Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.6

- S.5

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UNIVERSITÄTSSTADT INNSBRUCK

Namenforschung an der Universität
Eine allgemeininteressante Publikation der Reihe „Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft"
(H. M.) Wissenschaftliche Bücher
können normalerweise nur mit
einem sehr kleinen Käuferkreis von
..Eingeweihten" und Bibliotheken
rechnen. Weil dadurch ihre Finanzierung schwierig wird, ist es oft
schwer, für sie einen Verleger zu
finden. Das Institut für Sprachwissenschaft an unserer Universität ist
vielen Fachkollegen deshalb eine
wertvolle Hilfe, weil es selbst einen
Verlag betreibt, der eine Reihe von
sprachwissenschaftlichen Büchern
und Broschüren herausbringt. Und
diese Reihe - sie nennt sich
,,Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft" - floriert überraschend gut: Seit dem Jahr 1953
sind etwa 80 Titel erschienen, die
insgesamt nicht wenig zum Ruf Innsbrucks als Universitätsstadt beigetragen haben.
Einige davon sollten nicht nur den
Fachmann, sondern auch den
Laien ansprechen, wenn er sich nur
für das Thema interessiert. Dazu
gehört sicher das Buch von Karl
Finsterwalder mit dem Titel „Tiroler Namenkunde, Sprach- und Kulturgeschichte von Personen-, F a milien- und Hofnamen", das am
Ende des letzten Jahres erschienen ist. In dieses Buch sind 4100
Namen (besonders natürlich die
„interessanten" und „schwierigen") aufgenommen, die dann mit
Hilfe alter urkundlicher Schreibungen, der mundartlichen Aussprache
und der Gesetze der Sprachentwicklung erklärt werden.

In einem langen Einleitungsteil
kann man erfahren, wie es überhaupt zur Bildung von Familiennamen gekommen ist, welche Arten von Namen es gibt, welche Dinge bei der Namengebung eine
Rolle gespielt haben usw. Dabei ergeben sich so nebenbei interessante Ausblicke auf die Besiedlungsgeschichte von Tirol und auf die
Kultur- und Rechtsgeschichte. Der
Name gibt nämlich oft auch Auskunft über die Herkunft der ersten
Namensträger - wenn es der eigene Name ist, über die Herkunft der
Vorfahren - und über das, was sie
getan haben.

erfordert allerdings viele Kenntnisse:
allgemeingeschichtliche,
rechtsgeschichtliche genauso wie
sprachwissenschaftliche
(daß
„Tschiggfrei" nichts anderes ist
als der alte Heldenname „Siegfried", der ins Ladinische aufgenommen wurde und von dort wieder ins Deutsche zurückgewandert
ist, muß erst erkannt und bewiesen
werden).
Der Verfasser des Buches hat als

Wenn also jemand namens „Wörgötter" im Buch von Finsterwalder
nachschlägt, dann erfährt er nicht
nur, daß seine Vorfahren aus dem
Unterinntal stammen müssen, sondern auch, daß die Bauern im Mittelalter herrschaftliche Dienste verrichten mußten; es gab ein eigenes
Viertel, in dem die Bauern zum Nutzen der Herrschaft werkten, „werchat" genannt, und der Vorsteher
dieser Bauern hieß „der Werchater". Wenn man im Einleitungsteil
des Buches unter „bäuerliches Leben" nachliest, dann sieht man
dort, daß überhaupt die größte Zahl
der Namen von damals auf den
„mühseligen Alltag des Bauern"
(darunter auch seine Rechtsstellung) zurückgeführt werden kann.
Aufschlußreiche Namen dieser Art
gibt es also Hunderte. Sie zu erklären und zum Sprechen zu bringen,

(Gr) In eindrucksvoller Weise feierte der Tiroler Bauernbund am
Pfingstmontag in Innsbruck sein
75jähriges Bestehen. Nach einer
Festmesse vor dem Tiroler Landestheater, die Bischof Dr. Rusch in
Konzelebration mit Weihbischof
Mayr von Salzburg und Tiroler Äbten feierte, und einem anschließenden Festakt mit Ansprachen von
Bundesobmann Landeshauptmann
Eduard Wallnöfer, Bürgermeister
Dr. Lugger, dem Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Josef Ladurner-Gasteiger, und dem Präsidenten des österreichischen Bauernbundes, Roland Minkowitsch, wurde ein großer Festzug, der drei
Stunden in Anspruch nahm, in den
Straßen der Innenstadt zu einer imponierenden und gewinnenden
„Demonstration des Friedens",
aber wohl auch der Stärke und Dy-

Geograph und Germanist angefangen und ein Leben lang an der Erforschung der Namen des Alpenraums gearbeitet. Daß er seine
Kenntnisse nicht nur in den Vorlesungen an der Universität weitergegeben, sondern in dieser Sammlung auch einer weiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, ist
umso wichtiger, als gerade in der
Namenforschung viele idealistische Amateure am Werk sind, denen aber eine solide wissenschaftliche Ausbildung fehlt. Daß die
„Innsbrucker
Beiträge"
dieses
Buch herausgebracht haben, ist also gleichzeitig ein Dienst für die
Wissenschaft und für eine - hoffentlich interessierte - Allgemeinheit.

75 Jahre Tiroler Bauernbund
Eindrucksvoller Festzug als „Demonstration des Friedens"

Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1979/Nr. 6

namik des Bauernstandes in unserem Land. 8400 Menschen aus
dem ganzen Land waren in 136
Autobussen in die Landeshauptstadt gekommen. Nahezu 27.000
Zuschauer säumten die Straßen,
durch welche der Festzug mit
seinen 45 Musikkapellen, 40
Schützenkompanien, über 100
Festwagen und, was besonders
beeindruckte, den vielen Gruppen der Bäuerinnen und Jungbäuerinnen in ihren schmucken
Trachten zog.
In seiner Ansprache vor dem Landestheater hatte Bürgermeister Dr.
Lugger die Teilnehmer der Jubiläumsfeier und des Festzuges in
der Tiroler Landeshauptstadt, die
an diesem Tage ganz im Zeichen
der Tiroler Bauern stehe, herzlich
begrüßt. Innsbruck sei „ihre" Stadt,
mit der sie untrennbar verbunden
seien. Nachdem von Sterzing in einer Delegiertenversammlung die
Initiative zur Gründung des Tiroler
Bauernbundes ausgegangen sei,
habe sechs Monate später im Löwenhaustheater in Innsbruck die
Gründungsversammlung des Tiroler Bauernbundes stattgefunden.
Der Bürgermeister würdigte dann
die Verdienste des Tiroler Bauembundes für das Land Tirol und die
Landeshauptstadt, sein Festhalten
an den Idealen, das Hervorgehen
großer
Politikerpersönlichkeiten,
das der Bauernbund in allen Teilen
des Landes gefördert habe, und die
wirksame Vertretung des Bauernstandes, dem für die Versorgung der Bevölkerung und für
die Erhaltung unserer Tiroler
Landschaft höchste Bedeutung
zukomme und der daher auch
Anspruch auf entsprechende Hilfestellungen und eine angemessene Abgeltung seiner Leistungen habe. In der Gemeinsamkeit
aller arbeitenden Menschen auf
dem Land und in der Stadt gelte es,
die Aufgaben der Zukunft zu meistern. (Nebenstehendes Foto: Birbaumer)
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