Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.8

- S.16

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Die Renaissance hatte die
Schönheit des Körpers und die
Bedeutung des Sports neu entdeckt. In diesem Sinne ließ Erzherzog Ferdinand II. (1564
—1595)
in
den
Jahren
1572—1573 das kleine Ballspielhaus an der Herrengasse und
1581—1582 durch den H o f b a u meister Alberto Lucchese (gest.
1617) f ü r das Ballonespiel das
Von Mag. Herbert Woditschka
große Ballspielhaus am Rennweg erbauen. Beim Spiel mit
dem „ B a l l o n e " ( =
großen
Ball) kam es darauf an — wie
bereits 1555 von Antonio Scaino beschrieben —, einen 30
Zentimeter großen Lederball
mittels eines über den rechten
Arm
gezogenen
hölzernen
Schlagärmels mit Handgriff gegen eine Wand und dabei über
eine Mittellinie zu schlagen.
A m 18. Juni 1628 empfing in
Innsbruck der Erbprinz Ferdinand K a r l , ein Sohn von Erzherzog
Leopold
V . (1619
—1632) und Claudia von M e d i ci, das Sakrament der Taufe.
A u s Freude darüber wurde unter Leitung des Tanzmeisters
Charles Boussier ein Ballett gegeben, das wegen der zahlreichen Gäste statt im „ G o l d e n e n
S a a l " der H o f b u r g im Ballspielhaus auf Schloß Ambras
a u f g e f ü h r t werden m u ß t e . Dieser A n l a ß d ü r f t e auch den A n stoß dazu gegeben haben, d a ß

Erzherzog Leopold seinen Plan
zum Bau eines Hoftheaters in
die Tat umsetzte. Leopold gab
dem
Hoftischler Christoph
Gumpp d. J . (1600—1672) den
A u f t r a g , sich auf eine Italienreise zu begeben, um E n t w ü r f e
der Komödienhäuser von M a n tua, Parma und Florenz anzufertigen: Innsbruck sollte das
erste Opern-und Schauspielhaus
im
deutschsprachigen
Raum erhalten.
In Mantua konnte Gumpp seinen Studien nicht nachgehen,
da diese Stadt gerade i n einen
Erbfolgekrieg der Häuser Nevers und Guastalla verwickelt
war. Das Theater der Medici in
Florenz, das bereits 1585 von
Bernardo Buontalenti in den
Uffizienpalast eingebaut worden war, beeindruckte Gumpp,
doch die Überraschung brachte
das Theater der Farnese in Parma. Der Zeitpunkt war günstig:
1628 vollzog sich hier der Übergang von der kleinen Renaissancebühne zur großen Opernb ü h n e des Barocks. Giovanni
Battista Aleotti (1546—1636)
hatte die frei versetzbaren K u lissen erfunden und dadurch die
moderne
Verwandlungsbühne
geschaffen.
Nach der Rückkehr Gumpps
begann man im März 1629 mit
dem Bau des Komödienhauses
als U m b a u des großen Ballspielhauses in einen Zuschauerraum, dem ein Bühnenhaus
nach Norden angebaut wurde.
Die Bauleitung ü b e r n a h m e n der

Hofbauamtsverwalter
Jakob
Schmälzl und dann der alte
Hofbaumeister Giovanni Speraindio, die kurz nacheinander
1629 starben. N u n wurde der
100x30 Meter große Bau von
Gumpp weitergeführt und 1630
zur Zufriedenheit Leopolds abgeschlossen
(Gumpp
wurde
1633 zum Hofbaumeister ernannt). Der Innenausbau wurde im M a i 1631 vollendet. A l s
Bühnentechniker konnte Cesare Antoniacci gewonnen werden, als Dekorationsmaler arbeiteten Martin Theophil Polak
und Michael Waldmann. Das
Spiel auf der 17x12 Meter großen Bühne konnte beginnen.
Die weitere Geschichte des
Hauses sei kurz skizziert: Nach
Errichtung eines Hoftheaters
1653—1655 wurde der Z u schauerraum des Komödienhauses als Reithaus verwendet;
der südlichste Teil desselben

1880

V

O

R

fungierte seit 1745 als Bibliothek der Universität.
1808—1810 wurden der G r o ß teil der Reitschulhalle sowie das
ehemalige Bühnenhaus zum
Zollamt umgewandelt, das dem
Bau den Namen „ D o g a n a "
gab. Seit 1867 wurde das Geb ä u d e gelegentlich f ü r Kongresse verwendet. 1944 verwandelten Bombentreffer den Bau in
eine Ruine, die 1954 in den Besitz der Stadt Innsbruck kam.
Nach Plänen von Architekt
Hubert Prachensky entstand
nach Abbruch des ursprünglichen Bühnenhauses in den Jahren 1970—1973 das Kongreßhaus Innsbruck.
Zur E r ö f f n u n g am 21. Oktober
1973 sandte Bundespräsident
Franz Jonas folgendes Telegramm: „ I c h gratuliere Innsbruck, der schönen Stadt am
Inn, zu dem wohlgelungenen
Bau. Mögen alle Hoffnungen
der
gastfreundlichen
Innsbrucker Bürgerschaft, die sich
mit der Errichtung des K o n greßhauses verbinden, in E r f ü l lung gehen!"

HUNDERT JAHREN

18. August: Wie ein Volksfest
gestaltete sich in Innsbruck die
Feier des 50. Geburtstages von
Seiner Majestät Kaiser Franz
Joseph. Der Bergisel war vom
Jägerregiment durch Tausende
von Lampions erleuchtet worden; auch wurde ein Feuerwerk
abgehalten.
„ D i e lieblichste
Zier des Festabends aber bildete
wohl Innsbruck"s Frauenwelt,

Ballhaus und Dogana, Federzeichnung von Georg von Pfaundler, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
(Original: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Repro: Murauer)

die trotz eines heftigen Regengusses ihre patriotischen Sympathien durch fast unglaublich
zahlreiche Anwesenheit bestätigte."
19. August: „ F ü r Touristen
empfiehlt sich neuestens ein
von hier aus sehr leicht unternehmbarer, doch dem Anscheine nach noch zuwenig bekannter ,Innsbrucker Spaziergang".
Es ist der über Vili oder Mutters
nach Unterberg. E i n gut angelegter, völlig gefahrloser Weg,
der sogar von Offizieren jüngst
zu Pferde erprobt wurde, f ü h r t
zur Stephansbrücke, welche als
eine Sehenswürdigkeit des Landes Tirol zu betrachten ist."
26. August: „Gestern Mittag
gegen 1 Uhr entzündeten sich
plötzlich auf dem Blechdache
eines der Häuser am Marktgraben zwei von einem jungen
Feuerwerker zum Trocknen
hingelegte Raketen. Nach ihrer
sausenden Luftfahrt ließ sich
die eine der Raketen in der Gegend des Gasthauses Z u m weißen Kreuz, die andere in der
Stiftgasse nieder."