Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1978

/ Nr.2

- S.12

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Wie Andreas Hofer die letzte Ruhestätte fand
In Gottfried Puschs handgeschriebener Chronik von Innsbruck liest man am 27. Jänner
1823 folgende Eintragung: „Um
V22 Uhr Nachmittags rückte
heute das 4te Kaiser Jäger Bataillon von Italien kommend hier
wieder in seinem Standorte ein.
Seine Excellenz der Herr Gouverneur ritt denselben bis W i l len entgegen. Einige Herren Offiziere des Iten Bataillons haben auf ihrem Durchmarsche in
AvAantua die daselbst liegenden
Gebeine des Andreas Hofer tirolischem Oberkommandanten im
Jahre 1809, welcher daselbst im
Jahre 1810 den 20. Februar in
Folge telegraphischen Befehls
aus Mailand auf einer Bastey
erschoßen wurde, - aus dortiger Erde erhoben - und zwar
bei nächtlicher Weile und FakVon Josefine

Kunz

kelschein - um sie im vaterländischen Boden, und zwar in der
Hauptstadt Innsbruck, in welcher
er in den stürmischen Tagen des
Augusts 1809 Ruhe und Ordnung
hergestellt hat, zu beerdigen. Es
wurde aber höheren Ortes befohlen, daß diese Gebeine einstweilen in Trient deponiert bleiben sollen."
Heute, 155 Jahre nach dieser
denkwürdigen Notiz, befindet
sich das Andreas-Hofer-Grabmal als nicht wegzudenkendes
Mahnmal und als Anziehungspunkt zahlreicher Touristen in
der Hofkirche, und es mögen
diese Zeilen wieder einmal kurz
an die Initiative der „Sandwirtsgräber" und die „letzte Heimkehr" Andreas Hofers erinnern.
Es war am Abend des 9. Jänner
1823, das 1. Kaiserjäger-Bataillon machte Rasttag in Mantua,
als fünf patriotische Offiziere
desselben - darunter der Freibu rger Leutnant Georg Hauger
als Hauptinitiator - die plötzli-

Begräbnis

Andreas

Hofers

in Innsbruck

schloßen und deponierte sie
einstweilen mit dem Auftrag des
strengsten Stillschweigens bey
den P. P. Serviten."
Gleich am darauffolgenden Tag
begann man in aller Stille mit
den Vorbereitungen in der Hofkirche, das Grab wurde ausgehoben und untermauert. Für den
nächsten Tag, den 21. Februar,
war das feierliche Begräbnis angesetzt: „Um 3 Uhr Nachmittags
wurde heute durch den P. Provinzial der Serviten im Beysein
einiger Polizei-Direktions-Beamten aus der Halle No 14 im
ersten Stocke der Sarg — der bisher in dieser verschloßenen Zelle lag - erhoben und zur Klosterpforte hinabgetragen wo er
bis zum Beginnen des feierlichen
Begräbniß
zu dem
gestern

che Idee hatten, die sterblichen
Überreste Andreas Hofers von
Mantua nach Innsbruck zu transportieren. Da man von bisherigen vergeblichen offiziellen Versuchen in dieser Richtung wußte,
schritten die Männer kurzerhand
zur Tat und überraschten Pfarrer Anton Bianchi, in dessen
Widumsgarten sich das Grab
befand, mit ihrem Begehren.
Nach kurzem Zögern gab der
geistliche Herr nach, und so gingen die Männer gegen 10 Uhr
ans Werk und begannen zu
graben Erst nach Mitternacht
stießen sie auf die Skeletteile,
die sie nicht ohne Ergriffenheit
bargen und dann vorsichtig in
einer Truhe und einem Sack
unterbrachten.
Beim Rückmarsch des Bataillons
verblieben die Gebeine, wie
schon oben erwähnt, unter der
Obhut eines der beteiligten Offiziere in Trient zurück und gelangten erst am 1. Februar nach
Bozen.
Nachdem die Tat der fünf Männer nun doch in die obersten
Stellen und bis zu Kaiser Franz
durchgedrungen war - die Männer wurden vom Hofkriegsrat
wegen ihres Vergehens „angemessen
zurechtgewiesen" —,
schreibt G . Pusch am 19. Februar: „Seine Majestät Unser
Kaiser haben über erstatteten
unterthänigsten
Präsidial-Vortrag hinsichtlich der Uebersetzung der Gebeine des Sandwirths Andreas Hofer allerhöchst zu beschließen geruhet,
daß dieselben nach Innsbruck
gebracht, und mit allen seinen
Verdiensten um Österreich und
seinem Vaterlande angemessenen Pompe in der Franziskaner
Kirche beigesetzt und ihm allda
zur Erinnerung der Nachwelt
ein kaiserliches Denkmal gesetzt
werden soll. Diesem zufolge
man heute und zwar vorläufig
in aller Geheim die Gebeine in
einem von Nußbaumholze sehr
schön verfertigten Sarge ver-

am

16. März

1823.

(Das

Original

schon . . . die geeignete Einladung erlassen worden war, auf
einem eigenen Sarcophag liegen blieb. Sobald Seine Exc. der
Herr Gouverneur, dem überhaupt die Erhöhung dieser Feier
zuzuschreiben ist, um U über
3 Uhr angelangt war, setzte sich
der Leichenzug in Bewegung."
Das von Kaiser Franz angeordnete Denkmal über dem Grab
wurde erst Jahre später, am
5. Mai 1834, enthüllt.
So fand der Tiroler Freiheitskämpfer durch die abenteuerliche Tat von fünf Männern doch
noch seine letzte Ruhestätte in
der Heimaterde. Aber auch die
Gebeine Georg Haugers wurden 1935 von Wien nach Innsbruck überführt und neben Hofers Grab feierlich bestattet.
l

VOR HUNDERT JAHREN

16. Februar: Der Bürgermeister
der Stadt Innsbruck erläßt eine
Kundgebung gegen die Hundswut (Tollwut). Demnach muß jeder Hund in der Öffentlichkeit
einen Maulkorb tragen, widrigenfalls er Gefahr läuft, „von
den täglich streifenden Wasenmeister-Gehilfen
eingefangen
und zehn Tage auf Kosten des
Eigentümers in Kontumaz gehalten" zu werden.

ist

26. Februar: Die Aufnahme der
Schüler in die von Architekt Johann Deininger geleitete G e werbliche Zeichen- und Modellier-Schule in Innsbruck findet
vom 1. bis 10. März im städtischen Schulgebäude zu Dreiheiligen statt.

selbst erzeugte Gift zur Vertilgung allen Ungeziefers, wie:
Ratten, Mäuse, Schwaben, Russen und Wanzen. Für die Unfehlbarkeit
genannten Vertilgungsmittels spricht wohl hinreichend, daß ich von der k.k.
priv. Südbahn für die Strecken
Deutsch- und Südtirol, Pusterthal und Kärnthen eigens zum
Vertilgen dieser . . . Thiere angestellt
wurde . . . Achtungsvollst
Obiger."
1. März: „Vereinsnachrichten.
Heute Abends im ,Militär-wissenschaftlichen Verein" Kriegsspiel der ersten Gruppe (die Herren Offiziere des Generalstabes,
der Cadetenschule und Gendar^
merie)."

28. Februar: „Raimund Hackl,
Innsbruck, Höttingergasse Nummer 17, empfiehlt das von ihm

2. März: „Vereinsnachrichten.
Wie wir vernehmen, hat sich der
Verein ,Frohsinn" aufgelöst."

im

Tiroler

Landeskundlichen

Museum

im

Zeughaus.

Repro:

Murauer.)