Schweizer Feuerwehren hinzuweisen, welche bei Bränden ihre
eigenen Proviantwägen mitnehmen, aus denen unter Aufsicht
des Commandanten die Mannschaft gelabt wird, wodurch
viele Unordnungen hintangehalten werden."
Die Bewohner der betroffenen
Häuser konnten, wenn überhaupt, nur einige Habseligkeiten retten, die am folgenden
Tag auf den Wiesen und Feldern rund um Igls verstreut lagen. Noch in der Nacht und
dann am nächsten Morgen wurden die Menschen evakuiert, einige — besonders die Sommergäste — zogen nach Innsbruck
herunter, und der Rest fand
Aufnahme in noch bestehenden
VOR HUNDER
Häusern in Igls selbst bzw. in

,
JAHREN
den umliegenden Orten.
Der Brandschaden betrug nach
damaligen amtlichen Mitteilun17. August: Am Himmelfahrtsgen 128.000 fl, davon entfielen
tag weihte der Dekan und
9000 fl auf die Beschädigung
Stadtpfarrer Dr. Kometer die
der Kirche. Davon waren aber
neuerbaute Kirche der barmherzigen Schwestern bei der
Kettenbrücke im Saggen ein.
Unter dem selben Datum wird
auch von der First feier bei der
St. Nikolauser Pfarrkirche berichtet.

30. August: In einer Kundmachung des Stadtmagist rates
wird angekündigt, daß sich
Innsbrucks Gewerbetreibende
aufgrund eines Statthaltereierlasses vom 15. März 1883 und
nach Plänen der Handels- und
Gewerbekammer in neu zu
gründende Gewerbegenossenschaften
zu sa in mensch ließen
werden.

Hu*
Srffrn fc.-r Ml-

Eines der von T. Grubhofer gezeichneten Bilder „Igls nach dem Brande, 28. August 1883". Original
im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
(Repro: Murauer)

14. September: Im An/.cigeblatt
des Boten wird feilgeboten:
„Wegen zu großem Vorrath
verkaufe ich von heute an ausgezeichneten Tiroler Brigl-Wein
über die Gasse den Liter zu 28
kr., in Gebinden zu größerer
Abnahme 22 kr. Es empfiehlt
sich achtungsvoll Josef l"lunger, Adambräu Wüten."
J.