Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1981

/ Nr.1

- S.16

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Uraufführung der Oper L"
Im Jahre 1654 legte Königin
Christine (1626—1689), die
Tochter von König Gustav II.
Adolf (1594—1632) und Marie
Eleonore (1599—1655), nach
zehnjähriger Regierung die
Krone von Schweden nieder
Von Mag. Herbert Woditschka

und bekannte in der Hofkapelle
von Brüssel vor sechs Zeugen
ihre Konversion vom Protestantismus zum Katholizismus.
Dann begab sie sich auf eine
Reise von Brüssel über Innsbruck nach Rom. Ihre Ankunft
in Innsbruck erfolgte am 31.
Oktober 1655. Als Gast des
Erzherzogs Ferdinand Karl
(1646—1662) stieg sie in der
Hofburg ab. Der Wille des Papstes Alexander VII. (1655—
1667) war es, daß Königin Christine in Innsbruck ihren Glauben öffentlich bekenne. Erzherzog Ferdinand Karl ließ also die
Hofkirche für den 3. November
schmücken. Christine trug an
diesem Tag ein schwarzes Seidenkleid; vor dem päpstlichen
Gesandten Lukas Holstenius
(1596—1661) sprach sie das
Glaubensbekenntnis des Konzils von Trient.

Am 4. November 1655 fand
dann im Hoftheater die Uraufführung der Oper L"Argia statt.
Den Text schrieb der Hofdichter Johann Philipp Apollonio,
die Musik schuf Marc" Antonio
Cesti, der 1652—1665 Hofkammerkapellmeister in Innsbruck
war.
Cesti wurde am 5. August 1623
in Arezzo geboren. Vor seiner
Berufung nach Innsbruck war
er Kirchenkapellmeister in Volterra und wurde von Ferdinand
Karl 1652 am Hof von Florenz
entdeckt. In Innsbruck schrieb
Cesti die Opern La Cleopatra
(1654), L"Argia (1655), La Dori
(1661) und La magnanimità
d"Alessandro (1662); II pomo
d"oro (1667) schuf er bereits
nach seiner Berufung durch
Kaiser Leopold I. 1666 nach
Wien. 1662 schenkte ihm Erzherzog Ferdinand Karl die
Plattnerei (= Maria-TheresienStraße 45), die er 1666 gegen
das Haus Herzog-FriedrichStraße 29 tauschte. Cesti starb
am 14. Oktober 1669 in Florenz.
Das Textbuch erschien 1655 in
Innsbruck bei Hieronymus
Agricola (Paur) unter dem Titel: ,,L"Argia, Dramma musi-

cale, rappresentato à Insprugg
alla Maestà della Serenissima
Christina, Regina di Suezia."
Die neun Bühnenbilder waren
als Kupferstiche von Valerio
Spada beigegeben. Die Partitur
der Innsbrucker Aufführung ist
verlorengegangen, doch sind
Abschriften in Neapel, Venedig
und Brüssel erhalten. Aus Venedig konnten die Bühnenmaler Domenico Cerusi, Giovanni
Maria Venturini, Giovanni Battista Ruschi und Martino Lodron verpflichtet werden, ebenso die Sänger, unter ihnen die
Sopranistin Anna Renzini als
Darstellerin der Titelrolle. Beginn der Vorstellung war um 21
Uhr, Ende der Vorstellung um
2.30 Uhr.
Die Aufführung war ein großer
Erfolg. Ein 1656 in Innsbruck

1881

bei Michael Wagner erschienenes Werk schreibt: ,,Die ganze
Bühne fiel so schön in die Augen, daß gleichsam die Einbildung nicht zu finden wußte,
was Schönes vorzustellen wäre.
Achtmal ist die Bühne verändert worden. Darzu gesellten
sich die Lieblichkeit der Stimmen und die Prächtigkeit der
Kleider." Ein Besucher berichtet: ,,Da ich ganz nahe saß,
hörte ich die Königin wiederholt ihrem Erstaunen Ausdruck
geben über die Gewalt der Sprache und die Kunst der Sänger
und Musiker. Die Königin
spendete lebhaften Beifall und
erklärte, daß sie Ähnliches nie
gesehen habe." Nach der Vorstellung hatte Königin Christine
nur den einen Wunsch: sie
möchte die Oper L"Argia noch
einmal sehen. So wurde die
Aufführung am 7. November
wiederholt.
Am 8. November 1655 verließ
Königin Christine von Schweden die Stadt Innsbruck und
reiste nach Rom.

VOR HUNDERT JAHREN

19. Jänner: Das Resultat der
Volkszählung für die Landeshauptstadt Innsbruck ist folgendes: Am 31. Dezember 1880
zählte der Bezirk Innsbruck
3628 Wohnparteien mit 19.138

Einwohnern im Zivilstand in
701 Häusern. Es ist somit im
abgelaufenen Jahrzehnt ein Zuwachs von 498 Wohnparteien,
2814 Einwohnern und 75 Häusern zu verzeichnen.
9. Februar: In der Gemeinderatssitzung wird in Beantwortung der Interpellation des Gemeinderates Ortner wegen der
schlechten Qualität des Gases
eine Zuschrift der Gasdirektion
verlesen, in der der gerügte
Übelstand auf die im Monat
Jänner eingetretene Kälte und
den durch den Wind aufgewirbelten Staub, der die Glasscheiben der Laternen auch bei sorgfältiger Reinigung alsbald wieder verdunkelte, zurückgeführt
wird. Gemeinderat Ortner hält
diese Erklärung für unzureichend, da dieser Übelstand
nicht nur bei der Straßenbeleuchtung auftrete, sondern
auch bei der Beleuchtung der
Lokale.
9. Februar: Es wird Beschwerde
geführt über die „pöllerlustige
Nachbarschaft in Hotting", die
durch ihre Kanonaden morgens
um 3 und 4 Uhr schon oft die
Nachtruhe störe, was sich vor
Prunkraum, viertes Szenenbild aus der Oper L"Argia. Kupferstich von Valerio Spada.
allem auf Kranke nachteilig
(Original: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum — Repro: Murauer)auswirke.