Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.11

- S.2

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Bürgermeister ßranz Ascher « 50 Jahre alt
Den bevorstehenden 50. Geburtstag des Herrn Bürgermeisters Franz Fischer nahm die gesamte Angestelltenund Arbeiterschaft des Stadtmagistrates und der städtischen Betriebe und Unternehmungen zum willkommenen
Anlaß, erneut ihre besondere Verbundenheit mit dem
Stadtoberhaupt durch Abhaltung eines Fackelzuges sichtbar zum Ausdruck zu bringen. Zu diesem Zwecke strömten am Freitag, den 29. Oktober, um 7 Uhr abends von
allen Arbeitsstätten die Angestellten und Arbeiter der
Stadtgemeinde am Adolf-Pichler-Platz zusammen und
marschierten im geschlossenen Zuge in einer Stärke von
rund 1000 Mann unter dem klingenden Spiel der Feuerwehrmusik und der Wiltener Musikkapelle über den
Marktgraben vor das Rathaus. Eine Abordnung, bestehend aus dem Magistratsdirektor, dem Baudirektor
und den Direktoren der Unternehmungen sowie aus den
Vertretern der Kameradschaft, begab sich in das Arbeitszimmer des Herrn Bürgermeisters und überbrachte dem
Jubilar die Glückwünsche der städtischen Bediensteten.
Bei Erscheinen am Balkon des Rathauses wurde der
Herr Bürgermeister mit begeisterten Zurufen begrüßt,
die dem Jubilar neuerlich das Bewußtsein und den Beweis der großen Anhänglichkeit und Dankbarkeit seiner
Untergebenen gaben. Mit dem Abspielen des von Lehrer
Anton Rumer zu Ehren des Gefeierten komponierten
„Vürgermeister-Franz-Fischer-Marsches" fand die Kundgebung, die die städtischen Bediensteten in dieser eindrucksvollen Art einem Bürgermeister erstmalig bereitet
haben, ihren Ausklang.
Am nächsten Tage zeigte der Adlersaal im Stadtsaalgebäude um 12 Uhr mittags Festschmuck, der eine kleine,
aber überaus herzliche Feier aus Anlaß der Vollendung
des 50. Lebensjahres des Herrn Bürgermeisters Franz
Fischer umrahmte.
Reiches Blattgrün beherbergte eine meisterhaft geformte Büste des Jubilars aus der Hand des berühmten
Bildhauers Gustinus Ambrosi. Dem Jubilar wurde sie
von Freunden und hochherzigen Bürgern gewidmet und
der Stadtverwaltung in Obhut übergeben.
I n der ersten Reihe der Ehrengäste fand sich die Gemahlin des Gefeierten mit Tochter und Sohn ein," der
Feier wohnten ferner als Ehrengäste bei: die Brüder des
Gefeierten, der Landesführer der Vaterländischen Front,
Vizepräsident des Staatsrates Dr. Ernst Fischer mit Gemahlin und Tochter und Kaufmann Gregor Fischer mit
Gemahlin, die Schwester des Gefeierten, Frau Dr. Maria
Pfurtscheller, der Schöpfer der Büste Bildhauer Gustinus
Ambrosi, der Präsident des Industriellenbundes, Vundeswirtschaftsrat Kommerzialrat Ezio Foradori. Baumeister
Josef Retter sen. mit Tochter, Ehrenbürger Hans Hörtnagl, der Direktor der Zentraleuropäischen Länderbank
Friedrich Keller und die Mitglieder des Gemeindetages
mit Bürgermeister-Stellvertreter Adolf Platter an der
Spitze. Der Saal war im übrigen Räume dicht gefüllt von
Beamten des Stadtmagistrates unter Führung des Herrn
Magistratsdirektors Dr. Hans Funkhäuser, von Angestellten der städtischen Unternehmungen mit sämtlichen
Direktoren und etwa 100 Arbeitern des Stadtbauamtes
und der städtischen Unternehmungen.
Die erwartungsvolle Stille wich lautem Beifall, als der
Herr Bürgermeister den Saal betrat und seinen Ehrenplatz einnahm.
Als erster hielt Herr Bürgermeister-Stellvertreter
Adolf Platter folgende Ansprache:

Lieber Bürgermeister und Freund, verehrte gnädige Frau,
sehr geehrter Herr Landesführer, hochgeschätzter Meister, Bürger
der Stadt Innsbruck, meine Damen, meine Herren!
Zwei Anlässe, die es verdienen, in festlicher Weise betont zu
werden, haben mich bestimmt, Sie, verehrte Anwesende, hierher zu
bitten. Der eine ist die Vollendung des fünfzigsten Lebensjahres
durch unseren verehrten Herrn Bürgermeister Franz Fischer, der
andere wurde durch die Munifizenz einiger hervorragender Mitbürger gegeben, die heute eine von der Meisterhand Ambrofis geschaffene Büste des Jubilars der Obhut der Stadtgemeinde überantworten wollen.
Mit fünfzig Jahren steht der Mann am Zenith seines Lebens,
deshalb ist es gemeiniglich in jeder Familie Brauch, wenn jener
Tag für ihr Haupt angebrochen ist, dieses von dem Betroffenen
selbst im Drange des Lebens meist nicht als gerade übermäßig bedeutungsvoll empfundene Ereignis zu feiern, mit ihm in Besinnlichlichkeit dabei zu verweilen, Rückschau zu halten und den Weg in
die Zukunft zu überdenken. Was für die Familie als billig gilt,
mutz in dem Falle, da der zu Feiernde feit Jahren seine beste
Lebenskraft, fein heißes Wollen und Fühlen der Allgemeinheit und
im besonderen seiner Vaterstadt Innsbruck geweiht hat, uns als
seinen Weggefährten und Mitarbeitern als recht gelten.
I n kurzen Zügen will ich Ihnen das Lebensbild Franz Fischers
skizzieren, die Erinnerung an fein Wirken wiederum lebendig ge
stalten, um dadurch zu bekräftigen, in wie vielfacher Hinsicht das
Ereignis begründeten Anlaß bietet, in einer Feierstunde festgehalten zu werden.
Der bekannten Innsbrucker oder besser gesagt Wiltener Kaufmannsfamilie Fischer entsprossen, trat Franz 1904 in das elterliche
Geschäft ein, um bis zu feiner Kriegsdienstleistung beim 3. Kaiserschützenregiment und dann in SpezialVerwendung bei der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Bern in dem durch feine Beziehungen weltumspannenden Hause an verantwortungsvoller Stelle
tätig zu fein. Dort machte er seine Schule fürs Leben, dort weitete
sich sein Blick und schuf er sich die Voraussetzungen dafür, daß er
im Jahre 1919 für würdig erachtet wurde, als Mandatar der christlichsozialen Partei in den Innsbrucker Gemeinderat entsandt zu
werden.
Damit war der für die weitere Gestaltung seines Lebens richtunggebende Schritt getan, der künftige Weg vorgezeichnet. Mit
der ihm eigenen Willenskraft und Hingebung widmete sich der
junge Gemeinderat seinem neuen, in einer Zeit, da alle Werte, die
ideellen und materiellen, stürzten, doppelt schwierigen Amte. I n
wenigen Jahren hatte er sich bereits eine so angesehene Stellung
geschaffen, daß er im Jahre 1923 zum zweiten Vizebürgermeister
gewählt wurde, wobei ihm mehrere der wichtigsten wirtschaftlichen
Referate zugeteilt wurden. I m Jahre 1929, nach dem Rücktritte
Dr. Eders, wurde Franz Fischer zum Bürgermeister gewählt.
Schien es vorerst, als sollte er das Glück haben, in einer Zeit des
Aufstieges wirken zu können, so brachte bald der Zusammenbruch
der Kreditanstalt einen gegenüber der Weltwirtschaft verfrühten
Eintritt und eine Verschärfung der Krisis in Oesterreich. Bange
Jahre größter Wirtschaftsnot folgten, während der es aller Kraft,
aller Geschicklichkeit und persönlicher Einsatzbereitschaft bedurfte,
das Stadtfchiff glücklich durch die nur zu zahlreichen Untiefen und
Klippen hindurchzuführen. Zur wirtschaftlichen Krisis gesellte sich
bald eine politische; der Kampf der Parteien und Bewegungen
nahm Formen an, die man bisher nie erlebt hatte. Doch auch in
den schwersten Zeiten wußte Fischer mit Klugheit und Takt, mit
feiner besonderen Gabe der Menfchenbehandlung, seinen Einfluß
stets so zu nützen, daß Innsbruck vor allzu großen Erschütterungen
bewahrt blieb. Gerade sein in diesen schwierigen Zeiten bewährtes
Geschick und das Ansehen, das Fischer allseits genoß, mag bestimmend dafür gewesen sein, daß er nach Auflösung des Gemeinderates als Regierungskommissär für Innsbruck bestellt wurde.
Während dieses äußerlich so bewegten Jahres vermochte er, unterstützt von einer pflichtbewußten, ihm rückhaltlos ergebenen Beamten- und Arbeiterschaft, im Magistrate und in den Betrieben den
Haushalt der Stadt der Zone der größten Gefahren zu entrücken.
Mit berechtigtem Stolze und mit Genugtuung konnte Fischer, nachdem er in der konstituierenden Sitzung des auf Grund der Uebergangsbestimmungen der Verfassung vom 1. Mai 1934 ernannten
Gemeindetages am 3. Oktober 1935 wiederum zum Bürgermeister
gewählt worden war, der Öffentlichkeit in einem umfassenden Berichte Rechenschaft über feine Tätigkeit als Regierungskommissär
ablegen. Seine Einsicht und seine Erfahrung in wirtschaftlichen
Dingen machte sich aber auch die Staatsführung des neuen Oesterreich zu Nutze, indem sie unseren Bürgermeister als Mitglied des