Innsbruck (Amtsblatt)

Jg.1976

/ Nr.8

- S.3

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Rottedeponie Ahrental noch 1976
Die neue Anlage wird täglich mehr als 1500 cbm Müll aufnehmen können
(Gr) Im Ahrental sind die Arbeiten zur Errichtung der neuen Mülldeponie voll im Gange. Was an Baulichkeiten aufgeführt werden
muß, nimmt mehr und mehr Gestalt an und die Terminplanungen für
die gesamte Anlage sind so erstellt, daß noch vor Ende dieses Jahres der Betrieb aufgenommen werden kann. Dafür ist es auch höchste Zeit, denn die Möglichkeiten des städtischen Müllablagerungsplatzes in der Roßau sind schon derzeit nahezu erschöpft. Welcher
Art wird die neue Mülldeponie im Ahrental sein und wie wird sie
funktionieren?

LIEBE

MITBÜRGER

In diesen sommerlichen Urlaubstagen ist Innsbruck wieder zu einem besonderen Anziehungspunkt für Gäste aus
dem In- und Ausland geworden. Wir freuen uns, daß so
viele Menschen die schöne
Lage unserer Stadt inmitten
der Bergwelt oder die städtebaulichen
und
kulturellen
Werte Innsbrucks schätzen,
nicht wenige von ihnen aber
sicher auch die Olympiastadt kennenlernen wollen,
die ihnen im Februar über
die Fernsehschirme vorgestellt wurde.
Ich möchte im Hinblick darauf aber auch allen Innsbrukkerinnen und
Innsbruckern
herzlich danken für ihr Verständnis, ihre Gastfreundschaft und immer wieder
wohl auch ihre Geduld. Der
sommerliche
Besucherstrom
bringt ja nicht nur mehr Menschen, sondern zugleich auch
mehr Fahrzeuge in unsere
Stadt. In eine Stadt, die in
ihrem inneren Bereich vor
mehreren
hundert
Jahren
grundgelegt wurde und dem
heutigen
Verkehrsaufkommen daher gar nicht gewachsen sein kann. Wenn sich
deshalb die Menschen an
den Gehsteigen unserer Innenstadt drängen und noch
weit mehr Fahrzeuge als
sonst die Straßen in Anspruch
nehmen, erfordert
dies viel gegenseitige Rücksichtnahme und wohlwollendes Verständnis sowohl unter
den Einheimischen als auch
gegenüber den Gästen.
Eine Verbesserung für die
Zukunft erhoffe ich mir von
den Tiefgaragen, deren Verwirklichung nun doch näherrückt. Die damit verbundene
zusätzliche Möglichkeit, die
Fahrzeuge abzustellen und
in die Innenstadt gar nicht
erst einzufahren, wird uns sicher manche Erleichterung
bringen, die uns allen willkommen ist.

Nachdem ursprünglich seitens
der Stadt Pläne für eine geordnete Deponie bestanden haben
und von der Landesregierung
auch bereits bewilligt waren,
wurde der Stadtgemeinde nunmehr die Errichtung einer Anlage nach dem Rotte-DeponieVerfahren vorgeschlagen. Dieses
Verfahren ist besonders umweltfreundlich und entspricht auch
im Hinblick auf die Lage und
Ausdehnung der Deponie sicher
voll den Erfordernissen. Wenn
da und dort die Frage ins Spiel
gebracht wurde, ob nicht besser
ein Verfahren gewählt werden
sollte, das auf der Basis der Humusierung des Mülls arbeitet, so
ist zunächst festzustellen, daß es
jederzeit möglich ist, den in der
Anlage verrotteten Müll zu Kompost und Humus weiterzuverarbeiten. Die Nutzung dieser
Möglichkeit ist jedoch weitgehend von der Nachfrage nach
Humus abhängig, und es hat sich
gezeigt, daß beispielsweise in
der Schweiz Humusierungsanlagen wieder stillgelegt werden
mußten, weil der Humus nicht
anzubringen war. Nicht einmal
in deutschen Weinbaugebieten
konnte der für diese Betriebsart
besonders empfohlene Humus

abgesetzt werden. Sollte sich in
unserem
Bereich aber
eine
Nachfrage nach Humus ergeben, so könnte jedenfalls der
private Betreiber der Anlage im
Ahrental auch auf diese Variante umsteigen.
Wie aber wird die Müllverarbeitung im Ahrental ablaufen? Die
Müllfahrzeuge werden grundsätzlich über die Zenzenhofausfahrt der Brenner-Autobahn zur
neuen Anlage zufahren, nur aus
Igls und Vili kommt der Müll direkt über die sogenannte Viller
Auffahrt, über Aufnahmetrichter wird der Müll zunächst der
Prallmühle zugeführt, die ihn für
den Rotteprozeß vorbereitet. Die
Rottebakterien und die anschließend im biologischen Prozeß
wirksamen Pilze benötigen zur
raschen Vermehrung und großen Aktivität eine ausreichende
Luftzufuhr, also luftdurchlässige
Lagerung, und außerdem eine
Feuchtigkeit zwischen 45 und 60
Prozent. Dazu wird der maschinell vorbereitete Müll in dachförmige Mieten geschüttet, die
nach Ablauf der Vorrotte, wofür ein Zeitraum von ein bis drei
Monaten erforderlich ist, umgeschichtet und auf der Nachrottefläche wiederum neu aufgehäuft

Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1976"Nr. 8

werden. Die Rottedauer beträgt
insgesamt zwischen sieben und
neun Monaten. Der Rotteprozeß
läuft ähnlich ab wie in der N a tur, und dadurch, daß er gesteuert wird, kann Fäulnis und
damit auch eine Geruchsbelästigung, eine Verwehung, Staubentwicklung oder Selbstentzündung ausgeschlossen werden.
Auch Klärschlamm aller Art
kann die Anlage aufnehmen
und für den Ablauf des Prozesses nützen.
Nach Abschluß der Rotte ist die
Sicherheit gegeben, daß sämtliche Krankheitserreger abgetötet
sind und chemische Giftstoffe,
soweit sie nicht organisch gebunden oder chemisch abgebaut
wurden, ihre Schädlichkeit verloren haben. Die Deponie wird
im Südteil des Tales beginnen.
Die Oberfläche der Deponie
soll mit abgesiebtem Rottematerial abgedeckt und dem Grundbesitzer zur Nutzung wieder zurückgegeben werden. Bei einer
Arbeitszeit von sieben Stunden
pro Tag wird die Anlage täglich
mehr als 1500 cbm Müll aufnehmen können. Vorerst ist sie für
ein Einzugsgebiet mit 160.000
Einwohnern ausgelegt, da ja
auch seitens einer Reihe von Gemeinden des Mittelgebirges sowie des Wipp- und Stubaitales
Interesse besteht, sich ihres
Müllproblemes über die Abfallbeseitigungsanlage im Ahrental
zu entledigen.

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