Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1982

/ Nr.10

- S.16

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ie Anfänge der „Gewerbeschule"
„ D i e E r ö f f n u n g der Staatsgewci beschule erfolgte gestern
mittags um 11 U h r . Im Conferenzzimmer im vordem Mittel
des ersten Stockes waren um
diese Zeit Se. Excellenz der
Herr Statthalter Frhr. v. W i d mann, der Herr Landeshauptmann D r . R. v. Rapp, der Herr
Präsident der Handels- und Gewerbekammer R u d . Rhomberg,
Von Josefine Justic
der H r . Sparcassedirektor D r .
Tschurtschenthaler
und
der
Herr Bürgermeister D r . Falk an
der Spitze des fast vollzählig
versammelten Gemeinderathes
erschienen. In kurzer Ansprache übergab der Herr Bürgermeister das besonders durch die
Munificenz der Sparcasse und
durch die Leistungen der Stadtgemeinde hergestellte G e b ä u d e
der Regierung zur Errichtung
von Gewerbefachschulen. Se.
Excellenz dankte in verbindlichsten Worten f ü r die Opferwilligkeit der zwei genannten
Corporationen und sprach sein
Vertrauen auf das Zusammenwirken aller Factoren zur gedeihlichen Entwicklung und
Gestaltung der Anstalt im Interesse des a u f b l ü h e n d e n Gewerbes aus." Soweit ein Zitat

aus dem Boten für Tirol vom
23. Oktober 1882.
Mit dieser schlichten Übergabefeier des Schulbaues in der
Anichstraße wurde der Schlußpunkt hinter eine wechselvolle
Vorgeschichte der
heutigen
„Höheren
Technischen
Bundeslehr- und Versuchsanstalt" in Innsbruck gesetzt.
Die ersten Ansätze dieses Schultyps finden sich schon in der
nach Inkrafttreten der Allgemeinen Schulordnung des Jahres 1774 entstandenen Normalschule in der Kiebachgasse. In
dieser wurde von Beginn an,
zur besonderen Unterstützung
des Gewerbes, großer Wert auf
einen gründlichen Zeichenunterricht gelegt. Konrad Fischnaler berichtet sogar in seiner
Innsbrucker Chronik, daß das
Gubernium im Jahre 1787 verlangte, „ d a ß die Künstler,
Handwerker und Meisterschaften ihre zur Erlernung der
Zeichnungskunst
tauglichen
Lehrjungen
aufzuschreiben
und dieselben an Sonn- und
Feiertagen zu bestimmten Stunden in den Zeichnungskurs der
Normalschule zu schicken haben."
Trotzdem ließen die Weiterentwicklung und die G r ü n d u n g
dieses Fachschultypes noch lange auf sich warten. Selbst die

Privatinitiative des Zivilingenieurs und Architekten Karl
Müller aus Weilheim in Bayern,
der mit 1. Dezember 1848 eine
„Technisch-gewerbliche Lehranstalt" in Innsbruck gründete,
war nicht von Bestand. Die U n terstützung der Behörden blieb
aus, und so mußte dieser erste
erfolgversprechende Schulversuch ein Jahr später wieder eingestellt werden.
M i t Beginn des Schuljahres
1862/63 wurde an der im Jahre
1853 in Innsbruck errichteten
Realschule eine Kunstgewerbeschule angegliedert, die den
kunsthandwerklichen
Nachwuchs heranbilden sollte.
Erst im Jahre 1877 folgte die
E r ö f f n u n g der selbständigen
„Gewerblichen Zeichen- und
Modellierschule", die unter der
Leitung des Architekten Johann Deininger in der Volksschule Dreiheiligen Platz fand.
Diese Anstalt, zwar noch im-

1882

mer stark in die Richtung des
Kunstgewerbes
tendierend,
kann eigentlich erst als die Vorstufe der Gewerbeschule bezeichnet werden.
Aufgrund eines sehr erfolgreichen Abschlusses des ersten
Schuljahres und des initiativen
Handelns des Direktors Deininger wurden schon im Jahr 1878
Verhandlungen über eine Erweiterung dieser Schule geführt.
N u n waren es die Stadtgemeinde Innsbruck und ihre Sparkasse, die diese Pläne unterstützten
und a u s f ü h r t e n . So wurde im
Jahre 1881 der Münchner A r chitekt Natale Tornasi mit der
B a u a u s f ü h r u n g des Gewerbeschulgebäudes in der Anichstraße beauftragt.
Der Bau wurde noch im selben
Jahr begonnen, 1882, also vor
nunmehr 100 Jahren, fertiggestellt und, wie einleitend schon
erwähnt, übergeben. M i t Entschließung Kaiser Franz Josephs I. vom 18. A p r i l 1883 und
mit Wirkung vom 1. Jänner
1884 wurde die „Zeichen- und
Modellierschule" zur „ k . k.
Staatsgewerbeschule" erhoben.

VOR HUNDERT JAHR

18. Oktober: Über die ersten
Proben mit elektrischem Licht,
die der Mechaniker J . Miller in
Innsbrucker Lokalen und an
kleinen öffentlichen Plätzen an-

stellt, berichtet der Bote: „ D a s
Licht hat eine Stärke von 50
Gasflammen und erleuchtet die
Umgebung auf ziemlich weite
Distanz taghell, dasselbe i s t . . .
sehr ruhig, viel ruhiger als das
Gaslicht und hat eine dem Sonnenlichte am nächsten kommende weiße Farbe."
21. Oktober: „ D a s Gypsmuseum der k. k. Universität steht
auch in diesem Studienjahre
dem gebildeten Publicum an allen Sonntagen von 10 bis 12 Uhr
vormittags zu freiem Eintritt
offen."
24. Oktober: „Ein lebender
zahmer Gemsbock" aus Navis,
der zum Verkauf angeboten
wird, „ist im Gasthaus zur
,Krone" bei der Triumphpforte
zur Besichtigung eingestellt."

Die ,,Gewerbeschule"
in der Anichstraße um 1930. (Foto: R. Müller in der Festschrift ,,50 Jahre
Hundeslehranstalt für Hochbau, Flektrotechnik,
Kunstgewerbe und Schlosserei". Repro:
Murauer)

10. November: Bei entsprechender Beteiligung wird an der
Handelsschule ein Stenographiekurs für Damen e r ö f f n e t .
Veranstalter des Unterrichtes
ist der „Tiroler Stenographenvercin".
J.