Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1975

/ Nr.3

- S.2

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Da die Stadt selbst keine Ausbaumöglichkeiten zur Erzeugung von
elektrischer Energie mehr habe, liege der Schwerpunkt eindeutig auf
den Umspannwerken und Verteilungsanlagen. Das zentrale Vorhaben sei hier das Umspannwerk
Thaur, dessen Fertigstellung für den
Herbst kommenden Jahres vorgesehen sei. Damit werde nicht nur
die Stromversorgung des neuen
Stadtteiles Reichenau in idealer
Weise gesichert, sondern es werde
auf viele Jahre hinaus für den gesamten Stadtbereich eine sehr beträchtliche Reserve für jenen Energieträger geschaffen, der auf lange
Sicht dominierend sein werde.

Anschließend ging Stadtrat Seykora
auf die Gas- und Wasserversorgung
ein. Auf dem Sektor der Gasversorgung habe man mit dem erfolgreich abgeschlossenen Bau des
neuen Gaswerkes, der größten Anlage dieser Art in Österreich, sowohl in der Versorgung als auch im
Umweltschutz bedeutende Leistungen erreicht. Weitere Initiativen zu
diesem Komplex lägen nun beim
Bund und beim Land, einerseits in
einer klaren Stellungnahme zur vereinbarten Leistungsabnahme und
andererseits zur kraftvollen Realisierung des Erdgasanschlusses von
Tirol.

Die Versorgung mit G as, Strom und Wasser
In der Versorgung mit Wasser nehme Innsbruck sowohl qualitativ als
auch quantitativ nach wie vor eine
einsame Spitzenstellung unter allen
vergleichbaren Städten Mitteleuropas und vielleicht auch eines viel
größeren Territoriums ein. Mit dem
Bau der Arzler Behälter, von denen
jeder einzelne das Hundertfache an
Speichervermögen besitze als der
derzeitige, und der Zuleitung mit
dem Mühlauer Stollen habe man
nicht nur eine Anlage begonnen,
die auch den großzügigsten Maßstäben gerecht werde, sondern die
auch die Wasserversorgung des gesamten Bere:ches Innsbruck-Ost bis
nach Rum auf Jahrzehnte hinaus sicherstellen werde. Der Schwerpunkt
liege in der termingerechten Fertigstellung im Jahr 1975.
„Wir standen also", so fuhr Stadtrat
Dr. Seykora in seinen Ausführungen
fort, „bei der Anlage des Wirtschaftsplanes wiederum vor der
Entscheidung, ob wir den Weg einer
zurückhaltenden Versorgungs- und
Investitionspolitik unter dem klaren
Risiko einer Versorgungslücke, zumindest eines bedeutenden Risikos
bei Spitzenabgaben, oder den Weg
der kraftvollen, termingerechten raschen Vollendung begonnener Vorhaben gehen sollten. Unsere Entscheidung fiel zugunsten einer klaren Fortsetzung des eingeschlagenen Weges, weil wir der Auffassung sind, daß die Priorität bei der
Versorgung liegt und die Bevölkerung die finanzielle Belastung eher
lösbar und erträglicher ansehen
würde als eine Versorgungslücke
mit allen ihren fatalen Auswirkungen. Die Schwierigkeit der Entscheidung lag also nicht etwa in
einem unausgereiften Versorgungskonzept oder einer nicht eindeuti2

gen technischen Planung, sie lag
vielmehr in der angespannten finanziellen Lage der Stadtwerke
und ihrer Unternehmungen."
Bezüglich der finanziellen Situation
sagte Stadtrat Dr. Seykora, daß die
Stadtwerke für die letzten Jahre
steigende Verluste ausweisen und
der Verlustvortrag bereits Dreiviertel des Stammkapitals aufgezehrt
hätte. Die Entwicklung der Erträge
sei unbefriedigend gewesen, da die
Einnahmen in ihren Tarifen überwiegend der behördlichen Genehmigung unterlägen. Diese behördliche Genehmigung aber werde, wie
beim Strompreis, teils überhaupt
nicht, teils stark verspätet, aber zumeist nur in einem Bruchteil des
ökonomisch erforderlichen Preises
ausgesprochen, obwohl dieser Preis
nach einem Schema kalkuliert werde, das von der Behörde selbst entworfen worden sei. „Die Behörde
betreibt also mit der Niedrighaltung
des Strompreises à la iongue eine
ruinöse Praxis, die letztenendes
vom Bürger bezahlt werden muß,
weil sich Investitionen nur aufschieben, aber nicht aufheben lassen,
und weil schließlich auch alle Stadtwerke in ihrem Verlustvortrag eine
klare Grenze haben.
Zum anderen steigt infolge der hohen Anforderung von der Versorgungsseite her der Bedarf nach Investitionen sprunghaft. Diese Investitionen können nicht mit Eigenkapital finanziert werden. Es muß
dazu Fremdkapital herangezogen
werden, das sich jedoch in letzter
Zeit sehr verknappt und verteuert
hat. Letztlich wächst der Aufwand
bedeutend höher als der Ertrag,
wobei die Personalkosten und der
Versorgungsaufwand
eine
sehr
bedeutende Rolle spielen".

Zur Bewältigung der Verlustvorträge und zur Annäherung an eine zumindest ausgeglichene Gebarung
bei Durchführung der notwendigen
Investitionen seien nicht nur einschneidende Schritte und drastische
Kürzungen, sondern auch in der
Tarifpolitik eine ganz neue Einstellung zu kostendeckenden Preisen notwendig. Letztenendes seien
in jedem Unternehmen die Erlöse
für die finanzielle Gestion bestimmend und die Voraussetzung für die
Erlöse — die Tarife und Gebühren
— müßten eben weitgehend der
Kostendeckung angenähert werden.
Davon aber sei man beim Elektrizitätswerk erheblich, beim Gaswerk
weit entfernt. Beim Wasserwerk nähere man sich der Kostendeckung,
wobei allerdings gesagt werden
müsse, daß in diese Kostendeckung
auch alle Elemente der Rücklagen
und der Verzinsung des Kapitals mit
eingeschlossen sein müßten. „Ich
habe", so Stadtrat Seykora, „schon
vor einigen Jahren einmal das Kapital der Gewinne der kommunalen Unternehmungen angeschnitten. Ich habe damals die Schlußfolgerung gezogen, daß kommunale
Unternehmungen vertretbare Gewinne erzielen müssen, weil man
nur über die Gewinne die InvesliiiOnen finanzieren kann. Abgewandelt
heißt das: Gewinne von heute in
den kommunalen Unternehmungers
sind die Investitionen von morgen
und die Investitionen von morgen
sind die Sicherheit der Versorgung
von übermorgen. Wir müssen also
schon in diesem Budget den Wen
einer klaren Tarifpolitik gehen. Die
heutigen Vorschläge sind hiebei sicher nur eine Etappe dieses Weges.
Und ich glaube, wir haben die Verpflichtung, dem Bürger zu sagen,
daß wir weitere Vorschläge machen
müssen, und zwar laufende, um ihm
jene Leistungen zu bieten, die er
von uns verlangt. Wir sind übrigens
in dieser Situation nicht allein, auch
alle übrigen Stadtwerke, inklusive
jene der Bundeshauptstadt, mußten
in den letzten Wochen mit kräftigen
Erhöhungen an ihre Mitbürger herantreten."

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