Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.3

- S.16

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Text rund um die Fundstelle:
s Marienbild, abgesehen von verschiedenen Prozessionen, bei denen es mitgetragen worden ist, diese Kirche nur dreimal verlassen: i m Jahre 1670 Von Mag. Herbert Woditschka befand sich das Bild in der Siebenkapellenkirche, während die gotische Pfarrkirche wegen der Erdbebenschäden saniert wurde, und in den Jahren 1717 bis 1724, als die bestehende B a rockkirche erbaut wurde, war es in der Spitalkir

Gesamter Text dieser Seite:
Seit 330 Jahren ziert das Mariahilfbild von Lukas Cranach d.
Ä. die Stadtpfarrkirche und
den D o m zu St. Jakob in Innsbruck. Im Laufe der Zeit hat
das Marienbild, abgesehen von
verschiedenen
Prozessionen,
bei denen es mitgetragen worden ist, diese Kirche nur dreimal verlassen: i m Jahre 1670
Von Mag. Herbert Woditschka
befand sich das Bild in der Siebenkapellenkirche,
während
die gotische Pfarrkirche wegen
der Erdbebenschäden saniert
wurde, und in den Jahren 1717
bis 1724, als die bestehende B a rockkirche erbaut wurde, war
es in der Spitalkirche aufgestellt, wo es sich auch von 1945
bis 1950 befand, nachdem es
zuvor infolge der Bombenzerstörung des Doms am 16. Dezember 1944 nach Gries im
Sulztal in Sicherheit gebracht
worden war. Erst nach der Wie-

Das Mariahilfbild

von Lukas

derherstellung der St.-JakobsKirche kehrte das Bild wieder
dorthin zurück.
Das Marienbild wurde 1537 von
Lukas Cranach d. Ä. gemalt; es
handelt sich um ein Ölbild auf
Holz, Gr ö ß e 80x55 cm. Josef
Weingartner schreibt darüber:
„ D a s Bild ist eines der allerbesten religiösen Werke Cranachs. Es ist kein Wunder, d a ß
sich in den deutschen Alpenländern kein anderes mit ihm an
Verarbeitung messen k a n n . " In
der Tradition der byzantinischen Marienikone, die seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts
in Italien aufgetreten ist und
auch Cranach als Vorbild gedient hat, gilt es als das bedeutendste Bild des deutschen 16.
Jahrhunderts.
Der Künstler
hieß mit bürgerlichem Namen
Müller und war am 4. Oktober
1472 in Kranach in Franken geboren worden. 1500 wurde er
Hofmaler des Kurfürsten von
Sachsen, war ein Freund Mar-

Cranach d. Ä. (Repro:

Stempfle)

tin Luthers und starb am 16.
Oktober 1553 i n Weimar. Das
Marienbild wurde 1537 f ü r die
Heiligkreuzkirche in Dresden
bestellt, später jedoch im Zuge
der Reformation daraus entfernt und in der kurfürstlichen
Kunstkammer untergebracht.
Im Jahre 1611 trat Kurfürst Johann Georg [. (1585 bis 1656)
die Regierung in Sachsen an,
wo ihm in der Folge Erzherzog
Leopold V . von Österreich in
Dresden einen Besuch abstattete. Leopold wurde am 9. Oktober 1586 in Graz geboren. Für
den geistlichen Stand bestimmt,
studierte er — ohne jedoch das
Sakrament der Weihe zu empfangen — Philosophie und
Theologie und stand im Dienst
der katholischen Restauration.
1598 bis 1625 verwaltete er an
der Seite von Weihbischof
A d a m Betz die Bistümer Passau
und Straßburg. Während des
Besuches in Dresden zeigte der
Kurfürst dem Erzherzog auch
seine Kunstkammer und bat
den Gast, sich ein Erinnerungsstück auszuwählen. U n d Leopold wählte das schöne Marienbild von Lukas Cranach. Fortan war der Erzherzog von dem
Verlangen beseelt, das Bild
möge auf allen Reisen bei ihm
sein. 1619 wurde Erzherzog
Leopold zum Gubernator der
ober- und vorderösterreichischen Lande und 1625 zum
Landesfürsten von Tirol be-

17. März: Aufgrund des positiven Abschlusses der Arlbergbahn-Frage im Reichsrat wird
von der Stadt Hall folgender
Stimmungsbericht übermittelt:
, , M a n trägt sich jetzt schon einigermaßen mit dem Gedanken, daß mit der E r ö f f n u n g der
Schienenstraße über den A r l berg auch der seinerzeit nicht
unbedeutende
Salz-Export
nach der Schweiz wieder neu
aufleben, daß außerdem manchem Industriezweig dadurch
ein besserer und rentablerer
Absatz eröffnet werde, und d a ß
endlich der voraussichtliche
Aufschwung der lieben Nach-

stellt. Bereits im F r ü h j a h r 1619
oder 1620 kam das Marienbild
nach Innsbruck, während der
Erzherzog am Tiroler Landtag
teilnahm. Nach einer Reise
nach Rom besuchte Leopold im
J ä n n e r 1626 in Florenz seine
Braut Claudia von Medici (1604
bis 1648), Herzogin von Toskana. Wenige Monate später hielten sie in Innsbruck am 19.
A p r i l 1626 Hochzeit. N u n wurde das Marienbild in einem
Raum der gotischen Hofburg
aufgestellt, in dem Leopold und
Claudia dem Gebet oblagen.
Als Leopold am 3. September
1632 starb, erbte sein Sohn Ferdinand Karl (1628 bis 1662) das
B i l d . Nach Jahren gelang es,
den Erzherzog zur Übergabe
des Bildes an die Stadtpfarrkirche zu bewegen. In dem Übergabevertrag vom 23. Juni 1650
heißt es unter anderem, das
Bild „soll von niemand andern
in weltewigen Zeiten weggenommen
oder
anderswohin
übertragen werden".
A m 3. Juli 1650 fand die feierliche Übertragung statt. Die
Häuser der Stadt waren geschmückt, die Straßen mit Blumen bestreut. A u f einem Triumphwagen, der von sechs
Schimmeln gezogen
wurde,
prangte das Marienbild, umgeben von Priestern in Levitenkleidung. Dem Wagen folgten
Erzherzog Ferdinand Karl und
seine Gemahlin Anna von Medici mit weißen Fackeln in den
H ä n d e n . Das Marienbild wurde
am Hochaltar der Stadtpfarrkirche unter großer Anteilnahme der Bevölkerung aufgestellt.

barstadt Innsbruck auch auf
unser Städtchen günstig einwirken d ü r f t e . "
27. März: „ Z u r Arlbergfeier
sind weise, grüne und rothe
bengalische Feuer und Raketen
theils vorrätig, theils auf Bestellung gleich zu haben bei Felix
Eschenlohr, Welsergasse 5 3 " .
2. April: U m die Sanktion des
„Arlberg-Gesetzes" würdig zu
feiern, wurden f ü r Innsbruck u.
a. folgende Programmpunkte
zusammengestellt: Tagreveille
und Beflaggung der Stadt, außerordentliche GemeinderathsSitzung, Fakelzug der Bürgerschaft von Innsbruck.
J.