Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1982

/ Nr.9

- S.10

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U N I V E R S I T Ä T S S T A D T INNSBRUCK

Innsbruck — Bozen — Trient
G r u n d z ü g e der B e v ö l k e r u n g s e n t w i c k l u n g in den Stadtregionen A l t t i r o l s
Das Institut f ü r Geographie der
Universität Innsbruck beschäftigt sich, wie auch durch die
nachstehenden A u s f ü h r u n g e n
VOn Univ.-Dozent D r . Hugo
Penz erwiesen wird, seit jeher
besonders eingehend mit der
Landeskunde
Tirols.
Dabei
slanci neben dem Bundesland
Hrol immer Südtirol im Vordergrund. In den letzten Jahren
wurde auch das
ehemalige
Welschtirol — das heutige
frontino (Provinz Trient) —
verstärkt in die Betrachtung
einbezogen.
Vergleicht man
diese drei Länder, so treten neben einheitlichen Merkmalen
chai akteristische Unterschiede
hervor, die eng mit der jüngeren Wirtschafts- und Sozialentwieklung
zusammenhängen.
Solche typische Abweichungen
lassen sich u. a. auch aus den
Ergebnissen der letzten Volkszählungen (1981) ableiten, die
seil kurzem f ü r Österreich und
Italien vorliegen.
Dir
Bevölkerungsentwicklung
war in den letzten 100 Jahren
im Kaum von Tirol durch eine
beachtliche Verstädterung gekennzeichnet, die vor allem den
größeren Städten zugute kam.
Während bei der ersten modernen V olkszählung im Jahre
1869 nur rund ein Zehntel der
Bevölkerung des heutigen Bundeslandes Tirol bzw. Südtirols
und des Trentino in Innsbruck,
Bosen und Trient lebten, waren
es 1981 jeweils ein Fünftel bis
ein iertel.
His nun Ersten Weltkrieg nahm
die
Landeshauptstadt
Innsbruck wesentlich rascher zu als
Bozen und Trient, das 1869 die
volksreichste Stadt des alten T i rol gewesen war. Da Innsbruck
nach dem Verlust Südtirols an
Bedeutung verlor, verlangsamte
s i c h das Wachstum in der Z w i -

schenkriegszeit. Später (ab der
Volkszählung 1934) blieben die
Steigerungsraten sogar hinter
denen des Landes Tirol zurück,
dessen Einwohnerzahl, bedingt
durch den hohen Geburtenüberschuß und die österreichische
Ost-West-Wanderung,
rasch zunahm. In Bozen f ü h r t e
die G r ü n d u n g und der Ausbau
Scile S

der Industriezone ab der Mitte
der dreißiger Jahre zu einem
starken
Bevölkerungsanstieg,
der ausschließlich durch die italienische Zuwanderung getragen wurde. Das Trentino blieb
hingegen bis zum Zweiten Weltkrieg ein Abwanderungsgebiet,
in welchem auch die Provinzhauptstadt stagnierte.
Die jüngsten Bevölkerungsverschiebungen zeigen besonders
deutliche Unterschiede. In der
Stadtregion von Innsbruck verlagerte sich das Bevölkerungswachstum — ähnlich wie in vielen anderen mitteleuropäischen
Ballungsräumen — in der
Nachkriegszeit von der Kernstadt in die Umlandgemeinden,
die ihren ländlichen Charakter
verloren. Der Pendelverkehr erfaßte zunehmend weiter entfernte Gebiete. Es setzte eine
beachtliche
Stadt-Land-Wanderung ein, die den Umlandgemeinden — allen voran Rum
(1951: 1687 E . , 1981: 7619 E.)
und Völs (1951: 1027 E . , 1981:
5906 E.) — sehr hohe Zuwanderungsgewinne
brachte. In
Innsbruck nahm die Zahl der
Haushalte im letzten Jahrzehnt
(1971 —1981) zwar noch etwas
zu, infolge der sinkenden Geburtenziffern stagnierte hingegen die Einwohnerzahl bereits.
In Bozen f ü h r t e die durch die
faschistische Nationalisierungs-

politik eingeleitete italienische
Zuwanderung zu einem auffallenden Stadt-Land-Gegensatz,
der in der Nachkriegszeit nur
sehr langsam abgebaut wurde.
Da die italienischen Betriebe
der Industriezone und der
Staatsdienste lange Zeit kaum
Südtiroler beschäftigten, spielte
Bozen für die Bevölkerungsentwicklung der deutschen Umlandgemeinden keine nennenswerte Rolle. Dies änderte sich
erst im letzten Jahrzehnt entscheidend, als durch das „Paket" zahlreiche Stellen den
deutschen Bewerbern offenstanden. Nun verstärkte sich
der Pendelverkehr, und mit der
italienischen
Volksgruppe
nahm auch die Einwohnerzahl
Bozens — erstmals seit 1869 —
ab.
Als einzige der drei grollen
Städte Alttirols wies Trient
( + 7,7%)
im Jahrzehnt zwischen 1971 und 1981 einen nennenswerten
Bevölkerungszuwachs auf. Dieser Anstieg ging
neben der Ausweitung des
Dienstleistungssektors auf die
verstärkte
Industrialisierung
zurück, die das Trentino in den
vergangenen 20 Jahren erfaßte.
Auf
die
Umlandgemeinden
wirkte sich die Zunahme der
Arbeitsplätze
weit
weniger
stark als erwartet aus. Nur die
im Norden angrenzenden Ge-

meinden (Lavis 1951: 4206 E . ,
1981: 6245 E . , Zambana: 1951:
693 E . , 1981: 1675) wurden zu
Auspendlerorten und wiesen
beachtliche
Zuwanderungsgewinne auf. Die auffallend geringe Bedeutung der Abwanderung von der Stadt ins Umland
ist typisch f ü r die „ P h a s e n V e r z ö g e r u n g " , mit der viele gesellschaftliche und wirtschaftliche
Entwicklungen das Trentino erreichen.

Franz Kotier und
Josef Wilberger
zum Gedenken
A m 14. September jährte sich
zum 25. M a l der Todestag des
langjährigen
Vizebürger meisten und Stadtrates der Stadt
Innsbruck, Franz Kotter, der
gemeinsam mit dem Alt-Landtagsvizepräsidenten Josef Wilberger — dieser gehörte dem
Innsbrucker Stadtrat von 1946
bis 1950 an — die Gewerkschaftsbewegung in Tirol nach
1945
wiederbegründet
hat.
Während seiner Grabrede für
Vizebürgermeister Kotter wurde Präsident Wilberger von einem Schlaganfall ereilt, an dessen Folgen er noch am selben
Tag verschied. Beide im Tode
vereinten Persönlichkeiten haben in ihren Funktionen und in
ihrer vielseitigen Tätigkeit sich
große Verdienste auch um die
Stadt Innsbruck erworben, die
ihnen ein ehrendes und dankbares Andenken sichert.

Die Entwicklung der Bevölkerung in den drei Städten von 1869—1981
(Einwohnerzahlen bezogen auf die heutigen Stadtgrenzen)

Jahr

Innsbruck
Einwohner

V o n der Bevölkerung d . B l .
T i r o l wohnten
in
in anderen
InnsStädten
bruck

Bozen
Einwohner

26.573
32.157
38.463
49.727
65.221

11,2
13,1
15,4
18,7
21,4

10,3
11,3
12,4
13,1
14,4

70.240
78.797

22,4
22,6

14,3
14,0

95.055
100.695
115.197
116.100

22,2
21,8
21,3
19,8

15,3
15,3
14,5
13,8

Trient
Einwohner

V o n der Bevölkerung d. 1 ren

tino wohnten
in
Trient

in an
dei en
Städten
°la

%

%

14.941
17.441
19.242
23.521
30.424
32.679

7,6
8,5
9,2
10,6
12,1
12,7

11,8
13,2
15,1
16,8
17,9
16,9

33.329
35.456
37.006
40.946
47.661
51.174

9,9
10,2
10,8
1 1,6
12,5
12,7

11,7
11,8
12,2
13,2
13,6
12,8

45.505
70.898
88.799
105.757
104.606

15,3
21,2
23,8
25,5
24,4

16,9
16,3
16,4
16,6
16,6

56.656
62.887
75.753
91.768
98.833

15,3

1 J,6

15,9
18,4
21,5
22,4

14,3
15,1
15,8

%
1869
1880
1890
1900
1910
1921
1923
1934
1936
1951
1961
1971
1981

V o n der Bevölkerung Südtirols
wohnten
in
in anBozen
deren
Städten

13,9

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