Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1975

/ Nr.3

- S.18

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1975_Amtsblatt_02_03
Ausgaben dieses Jahres – 1975
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Woher kamen die Nägel zum Bau der Stadtpfarrkirche
St. Jakob vor 250 Jahren?
Von Oberamtsrat Hartmann Egger
Zum Jubiläum der InnsbruckerSt. Jakobskirche hat uns
Archivdirektor Dr. Franz-Heinz Hye die Baumeister
und Künstler der in den Jahren 1717—1724 neu erbauten Kirche in Ausstellung und Katalog ganz trefflich vorgestellt. Den Kirchenneubau konnten jene
Männer aber nur mit Hilfe zahlloser Handwerker und
Arbeiter errichten, die zwar keine so wohlklingenden
Künstlernamen führten, die aber doch mit viel Können und Fleiß ihren Teil zum Pfarrkirchenbau beitrugen. Ihrer soll auch einmal gedacht werden, und wenn
im folgenden als ein Beispiel die Innsbrucker Nagelschmiede herausgegriffen werden, so mögen diese
als Teil fürs Ganze gelten.
Die St. Jakobskirche war einer jener zahlreichen Neubauten, die in Innsbruck um die Wende des 17. zum
18. Jahrhundert entstanden. Bei diesen Bauten mit
ihren prunkvollen Raumausstattungen kam man mit
den bisher üblichen Holzverbindungen nicht mehr aus
und benötigte statt dessen große Mengen von Nägeln
aller Art. Als Lieferant für den angewachsenen Bedarf
bot sich der tüchtige Nagelschmied Martin Egger in
St. Nikolaus an, der dort im Hause 186 alt = 540 neu,
heute Innstraße 24, eine Nagelschmiede betrieb. Er
lieferte nach den im Stadtarchiv aufbewahrten Rechnungen zunächst zur Erbauung der zur St. Jakobskirche gehörigen Pfarrsingschule und Gsöllpriesterbehausung (Haus Domplatz 5) vom Juli 1717 bis April
1718 über 66.000 Nägel aller Sorten und Größen. Zum
Pfarrkirchenbau selbst lieferte unser Meister in den

Eintrag im R a t s p r o t o k o l l der Stadt Innsbruck v o m 15. J u l i 1719 betr.
K r e d i t a n s u c h e n d e s N a g e l s c h m i e d e s Martin E g g e r z u r Nägellieferung
beim Pfarrkirchenbau.
(Foto: Egger)

*U3)|3lq3Sl|3DU 3 » j q " U 9 6 0 Z J 3 A J s 6 u p | d u j g

S|p-)

>pnjqsuu| 0209 *uiDjsods6D|J3yv
>pnjqsuu| j j o s ß u n u i a q D S j g

q q d

Jahren 1717 bis 1724 insgesamt 61.000 Bodennägel,
30.000 Brettnägel, 13.000 Schloßnägel, 11.000 Zweiffler, 55.000 Scharrnägel und 6.000 verschiedene Nägel
für die Dachdeckerarbeit. Sparsam, wie man damals
noch war, mußte der Meister auch noch die von der
abgerissenen alten Pfarrkirche stammenden Nägel
zuspitzen, was eine lästige und noch dazu wenig gewinnbringende Arbeit war. Alle Rechnungen des St.
Nikolauser Handwerksmeisters hielten der Überprüfung durch den Vizezahlmeister beim Pfarrkirchenbau, Claudi Delevo, stand und wurden auf den Kreuzer genau ausbezahlt; eine korrekte Rechnungslegung also, die aber nicht überall selbstverständlich
war, denn Delevo mußte zum Beispiel bei den Tischlern und Schlossern des öfteren Abstriche auf ihren
Rechnungen machen.
Die zu liefernden großen Mengen überstiegen bald
die finanziellen Möglichkeiten des mit nur wenigen
Handwerkern arbeitenden Betriebes. So mußte Meister Egger am 15. Juli 1719 beim Rat der Stadt Innsbruck um einen Kredit ansuchen, der ihm daraufhin
vom Amtsbürgermeister Stephan Dorn in der Höhe
von 30 bis 40 Gulden versprochen wurde.
Nach Fertigstellung des Pfarrkirchenbaues errichtete
man hinter der Kirche noch den sogenannten „Quateroberbau" (Garderobenbau), wozu Meister Egger
neuerdings über 100.000 Nägel lieferte. Wenn auch etliche Rechnungen aus dem Jahre 1720 fehlen, so kann
doch gesagt werden, daß die Masse der für den Pfarrkirchenneubau benötigten Nägel aus der St. Nikolauser Nagelschmiede des Martin Egger kamen. Neben ihm scheinen als Nagellieferanten in ganz geringem Umfang nur noch der Nagelschmied Johann
Paumgartner, die Witwe Claudia Orthner und ein
gewisser Franz Xaver Obersperger auf. Letzterer dürfte
wohl ein Spezereihändler gewesen sein, weil er neben
„Nögl zum Hochaltar, verzinnte Nögl zu die Altargit"er
anzuschlagen" auch „Ohl zu denen Rädlen zu
schmirben" verrechnete.
Die Leistungen der am Pfarrkirchenneubau tätigen
vielen Meister und Handwerker gehen selbstredend
im Schatten der großen Künstler unter, die den Bau
planten und für dessen Ausführung verantwortlich
zeichneten. Sinn und Zweck dieser Zeilen ist es aber,
einmal auch des Fleißes und Eifers jener zahllosen
Handwerker zu gedenken, die mit ihrer gediegenen
Arbeit zum Gelingen des Pfarrkirchenneubaues so
viel beigetragen haben.