Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.5

- S.16

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Berchtold VI. von Andechs,
seit 1180 Herzog von Meranien
(Istrien), tritt uns in der Innsbrucker Stadtgeschichte erstmals im Jahre 1180 entgegen,
als er gemeinsam mit seinem
gleichnamigen Vater die unsere
Altstadt begründende Tauschurkunde für das Kloster Wilten
ausgestellt hat, deren Original
zwar verloren, die uns aber in
Von Hartmann Egger
einer um 1186/88 von Herzog
Berchtold VI. gemeinsam mit
seinen Söhnen Eckbert, Otto
und Heinrich
ausgestellten
Neuausfertigung im Stiftsarchiv Wilten überliefert ist. Dieser Herzog Berchtold (VI.) von
Andechs-Meranien ist untenstehend auf einer Nachzeichnung
nach einem Bild aus der 1353
angefertigten „Schlackenwerther Handschrift" inmitten seiner Kinder dargestellt. Er war
Herr über große Ländereien,
die sich von Schwaben bis
Istrien hinzogen, deren gewiß

nicht unwichtigster Teil im
mittleren Inntal zwischen Melarti und Ziller lag. Nachdenklich reicht der wappengeschmückte Herzog seiner Frau
Agnes die Hand, deren Geschlecht in dem südlich von
Leipzig gelegenen Groitzsch beheimatet war.
Der Ehrenplatz neben der Mutter ist der Tochter Hedwig vorbehalten. Ihr opfervolles Leben
an der Seite ihres Gatten, des
schlesischen Herzogs Heinrich
L , endete 1243 in Trebnitz bei
Breslau, das sich bald nach ihrer Heiligsprechung (1267) zu
einem Zentrum ihrer Verehrung
entwickelte. Neben Hedwig
thront mit einer Königskrone
am Haupt die Tochter Agnes.
Ihre Verbindung mit dem französischen König Philipp II. beantwortete Papst Innozenz III.
mit dem Interdikt über Frankreich, da Philipp zur Ermöglichung seiner Ehe mit Agnes seine frühere Gattin verstoßen
hatte. Agnes verstarb 1201 nach
kaum fünfjähriger Ehe. Die neben Agnes thronende Königin

ist die Tochter Gertrud, aus deren Ehe mit dem ungarischen
König Andreas II. das am Bild
ganz links sitzende Töchterlein
Elisabeth entsproß. Königin
Gertrud fiel einem Mord zum
Opfer, Elisabeth aber wurde
Landgräfin in Thüringen und
nach ihrem Tod als hl. Elisabeth weltweit als Patronin der
Armen und Kranken verehrt.
A u f den Stufen vor der Mutter
sitzend ist das jüngste Kind abgebildet: Tochter Mechthild,
seit 1214 Äbtissin im Benediktinerinnenkloster Kitzingen und
dort 1254 verstorben.
Der erste der beiden Söhne im
Bischofsornat gleich neben dem
Vater ist sein gleichnamiger
Sohn Berchtold, der 1218 zur
damals äußerst einflußreichen
Stellung eines Patriarchen von
Aquileja aufrückte und 1251
verstarb. Die neben ihm abgebildeten drei weiteren Söhne
sind diejenigen Andechser, welche die eingangs erwähnte Neuausfertigung
des Grunderwerbsvertrages zu Innsbruck als
Zeugen bestätigt haben: Sohn

Eckbert wurde 1203 Bischof
von Bamberg. In seinem Bischofspalast wurde 1208 der
Stauferkönig
Philipp
von
Schwaben ermordet, worauf
Eckbert selbst und sein Bruder
Heinrich (am Bildrand rechts)
wegen angeblicher Mitschuld
1209 der Reichsacht verfielen
und die Andechser aller ihrer
Güter, so auch Innsbrucks, für
verlustig erklärt wurden. Obwohl die Brüder später von
Acht und Bann befreit wurden,
trug dieses tragische Ereignis
viel zum bald folgenden Zerfall
des Hauses Andechs bei, dessen
Stammburg am Ammersee
Heinrich niederreißen ließ.
Heinrich war es auch, der 1209
dem Stift Wilten für sich und
seine Mutter Agnes einen Jahrtag gestiftet hat. So bleibt zu
guter Letzt noch der Sohn Herzog Otto I., der als ältester die
männliche Linie weiterführte.
Ihm gelang es, nachdem seine
Familie bezüglich des Verdachts an der Beihilfe zum
Mord an König Philipp v.
Schwaben rehabilitiert worden
war, im Jahre 1232 vom Fürstbischof von Brixen die neuerliche
Belehnung mit der Grafschaft
im Inntal zu erlangen, womit
auch die Stadt Innsbruck wieder an das Haus Andechs zurückkam und hierauf bis zum
Aussterben der Andechser im
Mannesstamme 1248 in deren
Hand verblieb.

JAHREN
24. Mai: die bekannte Wiltener
Glockengießer-Firma Johann
Graßmayr liefert 4 Kirchenglocken nach Bosnien, ferner
wurden 2 Glocken für Antwerpen verladen, die nach Grahamstown am Kap der Guten
Hoffnung bestellt sind.
10. Juni: Das neue Gebäude der
Stadtgemeinde Innsbruck zur
Unterbringung der Handelsschule in der Fallmerayerstraße
(Nr. 12) geht seiner Vollendung
entgegen: „Sämmtliche Lokalitäten sind mit Gasbeleuchtung
und vorzüglicher Ventilation
eingerichtet. Die Stadtgemeinde
hat für diese Schule ein großes
Opfer gebracht, welches, mit
Rücksicht auf die Frequenz, deren sich dieselbe schon im erDie Familie des Grafen Berchtold VI. von Andechs-Meranien in der ,,Schlackenwerther Hand- sten Jahre zu erfreuen hat, kein
J.
schrift".
(Nachzeichnung des Verfassers) vergebliches sein wird " .
Seite 16

Innsbrucker Stadtnachrichten - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1980, Nr. 5