Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1981

/ Nr.6

- S.16

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Der Hofgarten in der Renaissance
Der Innsbrucker Hofgarten war
schon in der Renaissance ein
Garten von betörender Schönheit. Seine Anfänge reichen in
das Jahr 1396 zurück, in welchem Herzog Leopold IV. sich
das Recht vorbehielt, das im
Bereich der heutigen Hofburg
gelegene Haus des Sigmund von
Starkenberg und den östlich anVon Mag. Herbert Woditschka

grenzenden Obst- und Gemüsegarten zu benützen. 1410 kaufte
Herzog Friedrich IV. mit der
leeren Tasche von Bürgern der
Stadt Innsbruck 18 Gärten im
Saggen, die dem Kloster Wüten
zinspflichtig waren. Zur Abgeltung des Grundzinses von 14
Pfund Berner erließ er dem
Kloster die jährliche Lieferung
von vier Fuder Wein. Der Übergang vom Nutz- zum Lustgarten vollzog sich unter Kaiser
Maximilian L, in dessen Fischereibuch der Grafschaft Tirol
von 1504 eine „Rennwiss", auf
der Turniersport betrieben wurde, und ein ,,new See", der
zum Fischen einlud, erwähnt
sind.
Erzherzog Ferdinand II. von
Tirol (1564—1595) — schon in
Prag ein Freund schöner Gärten — machte Innsbruck zu ei-

ner Metropole deutscher Gartenkunst. Jakob Wolf wurde
zum Hofgärtner ernannt und
erhielt den Auftrag, einen neuen Hofgarten anzulegen. Der
Erzherzog wandte vorerst sein
Interesse der Neugestaltung des
Schlosses Ambras zu, das er seiner schönen Frau Philippine
Welser (1527—1580) geschenkt
hatte, dann dem Hofgarten.
Hier hatte er sich bereits als
Kind gärtnerisch betätig, wie
aus einem Inventar über Gartengeräte von 1546 hervorgeht:
„Fünf clayne Krallen seind der
königlichen Kinder." In den
Jahren 1574—1588 erreichte
der Hofgarten seine größte
Ausdehnung: von der Hofburg
und Hofkirche reichte er bis zur
Silbergasse ( = Universitätsstraße), Saggengasse (~ Kaiserjägerstraße) und zum Innufer.
Unter den verschiedenen Sommerhäusern ist vor allem das
zweigeschossige „Böhmische
Lusthaus" (= Rennweg 9) zu
erwähnen, dessen Bau 1571
vom Hofbaumeister Alberto
Lucchese (gest. 1617) vollendet
worden war. 1572 wurde es von
Melchior Ritterl und Hans
Maisfelder aus Hall mit Groteskenmalerei verziert und erhielt
Stuckreliefs von Alexander Colin (1527—1612). Nun erfolgte

im Hofgarten der Bau eines
Schwimmbades, eines Schwitzbades und etlicher Springbrunnen durch den Wasserkünstler
Georg Schlund aus Nürnberg.
Im Jahre 1579 ließ Ferdinand
einen Bach anlegen, der bei der
Hofmühle (= Ecke Museumstraße—Sillgasse) von der kleinen Sill abzweigte, einen großen und kleinen Teich und einen Weiher im Tiergarten
durchfloß und dann in den Inn
mündete. Beim großen Teich
wurde auf dem „Zur sehen
Pergl" (= Zirbenzapfenhügel)
ein grünes Sommerhaus als
Aussichtspavillon
errichtet.
Dieser Teich war unter anderem
von 134 Götterstatuen aus Terrakotta umgeben, die Colin geschaffen und Georg Rott in
weißer Ölfarbe gefaßt hatte.
Wie Hans Georg Ernstinger um
1612 berichtet, wurde der Renaissance-Lustgarten von einem „schönen gwelbten Gang"
durchquert, der mit 22 Brustbildern römischer Kaiser geschmückt war, und von „Bogengemäuern" mit Rosensträuchern durchzogen. Die Herren
und Damen vom Hof konnten
hier in Gesellschaft promenieren oder sich in ein Lusthaus
zurückziehen. Im sogenannten
„Gewölbe der Pomeranzen"

wurden die Heldentaten des
Erzherzogs in Ölbildern an der
Wand dargestellt, wie er z. B.,
im Galopp reitend, ein widerspenstiges Pferd an der Mähne
faßt und zähmt. Colin schuf
auch den Lustbrunnen des Erzherzogs im „Kammergarten"
(= kleiner Hofgarten), der aus
vier Satyr-Gestalten mit vergoldeten Hörnern bestand, welche
kupferne Muscheln hielten und
Wasser spritzten.
In den Jahren 1581—1582 errichtete Erzherzog Ferdinand
für seine blutjunge zweite Frau
Anna Katharina Gonzaga von
Mantua
und
Montferrat
(1566—1621) die mit 50 Zimmern ausgestattete Sommerresidenz „Ruhelust", welche zum
Ballspielhaus ( = Kongreßhaus)
querstehend den „Rennplatz"
( = Rennweg) nach Norden abschloß. Nördlich davon entstand 1583 ein Brunnenpavillon, den Hans Maisfelder bemalte. Der Steinmetz Thomas
Scalabrin schuf darin aus weißem Marmor den Lustbrunnen
der Erzherzogin.

VOR HUNDERT
JAHREN

25. Juni: „Laut Eröffnung der
k.k. Bezirkshauptmannschaft
an die betreffenden Gemeinden
beginnt die politische Begehung
der
Arlbergstrecke
Innsbruck—(Wüten)—Landeck mit
den Verhandlungen für die Enteignung am Montag, den 4. Juli. Zu diesem Behufe versammelt sich die Commission vormittags 9 Uhr im Gasthause
zum ,Peter BründP."
28. Juni: „Gestern nachmittags
gingen zwei Herren durch die
Museumstraße, von einem großem Hunde begleitet. Derselbe
wurde bei der Einmündung der
Erlerstraße vom großen Hunde
des Möbelhändlers Brugger
überfallen, und es gab eine
Hundebalgerei mit obligatem
Zusammenlauf des Publicums.
Da die beiden Kämpfer mit
Stockschlägen nicht zu trennen
waren, griff einer der zwei Herren zu seinem Dolche und versetzte dem Hunde des Brugger
drei Stichwunden. Diese That
hatte nun große Entrüstung zur
Folge. Der schwerverwundete
Hund wurde in die Wohnung
seines Herrn gebracht, wo der
Thierarzt nun dessen Heilung
Der Innsbrucker Hof garten. Ausschnitt aus der Stadtansicht von Matthäus Merian von 1649.
W.
(Original: Stadtarchiv — Repro: Murauer)besorgen wird. "