Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.9

- S.2

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Amtsblatt Nr. 9
biet der Sonderausstellungen e r h ö h t e n Wert und
erhöhte Bedeutung erhält.
Der Tiroler Malerzunft ist es gelungen, die erste
österreichische Malerinnungstagung nach Innsbruck zu
bringen und anläßlich der Messe Gelegenheit zu neh
men, der Bevölkerung durch ihre Sonoerfchau „Farbe
im Raum" Verständnis für das künstlerische Wirken
der Zunftmitglieder zu vermitteln. Die Tiroler Malerzunft hat mit Unterstützung der Peter-Anich-Bundesgewerbeschule, der Wiener Meisterschule, der Jungmalervereinigung und der Imster Malerschule Polt
diese Sonderschau ins Leben gerufen und hat damit
berechtigtes Aufsehen erregt. Viele liebe Gäste aus dem
I n - und Auslande erschienen anläßlich der Malerinnungstagung in Innsbruck und zollten der zielbewußten Führung reichlich Beifall.
Von besonderem Interesse für die Frauenwelt wird
die von der Frauenberufsschule veranstaltete Sonderschau „Handarbeit und Wäsche" sein. Schon die Unterteilung dieser Schau in „Der erste Versuch im Stricken
und Häkeln", „ I m Dienste der Winterhilfe", „Das
Mädchen näht die erste Wäsche", „Heimat in der Handarbeit" usw. läßt den Sinn und tiefen Zweck dieser
Ausstellung erkennen. Die weiteren Ausstellungen „Der
Garten des Landwirtes und Siedlers" und „Zweckmäßiger Obst- und Gemüsebau" haben im Hinblicke auf
das in den letzten Jahren vom Bunde und auch der
Stadtgemeinde Innsbruck stark geförderte Siedlerwesen
und selbstverständlich auch für unsere Landwirtschaft
treibende Bevölkerung besondere Bedeutung.
Auch das Vaterländische Frontwerk „Neues Leben"
hat sich eingestellt und veranstaltet, unterstützt vom
Bauernbund, der Landwirtschaftskammer und dem Gewerbeförderungsinstitute, eine Schau, genannt „Neues
Leben im Bauernhaufe". Diefe Schau zeigt fo richtig,
wie leicht es möglich ist, mit althergebrachten, volksund heimatverbundenen Dingen das Leben und Wohnen gemütlich und heimelig zu gestalten.
Neben diesen großen Sonderschauen zeigt uns noch
der Verband der Weinbautreibenden Österreichs die
mehrfachen Fortschritte auf dem Gebiete des Weinbaues und der Bund enthaltsamer Erzieher mit einer
Süßmostwerbeschau die richtige Verwertung unseres
Obstreichtums. Daß. wie jedes Jahr, die Landesbauernkammer wieder aufgerufen hat, um die Fortschritte, die
ihre Standeskollegen auf dem Gebiete der Molkerei-

wirtschaft machten, zu zeigen, ist zur Tradition geworden schon deshalb, weil diese Schaustellungen immer
der beste Anreiz zu neuem Wettbewerb und Verbesserung der Qualität und Quantität waren.
Mit Rücksicht auf den schweren Kampf, den unfere
Wirtschaft heute immer noch wegen des Holzabfatzes
führt, hat auch dieses Jahr wieder die Tiroler Propagandastelle des Holzwirtschaftsrates eine Werbeschau
unter dem Titel „Heizt heimisches Holz" aufgebaut.
Wenn auch die Erfolge der letzten Jahre auf diesem Gebiete nennenswerte und für die Landwirtschaft von
fühlbarer Entlastung waren, so ist es immer noch notwendig, die eigene Bevölkerung darauf aufmerksam zu
machen, daß man in erster Linie die heimische Produktion zu berücksichtigen hat, um selbst im eigenen Wirtschaftsleben Fortschritte zu erzielen.
Sehr interessant ist auch die Sonderschau, die die
Innsbrucker Messeleitung veranstaltet hat und die einen
Ueberblick über die vergangenen 15 Jahre Innsbrucker
Messe bietet. I n dieser Sonderschau zeigen Bilder und
Zahlen deutlicher, als anerkennende Worte es vermögen, wie groß die Leiswngen der Messe in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht gewesen sind.
Die Innsbrucker Herbstmesse hatte die besondere
Auszeichnung, daß sie am Samstag von unserem hochverehrten Herrn Vundesminister fur Handel und Verkehr, Dr. Wilhelm Taucher, eröffnet wurde. Ist dies
schon ein schlagender Beweis dafür, daß die höchsten
Stellen des Bundes die Leistungen der Innsbrucker
Messe anerkennen, so können wir überdies noch, mit
besonderer Freude feststellen, daß auch unser Bundeskanzler Dr. von Schufchnigg am kommenden Sonntag
der Messe die Ehre seines Besuches schenken wird.
So möge die diesjährige Innsbrucker Herbstmesse,
gleich wie ihre Vorgängerinnen, den Beweis erbringen,
daß das Tiroler Volk und seine Wirtschaft nicht stillesteht und emsig und unerschütterlich mitarbeitet am
Wiederaufbau unferer Heimat. Möge es, wie alle
Jahre, vielen Taufenden gegönnt sein, die Innsbrucker
Messe zu besuchen, denn für jeden wird es etwas Lehrreiches und Neues zu fehen geben und keiner, der die
Messe mit offenen Augen und willigem Verstand besucht, wird, ohne Nutzen zu ziehen, nach Hause gehen.
Möge die Zukunft der Innsbrucker Herbstmesse das
weiter bringen, was die 15 vergangenen Jahre an Aufbau und Hilfe für die Gesamtwirtschaft gebracht haben.

Das Innsbrucker Staöttheater in öer
spielzeit
Von Intenöanl Keröinanö Hkuhra, Leiter öes Ftaöttheaters
Mitte Oktober beginnt im Stabttheater wieder eine neue
Spielzeit; sie soll diesmal von besonderer Bedeutung werden,
weil Stadtverwaltung und Theaterleitung gemeinsam fest
entschlossen sind, im Innsbrucker Stadttheater eine Kunststätte zu schaffen, wie sie dem Rufe und dem Range Innsbrucks als Landeshauptstadt würdig ist.
Als kultureller Mittelpunkt eines Bundeslandes hat das
Innsbrucker Stadttheater die Aufgabe, schönste und beste
Kunst zu bieten: Kunst, die erhebt und beglückt. Es mutz
offen gesagt werden, daß die Theaterpflege in unserem Österreich mit «der in anderen Ländern nicht den gleichen Schritt
gehalten hat, daß wir in dieser Hinsicht manches versäumt
und vieles nachzuholen haben. Man betrachtete das Theater

bei uns immer bisher als ein „Geschäft", anstatt es seinem
ideellen, nationalen und sittlichen Wert entsprechend zu fördern und weiter auszubauen. Um so erfreulicher, datz die
Stadt Innsbruck nun auch hier vorbildlich vorangeht und sich
für ein Kulturtheater einsetzt, wie es ihr gebührt.
Worin liegt nun der Unterschied Mischen dem, was bisher
in unserem Stadttheater geboten wurde, und einem Kulturcheater?
Alle Stadttheater in Österreich (mit Ausnahme von Graz)
konnten bisher hauptsächlich nur als sog. Unterhaltungstheater geführt wevden und wurden von der manchmal mehr als
zweifelhaften „Kunstgattung" Operette beherrscht. Die Theaterunternehmer waren gezwungen, sich auf diese „Kassen-