Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1977

/ Nr.10

- S.2

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Alle gemeinsam für eine bessere Luft!
Nun Phase der konkreten Taten - ölverordnungen und Heizungsüberprüfungen - Ratschläge des Amtes für Umweltschutz
(Fr. Mit dem Herannahen des Winters und dem Beginn der neuen
Heizperiode nähern sich auch wieder jene gefürchteten Schwaden
aus Ruß, Schwefel und Kohlendioxid, die sich bei bestimmten, in
Innsbruck leider häufigen Wetterlagen mit doppelter Zähigkeit über
die Stadt legen und für die wir, so der Umweltschutzreferent für
Tirol, Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Prior, „alle verantwortlich
sind und alle etwas tun müssen". Die Phase der Messungen und Bestandsaufnahmen, die Uberprüfung von mehr als 1400 Heizanlagen,
die Erstellung eines „Emittentenkafasters" sind inzwischen abgeschlossen und so gilt es nun, in die Phase konkreter Taten gegen den
Smog einzutreten.
Von der gesetzlichen Seite her
wurde das Tiroler ölfeuerungsgesetz novelliert, das jede Heizanlage auf ölbasis sehr strengen Sicherheits- und Betriebsbedingungen unterwirft und vor
allem zwei umweltrelevante Bestimmungen enthält. Zum einen
die jährlich
durchzuführende
Oberprüfung bei Ölfeuerungsanlagen mit Zerstäubungsbrennern bezüglich Abgastemperatur, Kohlendioxidgehalt, Staubund Rußgehalt der Abgase. Dies
ist praktisch die Reaktion auf
die Tatsache, daß ca. zwei Drittel der Heizanlagen nicht den
Bestimmungen der Tiroler ö l feuerungsverordnung
entsprechen und drei Viertel der Heizanlagen nicht die Mindesterfordernisse der ö n o r m erreichen.
Kaum begreiflich, wenn man
den wirtschaftlichen Schaden in
Betracht zieht, der jeden Betreiber einer schlecht eingestellten
und
gewarteten
Heizanlage
trifft. Denn wie beim Auto eine
richtig eingestellte Zündung und
ein sauberer Vergaser Kraftstoff sparen helfen, so bringt
auch die richtige Pflege von ö l brenner und Heizanlage beträchtliche Heizkostenersparnis,
gekoppelt zudem mit einer geringeren Luftbelastung. Wenn
wirtschaftliche Vorteile und bessere Luftqualität aber noch keine
schlagenden Argumente
sein
sollten, so will die Stadtgemeinde Innsbruck auch von anderer
Seite her an das Problem herangehen. Der Stadtsenat gab den
Auftrag, daß im Rahmen des
städtischen Amtes für Umweltschutz umgehend eine Servicestelle eingerichtet wird, die
Überprüfungen und Beratungen
bei Heizanlagen vornimmt, um
unrichtig eingestellte Heizanlagen rasch zu erfassen und unnötige Emissionen zu vermeiden.
Der zweite wichtige Punkt in der
Novelle des Tiroler ölfeuerungsgesetzes ist die sogenannte
„Verordnungsermächtigung" für
die Gemeinden. Demnach können diese durch Verordnung
„zur Vermeidung schädlicher
Umwelteinwirkungen" einen maximalen
Schwefelgehalt
für
Heizöle festsetzen, der unter den

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allgemein bestimmten Werten
liegt (Heizöl extra leicht 0,3 Prozent, Heizöl leicht 0,8 Prozent,
Heizöl mittel 1,5 Prozent und
Heizöl schwer 2,0 Prozent). So
eine Verordnung gab es in
Innsbruck schon einmal, nämlich
daß das hier verwendete Heizöl einen Schwefelgehalt von
1 Prozent nicht übersteigen durfte. Mit der Kompetenzverlagerung auf das Land mußte diese
Verordnung allerdings wieder
gestrichen werden. Doch man
will nun nach erfolgter gesetzlicher Regelung auch in dieser
Hinsicht wieder Maßstäbe setzen und diesmal über die Stadtgrenzen hinausgehen. Gespräche über
Heizölverordnungen
zwischen Innsbruck-Stadt und
Innsbruck-Land sind im Gange.
Schließlich ist im Amt für Umweltschutz der Stadtgemeinde

Innsbruck auch ein Alarmplan
in Ausarbeitung, der die notwendigen Maßnahmen bei kritischen Smogsituationen enthält,
etwa daß im Falle größerer Luftbelastung auch eine Senkung
der Raumtemperatur vorgeschlagen wird. Die Herabsetzung der
Raumtemperatur um 1 G r a d
Celsius bringt eine Brennstoffeinsparung von 7 Prozent und
dementsprechend
weniger
Schadstoffausstoß. Auch hier ist
es für jeden überlegenswert, ob
er nicht schon von vornherein
seine Heizung etwas kosten- und
umweltbewußter betätigen und
vielleicht auf ein, zwei G r a d
„Bacherlwärme" verzichten soll.
Doch wie gesagt, im Umgang
mit unserem Luftproblem kommt
es auf jeden einzelnen an, und
in der Summe der Masse ergibt
sich der Erfolg. Der W e g dorthin soll hier mit einigen Ratschlägen des Amtes für Umweltschutz gezeigt werden:

• Die Verwendung von Wärme*
zählern
in zentralgeheizten
Häusern forcieren. Der psychologische Effekt, daß man dabei
nur Heizkosten bezahlt, die man
auch
tatsächlich
verursacht,
zwingt direkt zum Sparen!

• Vor Beginn der Heizperiode
Öfen und Heizanlagen auf ihre
Funktionstüchtigkeit überprüfen
lassen. Die Kosten dafür amortisieren sich in kürzester Zeit!

• Bei Ölfeuerungsanlagen muß
der Brennstoff rauchfrei und
ohne besondere Rußablagerung
verbrennen. Im Kessel darf sich
während des Betriebes kein
Schwitzwasser bilden!

• Außenwände isolieren, Fenster und ins Freie führende Türen abdichten.
Ein Streifen
Schaumstoff kann Wunder wirken!


Möglichst
schwefelarme
Brennstoffe für den Ofen verwenden. Das Verbrennen von
Abfällen und besonders von
Spanplattenresten sollte vermieden werden!
• Bei Ofen mit festen Brennstoffen mit großem Zug anbrennen und erst, wenn sich ein
Glutstock gebildet hat, absperren!
• Schüren und Rütteln nur vor
dem Nachlegen neuen Brennstoffes!
• Der Anschluß des Ofens an
den Kamin muß unbedingt dicht
sein und soll zur Einmündung
in den Kamin hin ansteigen!

• Die Heizkessel gehören regelmäßig gereinigt! (1 mm Ruß bedeutet ca. 10 Prozent mehr Heiz»
kosten).

Freigas für eine Millio
Aktion zur Forcierung von privaten Gasheizungen - Eine halbe Heizperiode gratis
(Fr) Sicher müssen die Stadtwerke mit ihrem Gas nicht hausieren gehen, denn ihre Kapazität
ist von Großabnehmern - ab
diesem Winter auch die WärmeKälte-Zentrale am Innrain für
sämtliche Klinikbauten - zunehmend in Anspruch genommen,
Doch die Tatsache, daß die im
Winter sattsam bekannte Luftbelastung großteils auch durch
kleine private Heizungen, Eisenöfen vor allem, verursacht wird,
hat den Impuls zu einer Aktion
gegeben, mit der verstärkt auf
die
Verwendungsmöglichkeit
von Stadtgas für private Heizungszwecke aufmerksam gemacht wird. Der Innsbrucker
Gemeinderat hat eine Million
Schilling zur Unterstützung dieser Aktion, die unter dem Motto
„Kampf dem Smog" läuft, bereitgestellt.
Dieses Geld soll jenen potentiellen Stadtgaskunden in Form von
Freigas zugute kommen, die sich
innerhalb der Dauer der Aktion
bis zum 31. Dezember dieses
Jahres entschließen, auf eine
neue Gasheizung oder eine

kombinierte
Gasheizund
Warmwassertherme umzurüsten.
Je nach Nennleistung der neuerstandenen Gasheizanlage richtet sich die gewährte Freigasmenge, die durchschnittlich eine
halbe Heizperiode ausmacht.
Dieses Geschenk der Stadtwerke bewegt sich immerhin in
einem Geldwert zwischen 625
und 6250 Schilling, Alle mit
dieser Aktion und mit Gasheizung überhaupt zusammenhängenden Fragen werden von den
Stadtwerken, Telefon 24 7 61/
234, in der Zeit von 8 bis 12 Uhr
und von 14 bis 17 Uhr gerne beantwortet.
Eine sehr wichtige Frage ist natürlich die der Kosten für den
Brennstoff Gas. Es ist das Gas
sicher teurer als das normale
Heizöl bei Annahme des gleichen Heizwertes, jedoch billiger
als Strom. Und dennoch werden viel mehr Stromheizungen
verlangt als Gasheizungen Am
Preis kann es also gar nicht so
sehr liegen. Am Komfort ebenfalls nicht, und dieser bringt gegenüber ö l , Kohle usw. dann

doch wieder echt meßbare Vor^
teile. Gas muß beispielsweise
nicht gelagert werden, braucht
also keine Tankanlage. Zudem
ist Innsbrucks Stadtgas absolut
ungiftig, und die modernen G e räte erfüllen die strengsten Sicherheitsbestimmungen. Gas ist
also auch nicht
gefährlich.
Schließlich aber, und das ist ja
das erklärte Ziel, ist eine Gasheizung für unsere Luft eine
konkrete Tat des Umweltschutzes, von der wieder alle gemeinsam Nutzen haben. Die Zahlen
beweisen es, denn bei Verbrennung von 1000 kg Kohle werden
8000 g Schwefel, von 1000 kg
Ofenöl 3000 g Schwefel, von
1000 kg Gas aber nur 15 g
Schwefel mitverbrannt!

INNSBRUCK — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Herausgeber,
Eigentümer und Verleger! Die Stadtgemeinde Innsbruck. Chefredakteur und
für den Inhalt verantwortlich: Paul
Gruber; in der Redaktion Ulla Ihien
und Dr. Walter Frenzel. Alle Innsbruck,
Rarhaus,
Maria-Theresien-Straße
18.
Druck: Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck,
Exlgasse 20.

Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1977/Nr. 10-