Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1981

/ Nr.3

- S.15

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Der Bau des Domes 1717 -1724
Mit großer Freude wurde am
8. Dezember (dem Fest Maria
Empfängnis) 1964 feierlich begangen, was Papst Paul VI. in
der Bulle ,,Sedis Apostolicae"
verfügt hatte: die Errichtung
der Diözese Innsbruck, die ErVon Mag. Herbert Woditschka

nennung von DDr. Paul Rusch
zum Diözesanbischof und die
Erhebung der Stadtpfarrkirche
St. Jakob zur Kathedrale.
Die St.-Jakobs-Kirche in Innsbruck wird erstmals in einem
Ablaßbrief vom 29. Juni 1270
genannt, ihre Erhebung zur
Stadtpfarrkirche erfolgte jedoch erst 1643. Das Erdbeben
von 1689 fügte der Kirche große
Schäden zu. Der hierauf 1710
barockisierte gotische Altbau
konnte jedoch nicht mehr befriedigen, das Interesse der
Innsbrucker galt vielmehr einem barocken Neubau. Am 1.
Dezember 1711 konnte der
Stadtpfarrer
Dr. Matthias
Tausch (1697—1725) eine Bitte
um Subvention Kaiser Karl VI.
(1711—1740) in der Hofburg in
Innsbruck vortragen. Der Statthalter Karl Philipp von der
Pfalz-Neuburg
(1704—1717)

konnte 1712 vom Wiener Hof
in dieser Sache einen zusagenden Bescheid auf 100.000 Gulden erwirken.
Auf seine Empfehlung hin reiste 1712 der Stadtrat Ulrich
Sprenger zum Baumeister Johann
Jakob
Herkommer
(1648—1717) nach Füssen mit
dem Ersuchen, einen Gesamtentwurf zu erstellen. Herkommer entwarf einen Kirchenbau
im Stil des süddeutschen Hochbarocks und wurde dafür mit
45 Gulden honoriert. Auch der
Innsbrucker
Hofbaumeister
Georg
Anton
Gumpp
(1682—1754) legte einen Entwurf vor, der sich im Stil des
römischen Hochbarocks an die
Kirche S. Agnese in Rom anlehnte. 1715 stellte Gumpp ein
Modell im Sommerhaus des
Hofgartens aus.
Im Dezember 1716 lehnten die
Wiener Stellen „das Gumppische Modell als vihl zu pretios"
ab und erteilten dem Entwurf
Herkommers die Baubewilligung. Nachdem das Mariahilfbild von Lukas Cranach in die
Spitalkirche zum Heiligen Geist
übertragen und die Jakobskirche profaniert worden war, begann man am 23. April 1717

mit dem Abbruch. Bereits am
12. Mai 1717 nahm der Statthalter die Grundsteinlegung
vor. Am 25. und 26. Mai kam
Herkommer zur Festlegung der
Baulinien nach Innsbruck und
übertrug die Bauausführung
seinem Polier, Johann Georg
Fischer (gest. um 1740), der
nach dem Tod Herkommers als
Baumeister dessen Werk fortsetzte. Bis zum 31. Oktober
1717 war „der völlige Grundt
gelegt". Fischer erhielt für die
im Winter 1717/18 gezeichneten Detailpläne 150 Gulden. Im
Jahre 1718 erreichten die Mauern des Langhauses eine Höhe
von 6,3 Metern, die am 29. Juli
begonnenen Türme eine Höhe
von 3,3 Metern. Ende 1719 waren die Mauern 14 und die Türme 10 Meter hoch. Am 16.
April 1720 begannen die Arbeiten an der Fassade. Am 16. November fand die Firstfeier statt,
bei der auch der Pfarrmesner
Johann
Ev.
Schenacher
(1687—1734), dessen Tagebuch
uns eine detaillierte Kenntnis
über den Kirchenbau vermittelt, tatkräftig mitwirkte.
1721/22 wurde die Chorkuppel
errichtet und mit Kupfer gedeckt. Der Nordturm konnte

1721, der Südturm 1722 fertiggestellt werden. Bis Herbst 1722
waren die Außenarbeiten abgeschlossen. Im Inneren entstanden 1722/23 die Deckenfresken
von Cosmas Damian Asam
(1686—1739) und die Stukkaturen von Ägid Quirin Asam
(1692—1750). Mit der Marmorverkleidung der Pfeiler 1724
war der Bau — abgesehen von
Altaraufbauten, Kanzel und
Orgel — vollendet. Am 9. September 1724 nahm der Fürstbischof Caspar Ignaz Graf Künigl
von Brixen (1702—1747) die
Weihe des Gotteshauses vor.
Zum 250-Jahr-Jubiläum 1974
schrieb Bischof Rusch: „Unser
Tiroler Volk hat eine innere
Verwandtschaft zu diesem barocken Stil, der die Erhebung
des Herzens, der Seele und des
Geistes fördert." (Vgl. FranzHeinz Hye, Stadtpfarrkirche
und Dom zu St. Jakob in Innsbruck. Hg. von der Propstei St.
Jakob 1974.)

!f
I

VOR HUNDERT
JAHREN

16. März: In der Gemeinderatssitzung brachte Gemeinderat
von Schullern „die lebhafte
Beunruhigung der Bevölkerung
wegen wiederholter unentdeckt
gebliebener Einbruchsdiebstähle" zum Ausdruck und forderte
in einem Dringlichkeitsantrag,
das Polizei-Comité möge Mittel
in Erwägung ziehen, „durch
welche der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in der
Stadt begegnet werden könne".
Weiters wurde einem Antrag
zur Errichtung der Staatsgewerbeschule in der Anichstraße zugestimmt.
1. April: „Morgen findet der
letzte populäre Vortrag in der
Aula der Universität statt, und
zwar von Herrn Professor Semper über Michelangelo. Hiezu
wurden eigens 20 Photographien angefertigt, welche während des Vortrages von Sr.
Magnificenz dem Herrn Rector
mittelst einer Camera obscura
auf eine dunkle Wand projiciert
werden. Die Aula wird zu diesem Zweck verfinstert."
12. April: „Damen, welche ihre
Niederkunft in stiller Zurückgezogenheit incognito abwarten
wollen, finden freundliche Aufnahme und gute Pflege bei äußerst billigen Preisen bei Frau
Elisabeth Harrasser, geprüfte
Hebamme, Sillgasse Nr. 8, im
Ansicht der Fassade des Domes auf einer Neujahrsentschuldigungskarte von 1851.
W.
(Original: Stadtarchiv — Repro: Murauer)III. Stock, Innsbruck."