Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1977

/ Nr.8

- S.6

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Aus Innsbrucks Urvergangenheit
U r n e n g r ä b e r f e l d in Hötting entdeckt — Z o n t a - C l u b macht Siedlungsreste in V i l i zugänglich
(Fr) Im wahrsten Sinne des Wortes eine archäologische Fundgrube
ist Innsbrucks Stadtteil Hötting. Bei den Aushubarbeiten für das neue
Mehrzweckgebäude direkt unterhalb der alten Höttinger Kirche ist
man auf ein Gräberfeld aus der jüngeren Bronzezeit gestoßen, welches nun Fachleute vom Tiroler Landesmuseum und vom Landesdenkmalamt in einer Notgrabung freizulegen bemüht sind. Es reiht
sich auch dieses Urnengräberfeld aus der Zeit von ca. 1000 v. Chr.
in die bereits zuvor bekannten, welche in der Wissenschaft zur Bezeichnung „Höttinger Kultur" führten. Mit der Auffindung weiterer,
zum Teil sehr reichhaltiger Urnenfelder aus der Bronzezeit, etwa in
Wilten und später im ganzen Inntal, stieg die Wissenschaft dann
allerdings auf den Oberbegriff „Inntaler Urnenfelderkultur" um.
Zumindest aber lagen in Hötting
die ersten Gräberfunde aus der
Bronzezeit, zu denen nun das
auf etwa 100 Grabstätten geschätzte Feld auf dem über 3000
Jahre alten Kulturboden rund
um die beiden Höttinger Kirchen
gekommen ist. Die Urhöttinger
sozusagen, gehörten dem großen Völkerstamm der Illyrer an
und hatten, wie auch die jüngsten Fundgegenstände wieder
beweisen, besonders in der Keramik einen künstlerisch guten
Standard erreicht (siehe Bild).
Die Toten wurden verbrannt und
ihre Asche in etwa 50 Zentimeter
hohe Urnen gegeben. Beigefäße,
Schmuck und Kleingeräte begleiteten sie auf ihrem W e g ins
Jenseits.
Für das Wissen um die Ursiedlung Höttings und des Innsbrukker Raumes sind die Funde auf
dem Areal des projektierten
Mehrzweckgebäudes sicher von

Schmetterlinge
In der Juliausgabe brachte
„Innsbruck" eine Notiz aus
dem Jahr 1877, wonach Professor J. Weiler ein Verzeichnis der Schmetterlinge von
Innsbruck und dessen Umgebung verfaßt hatte. Prof.
Weiler war vor hundert Jahren immerhin auf 826 Großschmetterlinge und 578 Kleinschmetterlinge
gekommen,
was zur Frage verführt, wie
wohl diese Zahlen heute aussehen mögen. Dazu deponierte spontan der wohl berufenste
Schmetterlingsforscher Tirols, Karl Burmann,
Träger der Franz-von-WieserMedaille, seine Zahlen. Uber
60 Jahre hat er sich den
Schmetterlingen
gewidmet
und für Innsbruck mit Nordtirol 1140 Makroarten und
1700 Mikroarten festgestellt.
Verblüffend und erfreulich ist
auch
die
Aussage des
Schmetterlingsexperten, daß
keine Art ausgestorben ist
und die Schmetterlingswelt in
Innsbruck und Tirol noch heil
zu sein scheint.

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Bedeutung und dokumentieren
zudem die Geschichtsträchtigkeit dieses Bodens. Der Innsbrucker Stadtsenat hat auch beschlossen, im Mehrzweckgebäude Nischen für Vitrinen vorsehen zu lassen, in denen die
schönsten Fundstücke ausgestellt
werden sollen. Dies wird die
Höttinger in der Verbundenheit
mit ihrem Boden, der immer wieder Beweise seiner alten Kultur
freigibt, noch mehr bestärken.
Doch nicht nur den Höttingern
geht es gut in puncto ältester
Vergangenheit, sondern auch
von einer der wichtigsten Fundstätten aus der gegenüberliegenden Talseite, der bekannten
prähistorischen Fundstätte am
Goarmbichl bei Vili, gibt es Erfreuliches zu berichten. Hier hatte man im Jahr 1937 beim
Grundaushub für ein Wohnhaus
die Reste verschiedener Gebäude aus dem 5. Jahrhundert v.
Chr. entdeckt, die ein anschau-

liches Zeugnis für den Hausbau
aus der Tiroler Urzeit darstellen.
Allerdings hat man diese Reste
nach mehreren Grabungskampagnen zwischen 1939 und 1949
dann doch wieder dem Zahn
der Zeit überlassen, was sie für
die Öffentlichkeit bald unzu-

gänglich machte.
Daher ist es dem Zonta-Club
Innsbruck ganz besonders hoch
anzurechnen, daß er dieses archäologische Areal vor kurzem
durch die Erstellung eines W e ges und einer Brücke sowie
durch die Sanierung der prähistorischen Funde als Freilichtmuseum gestaltete und so wieder zugänglich machte. Eine Tafel an der Abzweigung zum
Freilichtmuseum weist den W e g
und gibt erste Informationen.

Zeitlos
schön sind die Beigefäße
aus dem bronzezeitlichen
Gräberfeld
in
Hötting.
Um sie einem breiteren
Publikum
zugänglich
zu machen,
werden
im neuen Mehrzweckgebäude
Ausstellungsvitrinen
eingeplant.
(Foto:
Murauer)

Weiterarbeit für das Stadtbild
A k t i o n s k o m i t e e legt Vorschläge zur „Schutzzone" vor — Ortskerne besonders berücksichtigt
(Fr) Da sich die Mitarbeit des
Aktionskomitees „SOS für Innsbrucks Stadtbild" bereits anläßlich der Festlegung der sogenannten Erhaltungszone nach
dem Tiroler „Stadtkern- und
Ortsbildschutzgesetz" als sehr
wertvoll erwiesen hat, wurde
dieses Komitee von Bürgermeister Dr. Lugger auch dazu eingeladen, Vorschläge für den
zweiten Schritt, nämlich die Fixierung der sogenannten Schutzzone, vorzulegen. Das Komitee,
getragen von Fachleuten und
Innsbruckern mit ehrlichem Engagement, ist diesem Wunsch
nachgekommen und hat einen
detaillierten Plan für die in eine
zukünfige Schutzzone aufzunehmenden Bereiche und Objekte
ausgearbeitet. Besondere Berücksichtigung finden dabei die
traditionellen
Ortskerne, der
Saggen und die Ensembles aus
der Gründerzeit.
Nachdem die Erhaltungszone,
die sich im wesentlichen auf den
mittelalterlichen Stadtkern be-

zieht, feststeht und vom Gemeinderat beschlossen wurde, gilt es
nun den städtebaulich organisch
gewachsenen Umraum zu schützen. Diesen hat das Aktionskomitee in möglichst abgeschlossenen Gebieten zu umfassen versucht, wobei auch die Übergänge von der Erhaltungszone in
Schutzzone bei allfälligen Neuplanungen sorgfältigen Überlegungen unterzogen werden sollen.
Im Bereich der Schutzzone beziéhen sich die Bestimmungen
des „Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetzes" vor allem auf
Fassaden und Dachformen und
es sieht dieses Gesetz auch jene
Möglichkeiten der Förderung
vor, die unbillige Belastung einzelner, die Auflagen für das Gesamtwohl übernehmen sollen,
auszuschalten
helfen. Sicher
aber ist auch bei der Schutzzone immer wieder zu überlegen, daß man hier in private
Bereiche eingreift und deshalb
alles daransetzt, um beiden Tei-

len gerecht zu werden: denen,
die ein schönes Innsbruck haben
möchten, und denen, die es sozusagen zur Verfügung stellen sollen. Auf Veranlassung von Bürgermeister Dr. Lugger wurden
die Vorschläge des Aktionskomitees bezüglich der Schutzzone
den zuständigen Ämtern im
Stadtmagistrat zur Begutachtung
und Bearbeitung weitergeleitet.

• Der Innsbrucker Gymnasiast
Dieter Aschauer hat bei der
Mathematik-Olympiade in Belgrad den zweiten Platz errungen.
• Auch in Innsbruck wird das
Kabelfernsehen Einzug halten.
Ziel der Telesystem Ges. m. b. H.
& Co. K G . ist es, durch Verkabelung des ganzen Stadtgebietes
dem Fernsehpublikum neben
FS 1 und FS 2 drei deutsche und
ein Schweizer TV-Programm zu
bieten. Dazu kommen noch vier
deutsche UKW-Programme.

Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1977/Nr. 8