Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.12

- S.16

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1979_Innsbruck_12
Ausgaben dieses Jahres – 1979
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Das Christbaumbild vom Jahr 1852
In den letzten Jahren erschienen so
manche Berichte, die sich mit der
Einbürgerung des Christbaumes in
unserer Stadt befaßten. Siestimmen
alle darin überein, daß der Christbaum bei uns in der ersten Hälfte des
letzten Jahrhunderts noch kaum bekannt war, daß er aber in den ersten

VonOAR. i. R. HartmannEgger
Jahren nach 1850 sehr rasch in weiten Kreisen der Bevölkerung Eingang fand. Maßgeblich beteiligt an
der Verbreitung des Christbaumes in
diesen ersten Jahren waren einige
Innsbrucker Vereine, die z u ihren
Weihnachtsfeiern Christbäume aufstellten, an denen Päckchen zur Versteigerung für wohltätige Zwecke
hingen.
Einer dieser Vereine war der a m
1. März 1849 durch den bekannten
Patrioten und Besitzer des Schlosses Büchsenhausen, J o h a n n MahlS c h e d l , Ritter von Alpenburg, geg rü ndete,, Radetzky-Verein" zur U n terstützung invalider Soldaten und
Schützen. S c h o n bald nach der
Gründung wuchs der Verein über
Innsbruck hinaus und verbreitete
sich über ganz Tirol. Zur Unterstützung der vielen Hilfesuchenden und
Finanzierung manch anderer Vereinsvorhaben reichten die Mitgliedsbeiträge bald nicht mehr aus. Alpenburg versandte daher in alle Welt
Bittschreiben, denen er die von ihm
selbst gezeichneten und mit eigenen
Gedichten versehenen
lithogra-

phierten,,Fliegenden Blätterdes R a detzky-Vereines" beilegte. Er selbst
nannte sie „ o h n e Kunstwert, einfach
und schlicht", und bat für sie um eine
„gütige und nachsichtige Beurteilung".
Sie erschienen 1852 als Serie von
zwölf Einzelblättern, darunter auch
eines mit der untenstehenden Zeichnung. Diese betitelt s i c h , , Der Christbaum des Invaliden" und zeigt neben
einem Engel einen auf einer Bettstatt
liegenden beinamputierten Kaiserjäger, ober dem ein Christbaum mit
brennenden Kerzen schwebt. Das
dazugehörige sechsstrophige G e dicht schildert, ganz nach dem G e schmack derdamaligenZeit, dieletzten Augenblicke im Leben des Invaliden, d e s s e n G e d a n k e n an die überstandene Kriegszeit vom Christbaum Überstrahltwerden., ,Daglänzt
ein Christbaum wunderbar mit Bildern, Lichtlein, Stern", heißt es in
dem Gedicht unter diesem ersten
bekannten InnsbruckerChristbaumbild, das, an alle Vereinsmitglieder in
ganz Tirol versandt, gewiß auch viel
zur Verbreitung dieses Weihnachtsbrauches in unserem Land beigetragenhat.Fürdenstetsumeinewirksame Werbung bemühten Ritter von
Alpenburg ist es recht bezeichnend,
daßerineinesseinerBlätterdeneben
erst aufgekommenen Christbaum
aufnahm. Der Erfolg gab unserem im
wahrsten Sinne des Wortes „edlen
Ritter" recht, denn mit den nun zahlreich einlangenden Spenden konnte
der Radetzky-Verein noch lange Zeit
hindurch vielen Invaliden helfen.

In Erinnerung an seinen „Christbaum des Invaliden" vermachte A l penburg n o c h k u r z v o r s e i n e m T o d e er verstarb in Innsbruck am 1. April
1 8 7 3 - d a s n o c h vorhandene Vermögen des Radetzky-Vereines dem T i roler Invalidenfonds. B e z e i c h n e n derweise stellte er dabei die Bedingung, daß die Zinsen aus dem über
1000 Gulden betragenden Vermögen alljährlich zur Weihnachtszeit an
die bedürftigsten
Invaliden
als
„Christbaumgeschenk von dem be-

^^^^^^

M

I

standenen Radetzky-Verein" verabfolgt werden sollten. S c h o n wenige
Monate nach dem Tode Alpenburgs
konnten zu Weihnachten 1873 acht
Invalide ein namhaftes G e l d g e schenk aus dieser Stiftung in E m p fang nehmen.
Sohatalsodashierabgebildeteerste
Innsbrucker
Christbaumbildchen
nach dem W u n s c h e seines Zeichners ganz im Sinne des Weihnachtswunders viel zur Linderung der Not
zahlreicher Kriegsinvaliden beigetragen. Darüber hinaus dürfen wir
ihm aber eine, wenn auch wohl unbeabsichtigte, Mithilfe bei der Verbreitung des Christbaumes in ganz Tirol
zubilligen.

HHHHHI
VOR HUNDERT JAHREN

22. Dezember: A m 18. Dezember
promovierte Franz Josef MahlSchedl, Ritter von Alpenburg, an
der hiesigen Universität z u m Doktor
der Rechte.
23. Dezember: Über ein meteorologisches Phänomen über Innsbruck schreibt der Bote: „Ein Zug
von violettgrauen Wolken - nicht
etwa Nebeln - segelte majestätisch
in der Richtung von West nach Ost
oberhalb Wilten hin durch die Thalsohle, wobei seine Distanz vom
Erdboden an kaum die Höhe eines
gewöhnlichen Stadthauses erreichte - gewiß eine Erscheinung, die
man nur selten wahrnehmen kann."

„ D e r Christbaum des Invaliden", Lithographie
nach einer Zeichnung
von Joh. Nep. Mahl-Schedl,
Ritter von
Alpenburg, auf Blatt II der fliegenden Blätter" des Innsbrucker Radetzky-Vereines
1852 (Tiroler
Landesmuseum)

2. Jänner: Mit 1. Jänner d. J . wurde
die
Krankenunterstützungskassa
des Kaufmännischen Vereins gegründet, die deren hilfsbedürftigen
Standesgenossen u. a. folgende
Vorteile zuteil werden läßt: Ermäßigung des Honorars bei Konsultierung eines Vereinsarztes und der
Pflegegebühren bei den Kreuzschwestern, 25 Prozent Preisermäßigung beim Kauf von Medikamenten in der Schöpfer"schen A p o theke.
10. Jänner: „ W i r müssen leider
konstatiren, daß der Straßenpflege
nicht diejenige Sorgfalt zu Theil
wird, welche man bei Glatteisbildung vor allem gewärtigen dürfen
sollte. W e n n auch in den Hauptstraßen Bestreuung durch S a n d
oder Sägespäne stattfindet, sind
doch speziell in den Vororten die
Herren Eigenthümer, deren Häuser
in den Seitengassen gelegen sind,
zu bequem, das Eis vor ihrem Haus e für die Passanten unschädlich
zu machen. Infolgedessen haben
sich letzthin gar manche Unfälle ereignet. Ein wenig mehr Rücksicht
gegen den Nebenmenschen wäre
vielleicht doch am Platze, da sich
wahrscheinlich
Niemand
gerne
Hals und Beine bricht, nicht einmal
ein H a u s e i g e n t ü m e r ! "

10. Jänner: Im Anzeigenteil des
Boten wird für „Tiroler Spielkarten"
Reklame gemacht. Diese werden
wie folgt beschrieben: „ D i e Herzen
bringen die geschichtlichen Erinnerungen vom Jahre 1809 - Die
Schellen das Verhältniß Tirols zu
Österreich Die Lauben das
Schützenwesen und sein Verhältniß zum Vaterland - Die Eicheln die
häuslichen Verhältnisse von Tirol
zur Darstellung." Herausgegeben
werden die Karten vom KronprinzRudolf-Veteranen-Verein.
J.