Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.10

- S.4

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.Amtsblatt Nr. 10

Verichterstatter Aufsichtsrat ltrich Kals
Ueber Antrag des Verwaltungsausschusses I I wird
hinsichtlich der Pfänderlaufzeit und des Tarifes in der
städtischen Pfandleihanstalt folgender Beschluß gefaßt:
Die Laufzeit der Pfänder wird von 3 auf 4 Monate
ausgedehnt mit einer anschließenden Nachfrist von sechs
Wochen. Für die ersten drei Monate wird eine Gebühr
von je 2 Prozent und für den Rest der Laufzeit (das ist
für den vierten Monat und für die Nachfrist) eine solche
von 2 V2 Prozent pro Monat berechnet. Bei Pfänderdarlehen über 8 20.— werden die Groschenbeträge auf 5,

bzw. 10 Groschen aufgerundet. Außerdem gelangt eine
Pfandschein-Ausfertigungsgebühr von 10 Groschen pro
Pfandschein zur EinHebung.
Diese Verlängerung der Laufzeit der Pfänder und die
Tarifänderungen werden mit 1. Jänner 1938 in Kraft
gesetzt.
Die Aussprache und Beschlußfassung über den vom
Verwaltungsausschuß I I vorgelegten Rechenschaftsbericht der städtischen Molkerei für das Jahr 1936 wurde
in der anschließenden vertraulichen Sitzung des Gemeindetages vorgenommen.

schwierigsten Posten, auf Posten, wo es wirklich galt,
deutsche Kunst zu wahren und das Deutschtum, nicht
nur unter Deutschen, sondern gegenüber den Angehörigen einer fremden Nation zu verteidigen. Die deutschen
Meisterfestspiele, die Skuhra in Saarbrücken veranIntendant Ferdinand Skuhra wurde bekanntlich aus staltete und an denen auch die Exlbühne mitwirkte, faneiner Anzahl von Bewerbern nach sorgfältiger Prü- den in der Innsbrucker Tagespresse seinerzeit ihre
fung seiner Erfolge, seiner Fähigkeiten und persönlichen Würdigung. Einmütig sind die Urteile über die sittenQualitäten über Vorschlag des Kulturausschusses vom strenge Auffassung seiner Aufgaben, feine tüchtige
Gemeindetage zum Leiter des Stadttheaters bestellt. dramaturgische Betätigung, seine verwaltungstechnische
Was man seither in Innsbruck von Skuhra sehen und Umsicht und über die künstlerische Erziehung seines
hören konnte, berechtigte zur Annahme, daß die Wahl
Personals, dem nebenbei bemerkt, durch drei Jahre hineine glückliche war.
durch auch Frau Sonnemann angehörte. Skuhra hat
Nun behauptet der „Österreichische Beobachter", gerade an diesen Stellen hinlänglich bewiesen, daß er
Organ der NSDAP. Österreichs, daß dem Ferdinand der deutschen Kunst den ihr gebührenden Platz einzuSkuhra von der Reichstheaterkammer die weitere Ve- räumen versteht und daß er auch in jeder anderen Hinrufsausübung an einer deutschen Bühne verweigert sicht als Leiter eines Theaters seinen Mann stellt.
worden sei, weil er 1. mit einer Jüdin verheiratet sei
Die Achtung, die diesem Oesterreicher von den Reund 2. nicht als eine Persönlichkeit erscheine, die die gierungsstellen in Deutschland entgegengebracht wurde,
Leitung einer Bühne im Sinne deutscher Kultur und kommt deutlich in einem Schreiben zum Ausdruck, das
deutschen Kunstempfindens verbürge; er ruft zur Ab- Skuhra vom Theaterausschuß des Preußischen Miniwehr auf gegen den deutschfeindlichen Geist an unserer steriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, geheimischen Kulturstätte.
zeichnet vom Staatskommissar Hinkel. in Erledigung
Hiezu wird festgestellt:
eines Ansuchens um eine Intendantenstelle an einem
1. Die Behauptung, daß Herrn Skuhra die Reichs- preußischen Theater im Oktober 1933 erhalten hat. Eintheaterkammer die weitere Berufsausübung an einer gangs wird erklärt, daß die preußischen Theater besetzt
seien, so daß ihm keine Stelle zugewiesen werden
deutschen Bühne verweigert habe ist unwahr.
2. Nach den vorgewiesenen Urkunden, ist Frau Inten- könne. Dann findet sich folgender Satz: „Wir können
dant Skuhra Katholikin und das Kind katholischer Ihnen nur empfehlen, fich mit Direktor Remmertz vom
Eltern. Der Großvater — väterlicherseits — war Jude Bühnennachweis in Verbindung Zu setzen, um eventuell
und trat erst im Zeitpunkte seiner Verehelichung zum als Verwaltungsdirektor oder Spielleiter eingegliedert
katholischen Glauben über,- seine Frau war Arierin. zu werden, wobei Sie unserer Förderung gewiß sein
Desgleichen sind alle Vorfahren mütterlicherseits ari- dürfen."
scher Abkunft; die Großmutter war Tirolerin, ihre
Der preußische Staatskommissar hielt also Skuhra in
Eltern stammten aus Kufstein. Frau Intendant Skuhra Deutschland seiner Förderung durchaus würdig und
gab in Deutschland als Pianistin öffentliche Konzerte gab ihm Ratschläge in der Frage seiner weiteren Beund wurde i n d i e R e i c h s m u s i k k a m m e r a u f - rufsausübung, das Organ der österreichischen NSDAP,
genommen.
spricht ihm die Eignung ab, in Oesterreich ein Theater
3. Ferdinand Skuhra stand mit bestem Erfolg unter zu leiten, und ruft zum Kampf gegen ihn auf!
anderem als Intendant der Stadttheater Saarbrücken
und Trier während der französischen Besetzung auf

Btuhra unö öer österreichische Beobachter"

das