Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.6

- S.15

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Amtsblatt Nr. 6

Mitteilungen öes Liroler Künjtlerbunöes
Herr Bürgermeister Franz Fischer, der die Belange der Tiroler
Künstlerschaft in wetteftgehendem Matze unterstützt und fördert,
hat die Anregung des Landesverbandes Tiroler Künstler aufgenommen und sich bereit erklärt, die Spalten des Amtsblattes der
Künstlerfchaft für ihre Mitteilungen allmonatlich zur Verfügung
zu stellen. Dadurch wird einem lang gehegten Wunsche der Tiroler Künstler entsprochen und das Amtsblatt jedem Mitglied der
Tiroler Künstlerschast. das beim Verbände angemeldet ist. zugesandt.
Das Entgegenkommen des Bürgermeisters trifft gerade in eine
Zeit, in der die Künstlerschaft durch die Erbauung des Künstlerhauses mehr denn je der Unterstützung der Oeffentlichkeit bedarf.
Wenn das Amtsblatt in dieser Richtung für die Tiroler Künstlerschaft fördernd wirken kann, so ist der Zweck erfüllt.
Herr Landesrat Dr. Skorpil. der die Errichtung des Künstlerhaufes mit allen ihm zu VerfügungstehendenMitteln fördert, gibt
nun Aufklärung über den augenblicklichen Stand der Angelegenheit des Künstlerhauses.

Ein Haus öer bilöenöen Künste in Innsbruck
Wenn Tirol seine Weltgeltung behaupten will, dann darf
es nicht nur ein Land der Naturschönheiten, ein Land des
Berg- und Wintersports sein und bleiben, dann mutz es das
größte Gewicht darauf legen, als ein Land echter und hochstehender Kultur zu gelton.
Eine reiche Vergangenheit hat den Bewohnern unseres
Landes den Ruf bodenständ"iger, ursprünglicher, künstlerisch
veranlagter Persönlichkeiten erworben. Dieser Ruf und
Rühm ist ein Besitz, der bald entwertet wird, wenn nicht die
Gegenwart ihn täglich neu erobert durch sichtbare Bekundungen schöpferischer Kraft.
Es wäre ein tragischer Irrtum, wenn die Förderung kultureller Werte über den Nöten des Alltags, über Straßenund Kasernenbauten vergessen würde. Man denke nur an
Salzburgs Aufstieg in ber kulturellen Bewertung der ganzen
Welt. Noch immer"thront die Kunst vor dem Weltgewissen höher als das technische „Wunder", als die Rekorde des Sports,
als das „Schauspiel gewaltigster Aufrüstung".
Wir sind in Tirol — es ist nicht zu leugnen — in der Bekundung unserer schöpferischen Kräfte in den letzten Jahren
etwas hintangeblieben. Gewitz, zu einem guten Teil mag
unsere Armut daran schubd sein, datz viele unserer besten
Kräfte auswandern, datz viele sich anderswo die Anerkennung holen mutzten, die ihnen zuerst in ihrem Heimatlande
hätte zuteil werden müssen; zu einem guten Teil aber haben
wir solchen Uedelstand einer Verhärtung der Seelen zuzuschrewen, die den Vorrang kultureller Werte nicht mehr zugeben wollte und deshalb auch Teilnahme, Förderung und
Anerkennung versagte. So kann es nicht freudig genug begrüßt werden, wenn die Stadt Innsbruck das Nahen der
Feier des siebenhundertiähri"gen Bestandes als Gelegenheit zu
einer großzügigen Förderung kultureller Angelegenheiten
wahrnimmt. Möge der Wagemut, den der Herr Bürgermeister und seine Mitarbeiter hiebei bekunden, den entsprechenden Widerhall bei den „Matzgebenden" und in der ganzen
Bevölkerung finden. Es wird sich zeigen, datz ein kulturelles
Wagnis bessere Zinsen (an Bildung und klingender Münze!)
tragen wird als so manches rein wirtschaftliche Unternehmen.
I n den Rahmen dieser Kulturarbeit fällt auch ein Bestreden, das nun auf eine fast 30jährige Geschichte vergeblichen Bemühens zurückblicken kann, das vor eineinhalb Jahren wieder mit allem Nachdruck aufgenommen wurde: Die Errichtung eines Hauses «der bildenden Künste in Innsbruck.
Innsbruck soll nicht mehr die einzige Landeshauptstadt
Österreichs bleiben, in der den bildenden Künstlern nicht die
paar Quadratmeter Bodens zur Verfügung stehen, die nötig
sind, um ihre Werke würdig der Oeffentlichkeit zu zeigen.
Es muh endlich das Künstlerhaus erftehen, das es ermöglicht, auch die Kunst anderer Länder hier darzubieten, es mutz

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der Boden erobert werden, von dem aus der Kampf gegen
Kitsch und Schund wirksam Zu führen ist, auf dem andererseits die Hochleistung sich die gebührende Geltung verschaffen
kann.
Heute dürfen wir mit gutem Gewissen sagen: Nun sind wir
foweit — allen Nörglern, Zweiflern. Neidern, Quertreibern
und Hemmungsfreudigen zum Trotz —, dah wir die Grundsteinlegung zum Kiinftlerhaus in diefem Herbst werden vornehmen können.
Der Platz ist gesichert. Das Ministerium für Land- und
Forstwirtschaft stellt gegen einen Anerkennungszins den südlichsten Teil des Hofgartens zur Verfügung. Dort soll unter
möglichster Schonung erhaltenswerter Baumanlagen das
Künstlerhllus bescheiden in die Umgebung eingefügt werden.
Bescheiden! Wir können nicht mehr jahrzehntelang zuwarten.
Wir können nicht mehr erwarten, datz etwa wie beim Bau
des Musikvereinsgebäudes im Jahre 1910 der Tiroler Landtag 30.000 Kronen schenkt, die Sparkasse ein Darlehen von
150.000 Kronen gibt und rund 50.000 Kronen vom Vereine,
bzw. von Wohltätern beigesteuert werden.
Wir müssen mit 70.000 8 das Auslangen zu finden suchen,
die durch einen größeren Beitrag des Bundes, durch einen
namhaften Beitrag der Sparkasse, durch Beiträge des Herrn
Bundeskanzlers, des Landes und der Stadt nunmehr zum
größten Teil gedeckt erscheinen.
Wir erhoffen noch eine stärkere Teilnahme von kunstsinnigen Privaten an diesem für das Land Tirol so bedeutungsvollen Werke. Bisher sind von dieser Seite nur 1200 8 zugewendet worden. Es ist aber zu erwarten, datz nunmehr die
Inangriffnahme des Baues allen Skeptizismus überwinden
und so manchen noch bewegen werde, sich mit einem Baustein
ein Geldenkzeichen seiner Anteilnahme zu verschaffen.
Es darf hier — des Beispiels wegen — wohl noch angedeutet werden, datz ein edler Bürger unserer Stadt für den Fall
seines Ablebens sein Vermögen dem Künstlerhause letztw"Mig
zugewendet hat. Das ist wahrhaftig ein Zeugnis innerer Jugend und Aufgeschlossenheit bei nutzerem Alter, das den Dank
und die Anerkennung aller verdiente. Der Wohltäter will
nicht genannt sein. Sein Beifpiel möge aber anderen das Vertrauen in die künstlerische, in die kulturelle Zukunft unseres
Landes geben, das sie zu Nachahmung bewegt.
Förderer der schöpferischen Kräfte, vor allem der schöpferisch begabten Jugend i gibt es einen schöneren Ehrentitel?
I n den nächsten Tagen wird die Ausschreibung zum Wettbewerb für den Bau des Künstlerhaufes hinausgehen. I m
Jahre 1938 foll der Bau vollendet fein. I m Jahre 1939 soll
er sich den Taufenden, die zur großen Festfeier unfere Landeshauptstadt befuchen werden, als wahres Haus der bilden
den Künste zeigen!
Dr. R. Skorpil.

Äpenöen öer staötischen Veöiensteten zum
lVinterhilfswerl
Wie in den Vorjahren haben die Beamten und Vertragsangestellten des Stadtmagistrates und der städtischen Unternehmungen sowie die städtischen Pensionsparteien auch zum Winterhilfswerk 1936/37 beigetragen. Die Gesamtsumme der Spenden, die in monatlichen Teilbeträgen gegeben werden, beläuft sich auf
rund 12.200 8, wovon die eine Hälfte dem von der
Stadtgemeinde Innsbruck durchgeführten Winterhilfswerk zugeflossen ist, während die andere Hälfte im
Rahmen des Hilfswerkes „Nehmt hungrige Kinder zum
Mittagstisch" zur Durchführung einer Gemeinschaftsausspeisung für Schulkinder verwendet wurde.