Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1982

/ Nr.1

- S.8

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Festakt für den neuen Ehrenbürger Innsbrucks

Ehrenformationen und Abordnungen der Innsbrucker Schützen
erwiesen dem Bürgermeister und den Ehrengästen ihre Reverenz.
(Fotos: Frischauf)

(Gr) Für den Abend des 21. Dezembers hatte die Stadtgemeinde zu einem
Festakt in die Weiherburg eingeladen,
in dessen Rahmen Bürgermeister Dr.
Lugger die Urkunde seiner Ernennung
zum Ehrenbürger und die Ehrenbürgerkette überreicht wurden. Für die
musikalische Gestaltung sorgte das
Innsbrucker Holzbläserquintett, die
blumengeschmückten Räume des von
der Stadt renovierten Schlosses gaben
den festlichen äußeren Rahmen.
Vizebürgermeister Niescher begrüßte
unter den zahlreichen Ehrengästen im
besonderen den Ehrenbürger von
Innsbruck Altbischof Dr. Paulus
Rusch, den Ehrenbürger von Innsbruck Landeshauptmann Eduard
Wallnöfer, den Diözesanbischof Dr.
Reinhold Stecher, den Südtiroler Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago,
den Präsidenten des Tiroler Landtages, Direktor Josef Thoman, den Präsidenten des Rates der Gemeinden Europas, Dr. Henry Cravatte, und den
Oberbürgermeister der Partnerstadt
Freiburg im Breisgau, Dr. Eugen Keidel.
Das Verbindende gesucht

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Sichtlich erfreut über die hohe Auszeichnung zeigte sich der neue
Ehrenbürger, nachdem ihm Urkunde und Kette überreicht worden waren.

Einer der ältesten Mitarbeiter im Gemeinderat und in der Stadtführung, Vizebürgermeister Hof rat Obenfeldner, gratuliert.

In seiner Laudatio wies der Vizebürgermeister in Ergänzung der Würdigung der Person Dr. Luggers, wie er
sie vor dem Gemeinderat gegeben hatte, noch auf besondere Züge des Menschen und Politikers Alois Lugger hin.
So habe Lugger zu jeder Zeit in der
Poütik das Verbindende gesucht. Sein
harter persönlicher Weg habe diese
Haltung in ihm reifen lassen. Den
Mißbrauch politischer Macht habe
Alois Lugger schon als Kind am eigenen Leib erfahren, als er mit seiner Familie den Geburtsort Brixen verlassen
mußte und in Kufstein eine neue Heimat fand.
Als Student in den politischen Auseinandersetzungen, als junger Jurist der
Heimat verwiesen und auch später oft

Landeshauptmann Wallnöfer gratulierte im Namen des Landes Tirol.

im politischen Gegenwind, sei mit
ihm, als ihm hohe politische Funktionen übertragen wurden und er 1956
vom Innsbrucker Gemeinderat zum
Bürgermeister gewählt wurde, ein
Mann an die Spitze dieser Stadt getreten, der den Weg der Verständigung
suchte und — gemeinsam mit Persönlichkeiten aus verschiedenen politischen Lagern — das „Innsbrucker
Klima" schuf. Es sei dies jene wertvolle Basis des verantwortungsbewußten
politischen Gespräches, die Innsbruck
auszeichne. Persönliche Konfrontationen zwischen den politischen Mandataren seien selten, unbeschadet verschiedener
gesellschaftspolitischer
Standpunkte finde eine breite Mehrheit in Sachfragen zusammen. Bei aller Beweglichkeit und allem Entgegenkommen, wenn das Wohl des Mitmenschen dies verlange, habe Lugger eines
nie geändert: seine Grundsätze. Er sei
ein Mann der klaren weltanschaulichen Positionen und der unbeirrten
Grundsatztreue.
Nachdem Bürgermeister Dr. Lugger
Urkunde und Ehrenbürgerkette entgegengenommen hatte, nahm er die festuche Stunde zum Anlaß für einige
grundsätzliche Aussagen. Zuvor jedoch dankte er den Mitgliedern des
Gemeinderates der Landeshauptstadt,
die diese Auszeichnung beschlossen
haben, weiters allen, die ihm in einem
bewegten, reichen politischen Leben
in der letztlich gemeinsamen Zielsetzung des Dienstes am Gemeindewesen
begegnet sind, insbesondere allen jenen, die ihn in unserer Stadt, im Land
Tirol, im Vaterland Österreich und in
der Europäischen Heimat als Freunde
begleitet haben. Gedankt hat Bürgermeister Dr. Lugger den Innsbruckerinnen und Innsbruckern für ihre Gesinnung der Tatkraft und des Bürgersinns, der Liberalität und Toleranz,
den Mitarbeitern im breiten Bereich
der Stadtverwaltung und der Landeswie Bundesbehörden sowie der Kam-

Den Dank und die Wünsche der Kirche überbrachte Bischof Dr. Stecher.

mern und Interessenvertretungen und
schließlich vor allem seiner Frau und
seinen Kindern, weil er ohne deren
Liebe und Verzicht im öffentlichen
Leben nicht hätte bestehen können.
Aus der Fülle der poütischen Erfahrungen kann hier nur auf einige wenige hingewiesen werden, etwa daß eine
lebendige, dem Interessenausgleich
und der Konfliktlösung verpflichtete
Demokratie nichts mit den Zerrbildern der Gefälligkeits-und Verteilungsdemokratie zu tun hat, daß es neben der Vorbereitungsphase einer poütischen Entscheidung schließlich
eben auch ein kraftvolle Entscheidung
wie auch die Bereitschaft der Bürger
geben müsse, von einigen Ansprüchen
Abstriche zu machen, wenn dies berechtigte Interessen eines anderen Bürgers erfordern, oder schließlich, daß
gerade unsere pluralistische Gesellschaft nicht ohne eine Minimalplattform von Prinzipien und Verhaltensweisen, die außer Streit stehen und einer Mehrheitsabstimmung nicht zugänglich sind, auskommen könne.
Landeshauptmann Wallnöfer, der Dr.
Lugger eine Weihnachtskrippe zum
Geschenk machte, dankte dem Gemeinderat besonders dafür, daß er
Bürgermeister Dr. Lugger mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet habe,
weil er sicher und unbestritten derjenige sei, der sie bei weitem als erster verdient habe. Der Landeshauptmann
schilderte dann den gemeinsamen politischen Weg, den er mit Dr. Lugger
seit 1949 gegangen sei, und würdigte
die Verdienste Dr. Luggers für die
Landeshauptstadt, für Tirol und
Österreich.

wertvollen Beitrag, den er für die Demokratie in der Gemeinde geleistet habe, und und im besonderen für Südtirol sei Innsbruck mehr als nur benachbarte Stadt. Über Innsbruck gehe die
Nabelschnur, die Südtirol mit Österreich verbinde; in Innsbruck, deren
Bürgermeister gebürtiger Südtiroler
ist, münde die kulturelle Lebensader
Südtirols in den Kreislauf des tirolischen, des österreichischen Kulturlebens ein.
Ein dreifacher Dank

Die Anerkennung des Wirkens Dr.
Luggers für die Stadt Innsbruck sei
zugleich, sagte Landeshauptmann
Magnago, die Anerkennung der Gemeinden in allen Teilen Tirols für den

Bischof Dr. Stecher sprach dem Bürgermeister einen dreifachen Dank aus:
Durch den väterlichen Trend, den er
dem an sich stiefmütterlichen Trend
der Großstadt entgegengesetzt habe,
sei viel geschehen für das Menschliche,
das Humanum, in Innsbruck. Der Kirche sei viel an Gutem zugeflossen in
der Amtszeit des Bürgermeisters. Und
in seinem ganzen Leben und ganzen
Wirken habe der Bürgermeister 4üe
Zweifel darüber aufkommen lassen,
wo er weltanschaulich stehe, und so
Zeugnis gegeben.
Der Präsident des Rates der Gemeinden Europas, Dr. Henry Cravatte,
würdigte die Atmosphäre der Stadt
Innsbruck und das Netz ihrer internationalen Beziehungen, im besonderen
ihre Funktion als eine der geistigen
Metropolen des neuen Europas der
Kommunen. Wer Dr. Lugger ehre,
dem die Verdienste dafür zukommen,
einen zutiefst heimatverbundenen Tiroler und Österreicher und gleichzeitig
überaus verdienten Europäer, ehre damit auch sich selbst.
Im Anschluß an den Festakt fand ein
Empfang statt, bei dem noch der
Oberbürgermeister der Partnerstadt
Freiburg, Dr. Keidel, und der Rektor
der
Universität
Innsbruck,
Univ.-Prof. Dr. Andreae, das Wort
ergriffen.

Der Präsident des Rates der Gemeinden Europas, Dr. Henry Cravatte.

Südtirols Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago am Rednerpult

Mehr als nur benachbarte Stadt

Im Rathaus überreichte Vizebürgermeister Niescher
die vom Stadtsenat in Auftrag gegebene Festschrift
„Innsbruck 1956 — 1981 ". (Dieses und untenstehendes Foto: Murauer)

Stadtrat Dr. Schlenck übergab das für die Bürgermeistergalerie der Stadt bestimmte, vom akad. Maler
Ludwig Neuhauser geschaffene Porträt des Bürgermeisters.

Der neue Ehrenbürger im Kreise seiner Familie mit
Frau, Kindern, Schwieger- und Enkelkindern.