Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1979

/ Nr.3

- S.12

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Diese Ausgabe – 1979_Innsbruck_03
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Einsiedelei im Kapuzinerkloster
Als Antwort auf die Reformation
in Deutschland (seit 1517) erstarkte auch in Innsbruck im Anschluß an das Konzil von Trient
(1545-1563) die Katholische Restauration: Das Innsbrucker Klosterviertel im Osten der Altstadt
entstand. 1562 kamen die Jesuiten, 1563 die Franziskaner, 1593
die Kapuziner und 1612 die Serviten; die Serviten ließen sich
1614 in der Neustadt nieder.
1602 trat Erzherzog Maximilian III. der Deutschmeister die
Regierung in Tirol an. Am 12.
Oktober 1558 in Wiener Neu-

Von Mag. HerberfWoditschka
stadt als Sohn des Kaisers M a ximilian II. (1527-1576) geboren,
wurde er 1585 Hochmeister des
Deutschen Ordens und war als
solcher zur Ehelosigkeit verpflichtet; 1602 bis 1612 regierte
er Tirol als Statthalter seines
Bruders, Kaiser Rudolfs II. (1552
bis 1612), 1612 bis 1618 als Tiroler Landesfürst. Er starb kurz
nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) am
2. November 1618 in Wien und
ist im Dom zu St. Jakob in Innsbruck begraben.
Maximilian war ein toleranter
und frommer
Herrscher.
In
einem Brief vom 1. September
1617 bat ihn seine Schwester
Margarete
(1567-1633),
eine
Nonne in Madrid, er möge bezüglich der Lehre von der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria .bei Papst Paul V.

(1605-1621) um die Definition
hierüber
anhalten".
(Dieses
Dogma wurde dann allerdings
erst 1854 von Papst Pius IX. verkündet.) 1612 zog sich die Witwe von Erzherzog Ferdinand II.
von Tirol (1529-1595), einem O n kel Maximilians, Anna Katharina Gonzaga von Mantua und
Montferrat (1566-1621), in das
von ihr gegründete Kloster der
Servitinnen (an der Stelle der
heutigen Klosterkaseme) zurück,
und Maximilian konnte aus der
Hofburg in das von ihr bis dahin bewohnte Residenzpalais
»Ruhelust" (1581-1728) am Rennweg übersiedeln und auch den
Verbindungsgang benützen, der
durch den Hofgarten in das Kapuzinerkloster führte. Anna Katharina hatte diesen Gang nach
dem Tod ihres Mannes errichten lassen, um den von ihr an
der Nordseite der Klosterkirche
oberhalb der Seitenkapelle eingerichteten Betraum ungestört
aufsuchen zu können. Im Jahre
1615 faßte Maximilian den Entschluß, anschließend an diesen
Betraum Anna Katharinas oberhalb der Sakristei eine Einsiedelei zu errichten. Die Anregung
dazu erhielt er von Herzog Wilhelm V. von Bayern (1548-1626),
der ihm auf seine Bitte hin bereits 1603 ein Modell seiner
Kartause bei Regensburg übersandt hatte.
Die Einsiedelei ist heute restaurierungsbedürftig, obwohl sie
die
Klosteraufhebungen
von
1787 bis 1802 und 1940 bis 1945

ohne Schaden überstanden hat.
Im Laufe der Zeit wurde sie
von vielen Menschen besucht.
Auch Kaiserin Maria Theresia
besichtigte sie am 21. Juli 1765
und äußerte sich beeindruckt:
„Was waren unsere Vorfahren
doch für Leute!"
Von der Kirche gelangt man
über eine Betonstiege in den ersten Stock und betritt einen
Vorraum, über dem Eingang in
das Audienzzimmer (7 X 4,50 m)
hängt das Porträt Erzherzog
Maximilians als Deutschmeister
aus dem Jahre 1616. Unter dem
Bild befindet sich auf dem Türrahmen die Aufschrift: „Kurz ist
der Traum der Zeit! Ohn" End"
die Ewigkeit. Wie ist mein Herz
daran? So dacht" hier Maximilian." Die Möbel im Audienzzimmer - ein Tisch, ein drehbarer und ein zusammenklappbarer Sessel und ein Tintengeschirr
— sind von Maximilian selbst,
einem gelernten Drechsler, gefertigt. Im Raum, der bis zu halber Höhe getäfelt ist, hängen
das Porträt seines Bruders Kaiser Matthias (1557-1619), dessen Frau Anna (1585-1618) und
Anna Katharinas als Servitin.
Nun folgt die Klausur; diese
durfte von niemandem außer
dem Einsiedler betreten werden.
Wie der Chronist schreibt, hielt
sich Maximilian hier „saepius
velut devotus Eremita" (öfters
als frommer Einsiedler) auf. Der
erste Raum ist der äußere Betraum (4,10 X 3,40 m); dieser ist
mit dem Porträt des Herzogs

Alfons II. cFEste von Ferrara
(1533-1597), dessen Frau Eleonora (1564-1618) und der Tante
Maximilians Magdalena (15321590) geschmückt, die als Nonne in Hall in Tirol gelebt hat.
Im inneren Betraum (2,70 X 2,20
Meter), dessen Fenster auf den
Altar der Kapuzinerkirche gerichtet ist, konnte Maximilian
der Feier der Eucharistie beiwohnen. Von h"ier führt eine
Tür in die Speisekammer (1,80
X 1,90 m) und die Küche (3,80
X 1,90 m), die über einen offenen Herd verfügt und wie der
folgende Gang und der Meditationsraum (2,20 X 1,40 m) mit
Schieferstein ausgekleidet ist.
Der anschließende Arbeitsraum
(4,50 X 2,60 m), in dem ein Kachelofen steht, der Schlafraum
(2,20 X 1,80 m) und der innerste Betraum (2,10 X 1,80 m) sind
grottenartig mit Tuffstein ausgekleidet.
Vom
Arbeitsraum
führte eine Treppe, die dem Erweiterungsbau der Sakristei weichen mußte, in das „Maximilian-Gartl", wo der Einsiedler
Blumen, Bäume und Gemüse
pflanzte.
In der Nacht begab sich Maximilian in den innersten Betraum, dessen Fenster auf eine
lebensgroße Figur des Gekreuzigten gerichtet ist, um am mitternächtlichen
Chorgebet der
Mönche teilzunehmen. Und in
der Einsamkeit der Einsiedelei
suchte er Gott.

VOR HUNDERT

JAHREN

15. März: Aus Anlaß der Feier
der silbernen Hochzeit von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth hielt die Universität Innsbruck eine Studentenversammlung ab, bei der Univ.Prof. Dr. Karl Dantscher Ritter
von Kollesberg die Festrede
hielt. Er erwähnte, daß die Universität ihre Vollständigkeit dem
regierenden Kaiser verdanke.
Denn die Theologische Fakultät
wurde 1857, die Medizinische
Fakultät 1869 eröffnet. Der Redner „vergleicht dann die Zustände von ehemals, als es noch
keine Lehr- und
Lernfreiheit
gab, mit den jetzigen und erwähnt, wenn damals eine solche Studentenversammlung stattgefunden hätte und gar im Beisein der Professoren, so wären
einige Armeecorps mobilisiert
worden".

Das
im

Kapuzinerkloster
Tiroler

Landesmuseum

und

die

Maximilianische

Ferdinandeum

— Repro:

Einsiedelei.

Aquarell

Murauer).

von

Josef

Strickner,

um

1810

(Original

18. M ä r z : In der tirolischen
Glasmalerei sind zwei Fenster
ausgestellt, die für das Seitenschiff der Votivkirche in Wien
bestimmt
sind,
welche
am
24. April 1879 geweiht werden
wird.