Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1975

/ Nr.7

- S.2

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keine Grenze, bei Einzelwanderern
muß das 14. Lebensjahr vollendet
sein.
Die Jugendherberge und das Studentenheim werden nach den Plänen der Wiener Architekten Nielsen - Eisenhofer gebaut, die als
Preisträger aus dem diesbezüglichen Wettbewerb hervorgegangen
sind. Auffallend an dem architektonisch attraktiven Bau ist die häufige
Verwendung des Achteckes sowie

die mit Waschbetonplatten gestaltete Außenfassade. Der Kostenpunkt der in Fertigteilbauweise errichteten Anlage beträgt samt Innenausstattung 40 Millionen Schilling. Während der Olympischen
Winterspiele wird sowohl die J u gendherberge als auch das Studentenheim als Gästehaus der Stadt
dienen, anschließend werden die
Räumlichkeiten ihrer eigentlichen
Bestimmung zugeführt.
Th.

Altes Handwerk verschönt
Goldenes Dachl
Ein im wahrsten Sinne des Wortes
„goldenes" Handwerk blüht zur
Zeit in der Altstadt, Riesengasse 4.
Hier sind die Gebrüder Griesser
dabei, im Auftrag der Stadt Innsbruck jene Krabben und Abdeckplatten zu vergolden, die auf den
Kanten des Goldenen Dachls, nach
Abschluß der Gesamtrestaurierung
dieses maximilianischen Erbes und
weltbekannten Wahrzeichens, wieder wie die Zacken einer Krone
leuchten werden.
Maximilianisch, das heißt in diesem
Fall ganz nach den Rezepten und
Methoden um 1500, geht es in der
Gewölbewerkstatt und dem kleinen
Altstadthof zu, wo die Feuervergoldung der alten, aus schwerem Kupfer getriebenen Krabben, Platten
und Köpfe von den bis zu 20 Zentimeter langen kupfernen Vierkantnägeln vorgenommen wird. Feuervergolden ist eine handwerkliche
Fertigkeit, die heute kaum mehr
in Anspruch genommen wird und
beim Anblick von kunstvollen Teilstücken des Goldenen Dachls, von
Altstadthofromantik und Meisterfähigkeit besonders reizvoll wird.
Ja man wird tatsächlich „nostalgisch" bei dem Gedanken, daß es
zu Kaiser Maximilians Zeiten so
war mit dem gediegenen Handwerk
in der Innsbrucker Altstadt und daß
es in einzelnen, zu wenigen Fällen
heute noch so ist.
Doch zum technischen Ablauf des
Feuervergoldens. Die Kupferplatten
und -krabben werden gesäubert
und poliert, dann in eine sogenannte „Quickbeize", eine Lösung aus
Quecksilber, Salpetersäure
und
Wasser getaucht. Dann wird eine
silbrig glänzende Paste aufgetragen, ein Amalgam aus in Quecksilber aufgelöstem Gold. Nun wird die
Schindel oder Krabbe erhitzt und
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das Amalgam mit einer Hasenpfote
gleichmäßig verteilt. Bei weiterem
Erhitzen verdampft das Quecksilber und das Gold, zwei Gramm pro
Quadratdezimeter,
kommt
als
durchgehender, noch messingfarben und rauh schimmernder Belag
zum Vorschein. Eine Konzession
an die modernere Technik haben die
Gebrüder Griesser allerdings gemacht, denn erhitzt wird nicht mehr
über glühender Holzkohle, sondern
mit einer Lötlampe. Eine Arbeitserleichterung, die man durchaus zu-

gestehen kann, wenn man weiß,
daß die vergoldeten Schindeln und
Krabben noch zwei bis dreimal erhitzt (der Fachmann nennt das
„sändern") werden müssen, um
den spezifischen warmen Goldton
zu erhalten. Bis hierher dauert der
Arbeitsvorgang an einer Krabbe
beinahe drei Stunden und man versteht den von der Stadt pro Stück
zu entrichtenden Preis, Material
und Arbeit inbegriffen, von 2600
Schilling, zumal die beim Erhitzen
entwickelten
Quecksilberdämpfe
für den Vergolder nicht gerade gesund sind.
Vierzehn Krabben und zehn Abdeckplatten sind es, die solcherart feuervergoldet werden müssen,
nachdem man schon bei der Säuberung erkannt hat, daß von dem
ursprünglichen Goldbelag kaum etwas übriggeblieben war. Hauptschuldig daran sind die Tauben, die
mit ihren scharfen Krallen den
Goldbelag zerkratzen und für die
Korrosion die Angriffsflächen schaffen. Über die Methoden, wie man
künftighin das restaurierte Goldene
Dachl vor den Tauben und die vor
allem durch diese verursachte Verschmutzung und Zerstörung schützen wird, laufen zur Zeit noch die
(Foto: Murauer)