Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.4

- S.2

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Amtsblatt Nr. 4

Der schulärztliche Dienst in öen
Volts- uns Hauptschulen im Schuljahre
Von p h u s i t a t s r a t D r . H a n s s t e i ö l
Seit der Einführung des schulärztlichen Menstes in Kräfte- und Ernährungszustandes der Kinder in allen
den städtischen Schulen, in den Volksschulen im Jahre städtischen Schulen die Verabreichung von Milch: an
1907 und in den Bürger (Haupt-) schulen im Jahre 1912, schlechtgenährte und unbemittelte Kinder sind von der
hat der Aufgabenkreis in der schulärztlichen Tätigkeit Stadtgemeinde Milchportionen kostenlos abgegeben wor
eine beträchtliche Erweiterung und Vertiefung erfahren. den. I n den Beginn des Schuljahres 1923/24 fällt di?
Der Ausbau dieses wichtigen Fürsorgezweiges für die Einführung der Kropfvrovhylaxe und Therapie durch
heranwachsende Jugend ist vielfach durch die Ergebnisse Vollsalz und Iodostarin-Tablettengaben, die bis Ende
der medizinischen Forschung gefördert worden; mancher- des Schuljahres 1926/27 fortgesetzt wurden. Eine belei Neuschaffungen in der allgemeinen Fürsorge zum sonders bedeutungsvolle Tat in der schulärztlichen Fürgesundheitlichen Wohle der Jugend verdanken solchen sorge ist durch die Errichtung der Schulzahnklinik im
neuen Erkenntnissen ihre Entstehung. Es sei u. a. der Rahmen der Universitätsklinik gesetzt worden. Der BeAusbau der Erholungsfürsorge, die Verhütungsmaß- trieb der Schulzahnklinik wurde am 1. März 1927 aufnahmen von Rachitis, die Tuberkulosenbekämpfung, die genommen. Seit 1926 erfolgt die Mitwirkung bei der
Kropfprophylaxe, das Svezialturnen bei krankhaften Berufsberatung.
Knochen- und Haltungsveränderungen, die Fortschritte
I n zahlreichen Anträgen, Abhandlungen und Berichder Hygiene in den Schulgebäuden und ihrer Einrich- ten ist das ersprießliche Wirken des hochverdienten
tungen erwähnt. I n den Anfängen des Schulargtwesens Schularztes Dr. Viktor Tschamler niedergelegt. I m
war dem Schularzt nur die sanitäre Ueberwachung der Geiste seines Wirkens wird die schulärztliche Tätigkeit
Schulgebäude übertragen, bis dann im Jahre 1897 das weitergeführt.
Wiesbadener System sich durchsetzte, der Schularzt zum
Schülerarzt wurde und sodann seine Hauptaufgabe die
gesundheitliche Ueberwachung der Schüler bildete. DieVon 4614 Kindern (2519 Knaben und 2095 Mädchen,
ses System ist bis heute in seinen wesentlichen Zügen ohne Hilfsfchüler), die die städtischen Volks- und Hauptgrundlegend geblieben.
schulen besuchten, kamen im Berichtsjahre 4301 Kinder
zur
schulärztlichen Untersuchung. Die übrigen Kinder
Der Auf- und Ausbau der schulärztlichen Tätigkeit in
fehlten
zum Zeitpunkte der Untersuchung aus irgend
unseren städtischen Schulen ist vorwiegend das Werk
des im Oktober 1934 in den Ruhestand getretenen welchen Gründen. Die Befunde an den HilfsschulkinObermedizinalrates Dr. Viktor T s c h ä m l e r , Stadt- dern, die ebenfalls alle einer eingehenden Untersuchung
physikus i. R. Sein verdienstvolles Wirken wurde schon unterzogen wurden, sind wegen der Eigenart der Sonseinerzeit im Amtsblatte hervorgehoben und gewürdigt. derklassen in die statistische Bearbeitung nicht aufgeSeine Anregungen und Anträge fanden bei der Stadt- nommen worden. Die Schülerzahl hat seit Jahren, wie
gemeinde immer wieder Anklang und so ist es ihm ge- schon von anderer Stelle ausgeführt wurde, eine stänlungen, den schulärztlichen Dienst auf eine von maß- dige Abnahme erfahren. Zieht man etwa die Schülergebenden Stellen anerkannte Höhe zu bringen und ihn zahl vor zehn Jahren, alfo die vom Schuljahre 1925/26
für die Gesundheit der heranwachsenden Jugend wirk- zum Vergleich heran, welche nach Abzug der Hilfsschülich nutzbringend zu gestalten. Einige besondere Daten ler 5139 Kinder betrug, so läßt sich ein Rückgang von
in der Entwicklung mögen hervorgehoben sein. Mit 525 Schulkindern in den letzten zehn Jahren feststellen.
dem Schuljahre 1923/24 wurde am städtischen Real- Dies bedeutet eine Abnahme von gut 11 Prozent oder
gymnasium die schulärztliche Tätigkeit aufgenommen, entspricht nahezu der Auflassung jener städtischen Schule,
feit 1927/28 werden die Kindergärten ärztlich versorgt. welche die größte Schülerzahl aufweist. Diese AbAm 13. Oktober 1924 wurde nach ausführlicher Be- nahme würde noch deutlicher hervortreten, wenn man
gründung der gesundheitlichen Vorteile und nach einer die noch vor zehn Jahren bestandenen Kriegseinflüsse
vorausgegangenen Elternabstimmung der 9-Uhr-Schul- auf die Geburtenzahl und die inzwischen eingetretene
beginn für die ersten Klassen der Volksschulen einge- vermehrte Zuwanderung von sprengelfremden Kindern
führt und seither beibehalten. Mit der Einrichtung der (im Berichtsjahre 235) in Rechnung zieht. Diese weniTurnberatung zur Ergielung der Verbesserung des gen Vergleichszahlen lassen wiederum eine seit zehn
Volksschul-Normalturnens im Sinne eines modern Jahren eingetretene Auswirkung des Geburtenrückausgestalteten Kinderturnens, mit der Einführung des ganges, worüber schon im Amtsblatte unter anderen
Haltungsturnens für Rückenschwächlinge und des ortho- Gesichtspunkten berichtet ist, in unserer Heimatstadt erpädischen Turnens für Kinder mit Wirbelfäuleverkrüm- kennen.
mung im Schuljahre 1924/25 (Beschluß des StadtschulDie Anfangsuntersuchungen erstreckten sich auf Kinrates vom 12. Mai 1924) wurde zur körperlichen Er- der der ersten Klassen,- dabei waren einzelne Schüler
tüchtigung der Schuljugend beigetragen. Durch den infolge zurückgebliebener körperlicher oder geistiger
Ausbau der Schulbrausebäder seit dem Jahre 1923, aber Entwicklung als noch nicht schulreif beurteilt im Einauch durch hygienische Belehrungen wurde in besonderer verständnis mit den Eltern zur Zurückstellung zu beanWeise auf die Reinlichkeitserziehung Einfluß genom- tragen, während einzelne vorschulpflichtige Kinder bei
men. Seit September 1928 erfolgte zur Hebung des körperlicher und geistiger Reife als schulreif angesehen