Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1978

/ Nr.4

- S.12

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Schwedens Königin Christine in Innsbruck
Jedem Innsbrucker ist die Hofkiiche als Standort des Maximilian-Grabdenkmales
mit
den
„Schwarzen Mandern" und des
Grabmales Andreas Hofers ein
Begriff. Trotzdem oder gerade
deshalb sollen diese Zeilen auf
ein Ereignis in der Hofkirche hinweisen, das im Jahre 1655 stattfand, wohl heute weit weniger
bekannt ist, jedoch zur damaligen Zeit „die Aufmerksamkeit
Von

Josefine Kunz

von ganz Europa auf sich z o g "
und als Sensation bezeichnet
wurde. Es ist dies die öffentliche
Konversion Königin Christines
von Schweden zum katholischen
Glauben am 3. November 1655.
Die streng lutherisch erzogene
Monarchin, Tochter des mächtigen
Schwedenkönigs Gustav
Adolf, konnte in ihrer pflichtgemäßen
Machtausübung
nicht
Erfüllung finden, weswegen sie
nach zehn Jahren Regierungszeit mit 28 Jahren die Krone
niederlegte und sich ihren Interessen, der Wissenschaft und der
Kunst, widmete. Ihr Hauptanliegen aber galt der Frage nach
der
richtigen Religion; eine
überzeugende Antwort darauf
fand sie im christlichen Glauben.
Schon 1654 legte sie heimlich in
Brüssel das katholische Glaubensbekenntnis ab, und es war
nun ihr Wunsch, nach Rom zum
Papst zu reisen, um Anerken-

nung zu finden. Dieser war auch
bereit, sie zu empfangen, stellte
ihr jedoch die Bedingung, das
katholische Glaubensbekenntnis
zuvor öffentlich zu bekennen.
Da nun der Reiseweg der Königin über Innsbruck führte, wurde
von Rom diese Stadt als Ort
dieser Feierlichkeit ausgewählt
und dies durch den Internuntius
Lucas Holstenius dem damaligen
Tiroler Landesfürsten Erzherzog
Ferdinand Karl mitgefeilt,
über die Durchreise von Königin
Christine durch Innsbruck war
der Erzherzog schon Ende September informiert worden, und
so begann man sofort mit umfassenden Vorbereitungen, um
dem hohen Gast einen feierlichen Empfang und einen angenehmen Aufenthalt bieten zu
können.
Innsbruck sollte sich von seiner
besten Seite zeigen, und so wurden Straßen ausgebessert, Fassaden gereinigt, also das äußere
Antlitz der Stadt auf Hochglanz
gebracht.
Die Wirte wurden vom Magistrat vorgeladen, um Anordnungen für die Einquartierung und
Versorgung der
Gefolgschaft
der Königin zu empfangen. Für
die Hofburg, in der ja Königin
Christine und ihr engster Hofstaat logieren sollten, lieh man
sich Silbergeschirr von den Bischöfen von Trient, Brixen und
Salzburg, und um den leiblichen
Genüssen Rechnung tragen zu
können, wurden große Mengen

an Wildbret, Geflügel und Fischen eingelagert.
Erzherzog
Ferdinand Karl wollte aber auch
auf kulturellem Gebiet Großartiges bieten, und so ließ er für
Opernaufführungen
im
eben
fertiggestellten Hoftheater berühmte Künstler engagieren. Der
31. Oktober war dann der große
Tag des Einzuges der Königin
und ihres Gefolges, das sich aus
nicht weniger als 255 Personen
mit 247 Pferden zusammensetzte.
Mit Kanonendonner und Musketenschüssen wurde die Königin
nicht nur vom erzherzoglichen
Hofe, sondern auch vom Militär
und der Innsbrucker Bevölkerung
herzlichst begrüßt. Nachdem
Christine in den nächsten Tagen
zweimal heimlich an Gottesdiensten teilgenommen
hatte,
legte sie dann am 3. November
„auf feierlichste Weise" in der
Hofkirche vor dem päpstlichen
Gesandten,
anderen
hohen
kirchlichen Würdenträgern sowie dem anwesenden Hofstaat
das
katholische Glaubensbekenntnis ab. Nach dem Hochamt
in der für diese Feierlichkeit einmalig ausgestatteten und geschmückten Kirche läuteten alle
Glocken Innsbrucks, und die Geschütze vor der Hofkirche donnerten. Nachdem die Königin in
den nächsten Tagen die ihr gebotenen kulturellen Vorstellungen aufs höchste genoß, wurde
für den 8. November die Abund Weiterreise nach Rom festgesetzt.

Innsbruck und der erzherzogliche
Hof waren um ein glanzvolles
Ereignis reicher geworden, die
dazu zu leistenden Aufwendungen mußten jedoch auch getragen werden, was der keineswegs an Geldüberfluß leidenden erzherzoglichen Kammer
nicht gerade leichtfiel. Dennoch,
man fühlte sich damals zu Repräsentation und großzügiger
Gastfreundschaft
verpflichtet
und war somit bereit, die nachfolgende, unangenehmere Kehrseite auf sich zu nehmen. Auf
die große Bedeutung dieses Ereignisses weist jedenfalls auch
ein Relief am Grabmal Königin
Christines in der Peterskirche
von Rom hin, auf dem dieser für
sie entscheidende Augenblick in
der Innsbrucker Hofkirche bildhaft festgehalten wird.

VOR HUNDERT JAHREN
23. April: Universitätsdozent Dr.
Ferdinand Plenk gibt die Eröffnung seiner Ordination für Augen- und Ohrenkrankheiten in
der Landhausgasse 7 bekannt.
„Augenkranke, welche sich einer
Operation unterziehen müssen,
können von nun an auf Wunsch
auch Unterkunft in der Wohnung des Dr. Plenk selbst finden."
2. Mai: In der Kapferer"schen
Brauerei
(Ing.-Etzel-Straße
9)
brach gestern nachts ein Brand
aus. Die im Einsatz stehenden
freiwilligen
Feuerwehren
befanden sich wegen Wassermangels in einer äußerst schwierigen
Lage. Denn gerade in diesen
Tagen mußte der Sillkanal wegen Bauarbeiten in der Kohlstatt und am Margarethenplatz
trockengelegt werden. Ein Einleiten des Wassers hätte zu
einer Überschwemmung geführt.
Durch den Funkenflug wurde
sogar die Gemeinde Pradl gefährdet, „wo es schon an einzelnen Stellen zu brennen begann".
4.
Mai:
„Vereinsnachrichten.
Heute Abends 8 Uhr in Bilgers
Hölle Besprechung der f r e i w i l ligen Feuerwehr" in Betreff des
letzten Brandes. Zahlreiches Erscheinen, auch der Ordnungsmannschaft, ist erwünscht. Morgen Sonntag Reinigen alier Geräthe."
W.

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Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1978/Nr. 4