Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.9

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1979_Innsbruck_09
Ausgaben dieses Jahres – 1979
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
UNIVERSITÄTSSTADT I N N S B R U C K

Sternwarte: Nächte der offenen Tür
Wer daran interessiert ist, kann durch das Fernrohr der Sternwarte den Nachthimmel betrachten
(J. P.) Das Interesse an astronomischen Fragen hat in Innsbruck eine
lange Tradition. Schon das Wiltener Kloster war eine Zeitlang
berühmt für seine Sonnenbeobachtungen. Peter Anich, der neben
seinen allgemein bekannten Landkarten auch Sonnenuhren und Himmelsgloben erstellte, von denen der größte im Museum Ferdinandeum zu sehen ist, erhielt seine Ausbildung in Astronomie und Landvermessung vom Jesuitenpater Weinhart, der Professor für Mathematik und Physik an der hiesigen Universität war.
Die Höttinger Sternwarte im Botanis c h e n Garten in der Sternwartestraße, 1904 als Privatsternwarte
von dem späteren Universitätsprofessor E g o n von Oppolzer errichtet,
ging 1909 in den Besitz der Universität über. Ihre heutige Form erhielt
sie 1969.
V o n d e n älteren Instrumenten s e i
e r w ä h n t e i n S p i e g e l f e r n r o h r mit
40 c m Ö f f n u n g , u m d i e J a h r h u n -

Univ.-Prof.
Dr. DDr. h. c. Bruno
Sander verstorben
Mit d e m Tod Dr. Bruno S a n d e r betrauert Innsbruck den Heimgang eines der größten Gelehrten, den die
Innsbrucker Schule je hervorgebracht hat. Dr. S a n d e r wurde a m
23. Februar 1884 in Innsbruck geboren. N a c h Absolvierung seiner
Studien und Tätigkeit an der G e o l o gischen Bundesanstalt in Wien
wurde er 1920 als Ordinarius der
Lehrkanzel für Mineralogie und P e trographie nach Innsbruck berufen.
S e i n e wissenschaftlichen Arbeiten
und Forschungsergebnisse und
insbesondere sein Werk „ G e f ü g e kunde der Steine" brachten Dr.
S a n d e r Weltruf und internationale
Anerkennung. Zahlreiche w i s s e n schaftliche Gesellschaften in aller
Welt verliehen d e m Innsbrucker
Gelehrten ihre Mitgliedschaft. Dr.
S a n d e r war Träger d e s österreichis c h e n Ehrenzeichens für W i s s e n schaft und Kunst, d e s E h r e n z e i c h e n s des L a n d e s Tirol, d e s E h r e n ringes der Landeshauptstadt Innsbruck sowie zahlreicher weiterer
wissenschaftlicher A u s z e i c h n u n gen und zählte auch z u den anerkannten Dichtergestalten Tirols in
unserem Jahrhundert. A l s Lyriker
gehörte er d e m ,,Brenner"-Kreis
an, und seine Gedichte sind wertvolles Kulturgut.
Vizebürgermeister Niescher verabschiedete für die Stadtführung den
bedeutsamen Innsbrucker Gelehrten und hob in seiner R e d e am offenen Grabe neben der Würdigung
seiner außerordentlichen Leistungen besonders seine B e s c h e i d e n heit und die Treue Dr. Sander z u
Innsbruck hervor. A u s Liebe zu s e i ner Heimat schlug Dr. Sander viele
verlockende Angebote aus, die ihm
eine materielle Besserstellung gebracht hätten.
Seite 4

dertwende eines der modernsten
Instrumente, aber den heutigen
Anforderungen bei weitem nicht
mehr genügend. Mit dem noch
von Oppolzer entworfenen Zenitteleskop konnte gemessen werden, daß sich die geographische
Breite von Innsbruck langsam
ändert, was durch die Verlagerung der Rotationsachse der Erde erklärt wird.
Seit 1972 besitzt die Sternwarte ein
modernes
Übungsteleskop
mit
15 c m Öffnung. Die damit gewonnenen Photographien werden beispielsweise nach Sternen abgesucht, die plötzlich für kurze Zeit
heller werden, w a s nur sehr selten
vorkommt. A b e r nicht nur d a s häufige schlechte Wetter - s c h o n ein
teilweise bewölkter oder z u dunstiger Himmel macht exakte M e s s u n gen unmöglich - , sondern auch die
immer mehr zunehmende Aufhellung des Nachthimmels durch die
Stadtbeleuchtung machen die Innsbrucker
Astronomen
zu
Schreibtischarbeitern, die ihr Material, d a s a m Heimatinstitut a u s g e wertet wird, durch Gastaufenthalte
an auswärtigen großen Sternwarten gewinnen müssen. Aber hier
können sie sich die d a z u nötige
Übung aneignen.
Trotzdem kann d a s Fernrohr immer
wieder der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Seit Jahrzehnten werden die
Astronomiekurse der V o l k s h o c h schule von Angehörigen der Sternwarte betreut, kommen Schulklassen oder andere Gruppen zu einem
B e s u c h auf die Sternwarte. Insbesondere bei besonderen Ereignissen (z. B. Mondfinsternis, K o m e tenerscheinung) wurden und werden auch Tage oder besser Nächte
der offenen Tür durchgeführt, die

Eingang zur Universitätssternwarte
wartestraße

jeweils in der Tageszeitung bekanntgemacht werden. Die Erfahrung mit d e m Wetter läßt regelmäßige Veranstaltungen nicht sinnvoll
erscheinen, denn der Laie, der
mehrmals nichts sehen konnte,
verliert doch leicht die Lust, und g e rade dies sollte vermieden werden.
Der Berufsastronom freilich muß
damit leben, daß ein Teil seiner Arbeit a u s vergeblicher Vorbereitung
und aus Warten besteht.
M a n sollte nicht erwarten, beim
Durchblick durch d a s Innsbrucker
Fernrohr s o schöne Bilder s e h e n z u
können, wie man sie in vielen B ü chern findet. S o ist z . B. der bekannte Andromedanebel nur als
verwaschenes Fleckchen ohne D e tails erkennbar, obwohl dieses
Fernrohr zehntausendmal empfindlicher ist als d a s A u g e . Aber er ist ja
auch s o weit w e g , daß das Licht für
seine R e i s e bis ins A u g e d e s B e trachters mehr als 2 Millionen Jahre
gebraucht hat. Die einzelnen Sterne sieht man immer nur als Lichtpunkte, wenn auch in größerer A n zahl und viel heller als mit d e m u n bewaffneten A u g e .
Wirklich eindrucksvoll für den
Laien sind eigentlich nur die
Planeten und der Mond, wenn sie
auch nicht immer sichtbar sind,
so daß so mancher klare Abend
für eine Vorführung doch nicht
geeignet wäre. Auffällig sind der
Ring des Saturn und die Sichelform der Venus, die als Morgenoder Abendstern das hellste
Himmelsobjekt sein kann. E s ist
auch nicht schwer zu erkennen,
wie die Monde des Jupiter ihren
Zentralstem umkreisen. Der Tiroler wird sich aber besonders z u m
M o n d hingezogen fühlen, denn wer
liebt nicht die schöne Stimmung in
der Dämmerung, wenn die Täler in
tiefes Dunkel gehüllt sind und die
Bergspitzen im Sonnenlicht glänz e n ? D a s können wir auch auf d e m
M o n d s e h e n , und s o kann sich jeder davon überzeugen, daß e s dort
o b e n Berge gibt. Vielleicht stellt
sich mancher dann vor, wie e s w ä re, a n einem verlängerten W o c h e n ende auf dem M o n d Berg z u gehen.

im Botanischen

Garten in der

Stern-

OB Dr. Eugen Keidel
70 Jahre "
(Gr) Die Idee der europäischen
Städtepartnerschaften hat e s möglich werden lassen, daß e s auch für
die Stadt Innsbruck ein Ereignis besonderer Art ist, wenn der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg i.
Breisgau, Dr. E u g e n Keidel, sein
siebzigstes Lebensjahr vollendet.
S o befand sich denn auch Innsbrucks Bürgermeister Dr. Lugger
mit Stadtrat Krebs und G e m e i n d e rat Krasovic in der Reihe der z a h l reichen Gratulanten, die dem Freiburger Stadtvater z u seinem 70.
Geburtstag a m 4. September alle
besten Wünsche entboten, seine
Verdienste würdigten oder ihm einfach ihre tiefe Verbundenheit b e zeugten.
Innsbruck freut sich mit Dr. Keidel
über den Erfolg und die A n e r k e n nung, die er für seine bisher siebzehnjährige Tätigkeit als Oberbürgermeister der Stadt Freiburg erfahren konnte, und Innsbruck weiß
es mit Dankbarkeit z u vermerken,
daß d a s Freiburger Stadtoberhaupt
bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt die Städtepartnerschaft mit
der Stadt Innsbruck besiegelt hat.
Zahlreiche Anlässe haben diese
Brücke der europäischen Verständigung und Verschwisterung unter
den beiden, sich schon in der Vergangenheit zugeordneten Städten
beschreiten lassen, die gegenseitige Zuneigung vertieft und freundschaftliche B a n d e nicht nur Von
Bürgermeister z u Bürgermeister,
sondern auch unter der Bevölkerung geknüpft.
Dr. Keidels Verbundenheit mit Innsbruck ist in unserer Stadt auch
mehrfach augenscheinlich geworden. D a s erste P a r k s c h a c h in Innsbruck - e s fand vor d e m Pavillon im
Hofgarten Aufstellung - ist beispielsweise ein G e s c h e n k des Freiburger Oberbürgermeisters und die
Sonnenuhr, die ebenfalls im Hofgarten steht, überbrachte er im N a men der Stadt Freiburg z u m z e h n jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft. Möge diese Sonnenuhr
für Oberbürgermeister Dr. Keidel
wie auch für die Partnerschaft unserer beiden Städte noch viele
glückliche Stunden, Tage und J a h re anzeigen!

Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1979/Nr. 9