Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.3

- S.5

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Sensationelle Funde in Wilten
Bisher 28 Gräber aus römiseher Zeit freigelegt — reiche Grabbeigaben
(Th) Auf Anhieb sind für den Laien nur Frdhügel, exakt ausgehobene Graben und gleich daneben Baggerspuren zu sehen. Erst
auf den zweiten Blick, wenn die mit den Ausgrabungen betrauten
Studenten mit äußerster Behutsamkeit und viel Fingerspitzengefühl einen Fund ans Tageslicht geholt haben, dürfte auch dem ungeschulten Betrachter die Bedeutung des Platzes und des Augenblickes bewußt werden.
Die zur Zeit südlich der I V B Remise durchgeführten Erdbewegungsarbeiten riefen aufgrund „ v e r d ä c h t i g " scheinender Bodenschichten Fachleute
des Landesmuseums und B u n desdenkmalamtes auf den Plan.
Dr. Lieselotte Zemmer-Plank
und D r . Wilhelm Sydow konnten in den letzten Wochen dank
der vorderhand durch die I V B
eingeschränkten
Bauarbeiten
bedeutende archäologische Funde sicherstellen. Der als äußerst
geschichtsträchtig bekannte Boden unweit des früheren römischen Militärstützpunktes und
Kastells Veldidena barg jedoch
nicht — wie erwartet wurde —
eine Siedlung, sondern ein Grä-

berfeld. Bisher wurden 28
Körper- und Brandbestattungen, eng über-, neben- und aufeinander gebettet, mit zum Teil
reichen Grabbeigaben gefunden, bis zu 100 Bestattungen
k ö n n t e n , so vermuten die Fachleute, noch gefunden werden.
Zeitlich datierten die Gräber
um das 2. Jahrhundert n. C h r . ,
erst die Auswertung der Fundstücke wird eine genaue Einordnung ermöglichen.
Die Grabbeigaben werden als
außerordentlich und qualitätsvoll bezeichnet, wobei es besonders die als „ T e r r a sigillata"
bezeichnete Keramikart ist, die
mit ihrer feinen Oberflächenbearbeitung und ihrem zarten Re-

liefschmuck größte Qualität
darstellt. Gefunden wurden bisher neben verschiedenen Keramikformen auch ein Waffengrab mit Bronzedolch und
Bronzemesser, weiters Fibeln,
Bronzeringe,
Münzen
und
Glasflaschen. Hochinteressantes brachte auch der Schnitt
durch eine später vermurte
Brandschicht aus der (vorchristlichen) La-Tène-Zeit zutage, die Vermurungsschicht wurde in der Folge, wie Funde zeigen, von den Römern besiedelt.
Im östlichen Teil des Geländes
wurde ein größeres römisches
Bauwerk mit zwei Innenräumen
und verputzten W ä n d e n freigelegt. Durch M ü n z f u n d e konnte
hier das Datum mit dem 4.
Jahrhundert nach Christus festgelegt werden. Die Ausgrabungen, die f ü r die Geschichte T i rols äußerst wertvolle Erkenntnisse und Funde in bisher nicht
gekannter Qualität liefern, werden weitergeführt.

Mauerreste
eines
Privathauses?

römischen

Behutsam wird eines der Skelett gröber freigelegt.

Die Erde in Wilten gibt wieder einiges aus ihrer römischen Vergangenheit preis.

Eine der hervorragend gearbeiteten Münzen.

Kostbare Grabbeigaben: fein gearbeitete Bronzegegenstände und unversehrt gebliebene Keramiken.
Innsbrucker Stadtnachrichten - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1980, N r . 3

(Fotos: Hof er)
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