Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1980

/ Nr.2

- S.16

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Herzog

Karl V. von Lothringen

M i t der Einnahme Konstanti- (1639—1659)
Erbprinz von nun gingen ihm Karl und Eleonopels durch die T ü r k e n 1453 Lothringen.
Kurz
nachdem nore zu F u ß bis Wilten entgebegann jene jahrhundertelange Herzog Karl am 6. Februar gen. A n diesen Besuch schloß
Bedrohung des Abendlandes 1678 Erzherzogin Eleonore, sich ein reger Briefwechsel. Der
durch den Halbmond, welche Stiefschwester des Kaisers und Herbst desselben Jahres brachin den beiden Türkenbelage- Witwe König Michaels von P o - te dann f ü r K a r l eine neue,
rungen Wiens in den Jahren len, in Wiener Neustadt zum schwere Aufgabe: Der Kaiser
1529 und 1683 ihren H ö h e - Traualtar geführt hatte, er- ernannte ihn zum Nachfolger
punkt fand. Im Rahmen des nannte ihn sein Schwager zum von Feldmarschall Raimund
„kaiserlichen Gubernator der Graf
Montecuccoli (1609—
Von Mag. Herbert Woditschka ober- und vorderösterreichi- 1680) und damit zum Generalschen L a n d e " .
leutnant.
letztgenannten
T ü r k e n v o r s t o - Das junge Paar wurde in Inns- Im Jänner 1683 gab in Adrianoßes war es, als sich der damalige bruck mit Freude empfangen, pel Sultan Muhammad I V .
kaiserliche Gubernator i n T i r o l , und der Tiroler Landtag bewil- (1648—1687) den Befehl zum
Herzog Karl V . von Lothrin- ligte 10.000 Gulden als „ G e - G r o ß a n g r i f f auf das Abendgen, als Feldherr hervortat.
denkzeichen" f ü r die Siege land. Im März brach der G r o ß Karl wurde am 3. A p r i l 1643 als Karls in Frankreich. Der Statt- wesir
Kara
Mustafa
Sohn des Herzogs Nikolaus halter residierte in der H o f b u r g (1676—1683) mit einem Heer
Franz
von
Vaudemont und wurde in seiner Abwesen- von 200.000 M a n n auf, erreich(1609—1670) und der Claudia heit durch Hieronymus G r a f te im A p r i l Belgrad und stieß in
von Lothringen (1612—1648) in Ferrari vertreten. Im F r ü h j a h r Richtung Raab und Wien vor.
Wien geboren. Ursprünglich 1680 kam es in Innsbruck zur A m 6. M a i hielt Herzog Karl
für den geistlichen Stand be- Begegnung mit dem Kapuziner vor dem Kaiser und Kurfürst
stimmt — wie Prinz Eugen von Marco d"Aviano (1631—1699), Maximilian II. Emanuel von
Savoyen (1663—1736), dessen dem berühmtesten Prediger sei- Bayern
(1679—1726)
Heermilitärischer Vorläufer er war ner Zeit. Der Ordensgeneral schau auf der Heide von Kittsee
—, wurde Karl nach dem T o d hatte die Reise über die Alpen bei P r e ß b u r g : 22.000 M a n n Inseines
Bruders
Ferdinand nach Innsbruck erlaubt, und fanterie und 11.000 Reiter standen zur V e r f ü g u n g . V o m 14.
bis 16. Juli erfolgte die Einkesselung der 100.000 Einwohner
zählenden Stadt Wien, die im
Innern v o n 10.000 Mann unter
Feldzeugmeister Ernst Rüdiger
Graf Starhemberg (1683—1701)
gegen Mustafas Heer verteidigt
wurde. Herzog Karl hielt einerseits den Brückenkopf am B i samberg, um den Anmarsch der
Sachsen und Polen zu sichern,
andererseits den Brückenkopf
bei Krems, um den Anmarschweg der Bayern und Reichstruppen
freizuhalten.
Im
Schloß Stetteldorf bei Tulln
wurde Kriegsrat gehalten und
dabei, obwohl der strategische
Plan v o n Herzog Karl stammte,
der Oberbefehl aus politischtaktischen G r ü n d e n nicht ihm,
sondern König Johann III. Sobieski v o n Polen (1674—1696)
übertragen.

Herzog Karl V. von Lothringen. Stich von Nicoles Arnoult nach
einem Gemälde von Antoine Dieu. (Repro: Murauer)

Da die Zeit drängte, führte Karl
die Truppen durch den als unwegsam geltenden Wienerwald
auf die H ö h e des Kahlenbergs.
Vor ihm lag Wien, die kaiserliche Haupt- und Residenzstadt,
eingeschlossen vom Feind. A n
der Spitze des abendländischen
Heeres stürmte Herzog Karl am
12. September 1683 die Hänge

hinab zum Entsatz von Wien.
Es gelang, die Stadt zu befreien
und die Feinde in die Flucht zu
schlagen. 20.000 Türken fielen.
Kara Mustafa floh nach Belgrad, wo er auf Befehl des Sultans am 25. Dezember hingerichtet wurde. Herzog Karl
wollte sofort nachstoßen, doch
Sobieski befahl fünf Tage Ruhe
für die übermüdeten Truppen.
Die Reihe militärischer Erfolge
fand am 2. September 1686 i h ren H ö h e p u n k t in der Befreiung der ungarischen Hauptstadt Ofen.
Im folgenden Jahr verließ Karl
den Kriegsschauplatz und zog
am 10. Dezember 1687 als Sieger unter Jubel wieder in Innsbruck ein. Die Regierung hatte
das Beleuchten der Häuser gestattet, nicht aber das Freudenschießen aus den Fenstern. Der
Maler Aegid Schor hatte eine
Ehrenpforte errichtet und das
Rathaus
mit
Blumen
geschmückt. Drei Jahre später
starb Herzog Karl V . von Lothringen am 18. A p r i l 1690 auf einer Reise nach Wien in Wels an
den Folgen eines Lungen- und
Halsleidens. Er fand die letzte
Ruhestätte in der Franziskanerkirche von Nancy in Lothringen.

VOR HUNDERT
JAHREN
23. Februar: In der Sitzung des
Gemeinderates berichtet Bürgermeister D r . Josef Dinter
über die Geldbeschaffung zum
Bau des neuen Spitals und die
Modalitäten, nach denen die
bisher bestandene Friedhofsteuer in eine Spitalsteuer umzuwandeln sei.
26. Februar: „Gestern hielt
Herr D r . Ludwig Poster aus
Frankfurt an der hiesigen U n i versität seinen Probevortrag f ü r
die Habilitation als Dozent der
neueren Geschichte."
27. Februar: „ D e r Weintransport aus Südtirol nach Innsbruck hat Dimensionen angenommen, daß man von Seite
der Bahnleitung alles aufbieten
m u ß , die Lieferungen an die
hiesigen Wirte noch vor dem 1.
März, von welchem Tage an der
Aufschlag von 1 f l . 47 kr. per
Hektoliter bezahlt werden m u ß ,
in deren Keller zu bringen. Gestern kamen 14 Waggons an,
heute werden zwei Lastzüge mit
Wein erwartet."
W.