Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.11

- S.9

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Amtsblatt Nr. 11.

Ein Beispiel von Winterhilfe
aus öem Jahre 1545
Dr. K a r l

Schadelbauer

Die Fürsorge für Arme und Kranke hing einst zum guten Teil
von der Wohltätigkeit besitzender Privatpersonen ab, die zumeist
ihres Seelenheiles wegen bei einer Kirche oder einem Spitale
Stiftungen machten, deren Durchführung dann der Kirche oder
dem Spitale überlassen wurde. Eine solche Stiftung beurkundete
am Lichtmetztage des Jahres 1343 der reiche Innsbrucker Bürger
Ott der Tallucher, der allein oder mit seinem Bruder Fridreich in
einer ganzen Reihe von Urkunden des Stadtarchives seit dem
Jahre 1322 aufscheint. Drei gleichlautende Urkunden besiegelt mit
des Stifters Siegel, das einen Halbmond mit einem Kreuz an
der Konvexseite zeigt, und dem der Stadt Innsbruck, künden noch
heute von dem letzten Willen dieses Wohltäters, der offenbar durch
das Ableben seines Bruders nachdrücklichst auf die Begrenztheit
seines eigenen Daseins aufmerksam wurde, wenn ihm auch noch
einige Jahre zu leben vergönnt war. Der Stiftbrief hat nun folgenden Inhalt.
Eingangs wird erzählt, daß Fridreich der Tallucher und seine
Frau Agnes zwei Güter in der Pfarre Matrei erworben hatten, die
nach Fridreichs Tod der Bruder Ott von den Erben ankaufte.
Diese Güter schenkte er nun zu einer Zeit, da er es „wol getun
mochte und mit aller der chraft, als ein lestez totgefchaefte haben
sol", dem Hl.-Geist-Spital zu Innsbruck. Der Spitalmeister sollte
alle Rechte über die Güter haben. Vom jährlich eingehenden Zins
von 32 Pfund hatte er nun jeweils zu Ostern ein „melchez rint"
um 10 Pfund und Weizen um 4 Pfund anzukaufen, damit den
Siechen dadurch „mit mus oder mit waitzpreifen" (— mit Mus
oder Weizenbrei) die Kost verbessert würde. Zu den vier MarienFeiertagen, wahrscheinlich Verkündigung, Himmelfahrt, Geburt
und Empfängnis, war den Siechen um je ein Pfund Fleisch und
Wein zur Aufbesserung der Kost zu geben. Nach des Stifters Ableben sollte der Spitalmeister an dessen Iahrtag um 5 Pfund Käs
und Brot oder Fleisch und Brot an „Hausarme" außerhalb des
Spitales austeilen. Weiters waren jährlich 6 Pfund an „arme?
chindelpetterin, sie ligen in dem Spital oder in der Stat" gleichmäßig zu vergeben; jede sollte zwei Zwanziger erhalten. Wenn
nicht genügend arme Kindbetterinnen zu erfahren waren, wurdtz
der Rest ebenfalls an Hausarme verschenkt.
Und nun folgt die W i n t e r h i l f e ! Jährlich am St. Gallentao,
also am 16. Oktober, sollten die Sondersiechen zu Innsbruck, das
waren jene Aermsten, meist Bettelleute, die einer ekelerregenden
Krankheit wegen in einem „besonderen" Siechenhaus zu St. Niko
laus untergebracht waren, 2 Pfund erhalten, um sich damit für
den Winter notwendige Sachen anschaffen zu können. Diese Bestimmung lautet wörtlich: „Er (der Spitalmeiste-r) sol auch
jaerichlich an fand Gallen tag den fundersiechen hie ze Inspruk
zwai phunt Perner geben von dem vorgeschriben gelt, daz sie
darumb gegen dem Winter in ir Haus chauffen, wes in not sei."
Am Iahrtag des Stifters bekam weiters der Pfarrer von Innsbruck ein Pfund, wofür er in der Messe und von der Kanzel des
Stifters, seiner Eltern, Geschwister und Vorfahren gedenken sollte.
Außer den 32 Pfund ging von den Gütern noch ein weiteres Geschenk, „Weisat" genannt, ein. Dieses sollte der Spitalmeister für
feine Mühe einnehmen und nur ein Pfund davon alljährlich am
Iahrtag des Stifters dem Spitalkaplan abgeben. Schließlich er-

mahnt der Stifter noch alle künftigen Spitalmeister diese seine
Verfügungen bei ihrer Verantwortung vor Gott einzuhalten. Seine
Frau, feine Kinder und Enkel mögen sie bewahren und bei ihrer
Erfüllung dabei fein. Vor allem aber sollten die Zwölf des Rates
von Innsbruck Sorge tragen, daß nichts davon abkomme, da sie
ja sicher, genau wie jeder andere, gerne sehen, daß letzte Willen
ewig und ganz vollführt werden. Und sollte am Ende gar das
Spital eingehen, dann möge der Kirchmair von St. Jakob weiterhin die Stiftung besorgen und jene IN Pfund für das Rind und
die 4 für Weizen sollten jährlich an die St.-Iakobs-Kirche fallen
nach der Bürger und des Kirchmairs Rat.

Bericht über öen
Ranöeskriegsopfertag s?57
Die Magistratsdirektion der Landeshauptstadt Innsbruck erlaubt sich, anschließend für den L a n d e s k r i e g s o p f e r t a g 1937 Abrechnung und Ergebnis
über die Sammelaktion der Stadt Innsbruck vorzulegen.
^) E i n n a h m e n :
1. Straßen- und Haussammlung
2. Enthebungskarten

8 2333.77
8 7300.—
8 9633.77

L) A u s g a b e n :
Kosten für Schreibwaren und diverse 3 72.02
Ergebnis zugunsten d. Kriegsovfertages 3 9561.75
Das Sammelergebnis des Kriegsopfertages 1937 hat
somit den gegenüber früheren Jahren schon außerordentlich günstigen Erfolg des Jahres 1936 um rund 3 1500.—
übertroffen und damit im Vergleiche zum Jahre 1935
eine Steigerung um 8 4500.— gebracht.
Wie im Vorjahre wurde besondere Aufmerksamkeit
innerhalb der gesamten Sammelaktion den Enthebungskarten gewidmet und das erstemal versuchsweise Abzeichen gleich beigelegt. Diese Art der Werbung hat sich, wie
das Ergebnis zeigt, sehr bewährt. Wenn man auch den
Sammlungen in den Straßen und Häusern, wegen der
Sammelmüdigkeit der Bevölkerung, etwas skeptisch
gegenüberstand, so hat wider Erwarten das Ergebnis
überrascht. Dies ist wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß die für Sammlungszwecke in den Dienst gestellte Jugend Innsbrucks über den Weg der Schuldirektionen straff organisiert war, klassenweise erfaßt wurde
und durch namentliche Feststellung der einzelnen Schüler
eine genaue Kontrolle von den einzelnen Lehrpersonen
ausgeübt werden konnte. Zur Sammlung wurden 200
Jugendliche verschiedener Lehranstalten herangezogen.
(Die Sammlerliste mit den einzelnen Teilergebnissen
wurde dem Landesinvalidenamte übergeben.)
Warum Kirchensammlungen nicht mehr durchgeführt
wurden, hat seinen Grund darin, daß das Ergebnis
immer ein unbedeutendes war, für die einzelnen Kirchen
jedoch im Hinblick auf die sonstige Sammlungstätigkeit
eine Mehrbelastung bedeutete usw.
Hofgartenkonzerte konnten mit Rücksicht auf die Unsicherheit der Witterung und der vorgeschrittenen Jahreszeit nicht in das Programm aufgenommen werden.