Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.2

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1937_Amtsblatt_02
Ausgaben dieses Jahres – 1937
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
-Amtsblatt Nr. 2
e) der Abschluß der Vaufeueroersicherung für alle Häuser bei
einer leistungsfähigen Versicherungsanstalt,6) die Verpflichtung, die Bauarbeiten in möglichst großem Umfange mit dem freiwilligen Arbeitsdienst auszuführen;
e) die Verpflichtung der Stadtgemeinde Innsbruck als Siedlungsträger, bei Durchführung des Bauvorhabens die Lieferungen
und Leistungen in möglichst weitgehendem Maße an S t e u e r s c h u l d n e r des Bundes zu vergeben, die bereit waren, ganz
oder zum Teil auf Rechnung ihrer Steuerrückstände Baustoffe
zu liefern oder Arbeiten zu leisten. Hiebe: kamen nur solche
rückständige Bundessteuern aller Art in Betracht, die bis
längstens 30. April 1932 zu entrichten waren. Die durch Heranziehung solcher Steuerrückstände erzielte Ersparnis an Bargeld mußte mindestens 8 1000.— für jede Siedlerstelle betragen. Von dem zu verzinsenden und zu tilgenden Fondsdarlehen
würde dem Siedlungsträger daher nur ein Betrag von höchstens 8 3500.— (statt 8 4500.—) in barem ausbezahlt werden.

Besonders diese, letzte Bedingung wurde von der Stadtgemeinde Innsbruck energisch bekämpft; es wurde jedoch
zunächst bloß erreicht, datz die je Siedlerstelle durch Lieferungen oder Leistungen von Bundessteuerschuldnern ohne
Barzahlung zu tilgende Bundessteuerschuld 8 500.— (statt
8 1000.—) für jede Siedlerstelle betragen müsse! Dies wurde
vom VWSA. mit Schreiben, I I . 82.335/1934. vom 18. September 1934 der Stadtgemeinde zugestanden.
Auch die Einhaltung dieser nun eingeschränkten Bedingung
verursachte sehr große Schwierigkeiten während der Bauarbeiten. Um die notwendige Summe von 8 28.000.— zu
erhalten, mutzten auch Aufträge für Arbeiten vergeben werden, welche fönst nicht ausgeführt worden wären! Die Höhe
der Aufträge an Steuerschuldner mutzte rund 8 100.000.—
betragen, damit 28 Prozent hievon nicht in Bar ausbezahlt
werden mutzten. Was schon anfangs vorauszusehen war,
trat ein: Hatte ein Lieferant von Bauwaren oder ein Bauunternehmer den Auftrag vertragsmäßig übernommen, so
stellte sich sehr rasch heraus, daß er diesen ohne Bezahlung
des ge amten Auftrages nicht zu Ende führen konnte. Denn
die Er üllung eines Auftrages durch Unternehmer erfordert
eben stets Bargeld oder ein schuldenfreies Bauwarenlager,besäße er Bargeld, so hätte er ja seine alten Steuerpflichten
sowieso erfüllen müssen.
Erst nach dem Anwachsen der Schwierigkeiten und nachdem der Stadtgemeinde Innsbruck als Bauherr schon sehr
große Schäden erwuchsen, wurde diese Bedingung am
30. April 1935 mit Schreiben, Zl. 39.248/1935, fallen gelassen.
Die Lieferanten und Unternehmer, welche der Bedingung
entsprachen, waren jedoch schon beauftragt und es erweckte
den Eindruck, daß gerade der säumige Steuerzahler gegenüber dem pünktlichen Steuerzahler begünstigt sei.
3. Siedlerwerbung.
Der Wunsch nach Eigenheimen war während der Bauausführung der „Dollfutz"- und der „Sieglanger"-Siedlung in
Wittenberg-Innsbruck in der Bevölkerung stark gestiegen
und es machte keinerlei Schwierigkeiten, die notwendige
Anzahl von Siedlern zu erhalten. Wohl aber bereitete die
Auswahl unter den vielen Bewerbern viel Mühe.
An die einzelnen Bewerber wurden folgende Anforderungen gestellt:
a) Österreichische Staatsbürgerschaft:
b) Vorhandensein einer Familie mit mindestens einem im gemeinsamen Haushalt lebenden, ehelichen Kinde:
e) gesamtes verfügbares Monatseinkommen höchstens 8 270.—:
6) Besitz der notwendigen, verlangten Eigenmittel in der Höhe
von mindestens 8 500.— je Siedler:
e) eigene Mitarbeit des Siedlers bei der Herstellung der Häuser,
Rohrgräben für die Wasserleitungen und Entwässerungen
und bei den Siedlerstraßen während der ganzen Baudauer, bzw.
Vergütung für einen vom Stadtbauamte Innsbruck selbst bestellten Vertreter bei solchen Siedlern, welche selbst nicht mitarbeiten konnten:
t) das Vorliegen der Genehmigung des VWSA. für die dem Bundesministerium bekanntgegebenen Bewerber.

Hiezu kamen noch, teils schon während der Bauarbeiten:
ß) die verschiedenen Genehmigungen weiterer Ansuchen der
Stadtgemeinde um die Gewährung von Iusatzdarlehen aus dem
BWSF. in der Höhe von 8 500.— je Siedlerftelle für 19 Sied-

ler mit je mindestens 4 Kindern im gemeinsamen Haushalte
zwecks Ausbau der Dachgeschosse. Auch diese Vundesdarlehen
wurden grundbücherlich eingetragen.
4. Freiwilliger Arbeitsdienst.
l I m Folgenden kurz mit FAD. bezeichnet.)
a) A l l g e m e i n e s .

Das VWSA. stellte, wie aus Punkt 2. Absatz ä, hervorgeht,
die Forderung nach Durchführung der Bauarbeiten in möglichst großem Umfange mit dem FAD. Hiedurch wurde nutzer
der Darlehensgewährung, die an den Boden gebunden ist,
eine weitere finanzielle Beteiligung des Bundes erreicht,
wobei die in Form der täglichen Bauschvergütungen an den
Träger des Dienstes ausbezahlten Geldbeträge n i c h t rückerstattet werden, da eben der FAD. eine staatliche Einrichtung ist, die der Allgemeinheit nutzbar gemacht wird.
Von der Stadtgemeinde Innsbruck wurde der FAD. in
der Form eines „offenen Lagers" verwendet, womit bei den
Bauarbeiten für die 20 Siedlerhäuser der Stadtrandsiedlung „Sieglanger" sehr gute Ergebnisse erzielt wurden. Auch
die gesamten Bauaufseher, Kanzleihilfskräfte, Bauwächter
usw. waren Arbeitsdienstwillige.
Diese Form des FAD. bedingt, datz die Stadtgemeinde in
rechtlicher Hinsicht der sogenannte „Träger der Arbeit"
wurde.
d) H o c h b a u a r b e i t e n .
Die Stadtgemeinde stellte am 13. August 1934, zunächst für
die Errichtung von 50 Siedlerstellen, das Ansuchen um Zulassung des FAD. an das Landesarbeitsamt für Tirol in
Innsbruck, wozu die Genehmigung mit Schreiben Sch. 175/2
vom 10. September 1934 für 21.000 Schichten erteilt wurde.
Werk-, Sonn-, Feier- und Regentage zählen als anrechenbare Schichten. Am 15. Oktober 1934 wurde mit den Bauarbeiten begonnen.
Am 7. Jänner 1935 wurde um Vermehrung der bewilligten Schichtenzahl angesucht, da tatsächlich 56 Siedlungshäuser
errichtet wurden. Die Genehmigung wurde vom Landesarbeitsamte mit Schreiben Sch. 8/13 vom 6. April 1935 erteilt, jedoch die Schichtengahl unverändert mit 21.000 auch
für 56 Häuser angenommen. Erst mit Schreiben Sch. 8/13
vom 6. April 1935 wurde die angefuchte Vermehrung um
2520 Schichten bewilligt.
Da die Ziegelrohbauten bis 9. Jänner 1935 beendet waren,
konnten die Holzarbeiten am Bau den ganzen Winter über
fortgeführt werden. Dies hatte wohl eine Verminderung der
Arbeitsleistung und damit eine Erhöhung der Lohnkosten
zur Folge. Erreicht wurde jedoch die dauernde Beschäftigung
von i. M. 81 Arbeitslosen über den ganzen Winter, was den
Mehraufwand an Lohnkosten rechtfertigt. Die Tischlerarbeiten in verschiedenen Werkstätten konnten naturgemätz leicht
den Winter über ausgeführt werden. Die Winterarbeit sowie
die Vermehrung der ursprünglich vorgesehenen Vauleistungen durch den vollständigen Ausbau von 25 Dachgeschossen,
den teilweisen Ausbau von 17 Dachgeschossen und die Erstellung von 2000 Meter Staketenzäunen machte die Erhöhung
der Schichtgahl um insgesamt weitere 11.000 Schichten nötig,
welche mit Schreiben Sch. 8/31 vom 15. Mai 1935 und Sch.
8/35 vom 29. Juli 1935 vom Landesarbeitsamte bewilligt
wurde.
Am 25. September 1935 wurden die gesamten Bauarbeiten
mit FAD. an der „Neustädter"-Siedlung I beendet.
e) T r i n k w a s s e r - u n d E n t w ä s s e r u n g s l e i t u n gen.
Die Stadtgemeinde Innsbruck wurde durch den Baubescheid der Gemeinde Hotting Zl. 2319/1 vom 27. November
1934 verpflichtet, die gesamten Rohrstränge für die Trinkwasserleitungen samt allen Armaturen usw. auf eigene Kosten zu liefern und zu verlegen.
Für die gesamten Erdarbeiten zur Herstellung der Rohrgräben wurde die Verwendung des FAD. angestrebt. Der
Antrag um Zulassung des FAD. wurde am 7. Jänner 1935
an das Landesarbeitsamt gestellt, wozu die Genehmigung
mit Schreiben Sch. 8/13 vom 11. April 1935 für 1300 Schichten erteilt wurde. Der hohe Stand des Grundwasserstromes