Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1981

/ Nr.2

- S.16

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ie Gründung der Sparkasse 1822
Das heutige Geldinstitut „Spar- Am 15. Oktober 1820 erhielt
kasse der Stadt Innsbruck mit Graf Karl Chotek, Statthalter
Sparkasse der Stadt Hall" wur- von Tirol (1819—1825) — bede am 18. Jänner 1822 als reits 1816—1819 als Statthalter
„Sparkasse in Innsbruck" ge- von Triest vom Interesse an
gründet. Im Jahre 1778 wurde wirtschaftlichen Fragen geleitet
der Gedanke des Sparens erst- —, von Innenminister Graf
mals in der von der „Patrioti- Franz Saurau mehrere Exemschen Gesellschaft" in Ham- plare der Flugschrift „Errichtet
burg gegründeten „Selbständi- Sparkassen" zugesandt, die er
gen Kasse der Versorgungsan- auch an die Kreishauptleute
stalt" organisiert. 1787 folgte von Bozen und Bregenz weiterleitete. Von Anfang an war an
Von Mag. Herbert Woditschka die Gründung einer selbständigen Sparkasse in Innsbruck gedie „Dienstzinskasse" in Bern; dacht, nicht an eine Filiale der
am 9. Juli 1819 wurde die „Er- Wiener Sparkasse. Nachdem
ste österreichische Sparkasse" bereits am 2. April 1821 im
in Wien gegründet. Entspre- ,,Boten für Tirol" ein vorbereichend der Präambel ihrer Sta- tender Artikel „Über die Ertuten diente sie dazu, „dem Fa- richtung von Sparkassen, spebriksarbeiter, Handwerker, Ta- ciell die Errichtung derselben zu
gelöhner, Dienstboten oder Innsbruck" abgedruckt worden
Landmann die Mittel an die war, erschien am 20. November
Hand zu geben, von ihren Er- als Flugblatt eine „Nachricht"
sparnissen ein kleines Kapital des Magistrates der Stadt Innszurückzulegen, solches in späte- bruck, in der Wesen und Zweck
ren Tagen zur Aussteuer, bei der Sparkassen beschrieben und
Krankheit, im Alter oder zur dazu aufgerufen wurde, einen
Erreichung eines löblichen wohltätigen Sparkassenverein
Zweckes zu verwenden".
mit einem entsprechenden Ga-

rantiefonds zur Sicherung der
Anfangsliquidität bis 15. Dezember zu gründen. Am 21.
Dezember fand im Rathaus die
konstituierende Versammlung
des Vereines und am 31. Dezember die Wahl von Ausschuß, Direktion und Kuratorium statt. Am 18. Jänner 1822
erfolgte die Genehmigung der
Statuten und des Reglements
des Vereines durch die Statthalterei und damit die Gründung
der Sparkasse Innsbruck. In einer Kundmachung vom 6. Februar wurde die Eröffnung für
den 12. Februar — den Geburtstag von Kaiser Franz I. —
angekündigt.
Die Eröffnungsrede hielt in Anwesenheit des Statthalters, der
auch das Protektorat über die
Sparkasse übernommen hatte,
Bürgermeister Dr. Felix Adam
von Riccabona (1815—1829).
Die Sparkasse nahm ihre Tätigkeit auf: die Direktion bestand
aus dem Obervorsteher Bürgermeister Riccabona, den zwei
Vorstehern Graf Johann Nepomuk Trapp und Johann von
Dietrich und den zwei Ersatzmännern, den Kaufleuten Josef
Voglsanger und Michael Ortlieb. Für die Kontrolle standen
als Kuratoren Abt Alois Roggi
von Wüten und die drei Kauf-

1881

leute Karl Camelli, Franz Raggi
und Simon Tschurtschenthaler
junior zur Verfügung.
Die Sparkasse befand sich in einem Lokal des Alten Rathauses
(=
Herzog-Friedrich-Straße
21) und war jeweils Dienstag
und Samstag von 9 bis 11 und
14 bis 17 Uhr geöffnet. Beim
Kassier,
Magistratssekretär
Willibald Miller, konnten Einlagen in der Höhe von 1 Gulden
und 15 Kreuzern bis zu 50 Gulden getätigt werden. (In der
Satzungsänderung von 1836
wurde die Einlagengrenze auf
100 Gulden — mit Bewilligung
der Direktion auch darüber —
angehoben.) Der Einlagenzinsfuß"betrug 4% (seit 1. Juli 1835
wurde er auf 3"/2% gesenkt).
Die Regiekosten der Sparkasse
waren anfangs gering. Das Lokal wurde von der Stadtgemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt, die Arbeiten wurden ehrenamtlich geleistet. Kosten
entstanden nur durch Postgebühren, Drucksorten und die
Rechnungsbücher. Das Inventar des Geldinstituts bestand
lange Zeit aus einer Kasse mit
zwei Schlössern im Wert von 83
Gulden und 26 Kreuzern.
Der Einlagenstand am Ende des
Gründungsjahres 1822 betrug
8247 Gulden. Die Sparkasse
Innsbruck als die erste Sparkasse Tirols — ihr folgten 1840
Ala, 1841 Rovereto, 1855 Bozen und Trient — hatte sich bewährt.

VOR HUNDERT JAHRE

15. Februar: Aus Anlaß des
100. Todestages von Gotthold
Ephraim Lessing wird im k. k.
und National-Theater das
Trauerspiel „Emilia Galotti"
gegeben. „Um der Feier ein erhebendes Gepräge zu verleihen,
wird vor der Aufführung des
Lessing"sehen Stückes gleichsam als Einleitung die Ouvertüre zu ,Coriolan" von Ludwig
van Beethoven durch unser
wackeres
Theater-Orchester
executiert."
17. Februar: „Es scheint, als ob
der heurige Fasching, je mehr
er sich seinem Ende nähert, desto animiertere Unterhaltungen
Herzog-Friedrich-Straße mit dem Alten Rathaus und Stadtturm. hervorzaubert. Im RedoutenLithographie von Latteux und Cuvillier, 1. Hälfte des 19. Jahr- saale war die Damenwelt in den
hunderts.
(Original: Stadtarchiv — Repro: Murauer) anmuthigsten Toiletten erschie-

nen und bei den Herren behauptete neben der Uniform
auch der Frack sein volles
Recht. Vergnügte Gesichter
und lustiges Tanzen die ganze
Nacht hindurch, trotzdem es
der Ofenheizer mit den Ballgästen etwas gar zu gut gemeint
hatte."
7. März: „Vor einem die Aula
bis auf das letzte Plätzchen füllenden Publicum hielt Prof. Albert vorgestern abends einen
Vortrag über ,Gehirn und Seele". Der erste Theil befaßte sich
mit der Geschichte des Suchens
nach dem Sitze der Seele bis in
die neuere Zeit, der zweite mit
den jüngsten Entdeckungen
über die Functionen der Gehirnrinde als dem Sitze des Bewußtseins."
W.