Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1972

/ Nr.9

- S.4

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meister Dr. Lugger und sein Stadtrat hätten sehr viel für die urbanistische Entwicklung Innsbrucks getan.
Wir als Ausländer, so fuhr Minister
Cravatte fort, würdigen Dr. Lugger
aber vor allem als Europäer, als
Europäer der ersten Stunde, in der
viele noch abseits standen und
nicht an den Erfolg eines vereinten
Europas dachten. Lugger sei einer
der Gründer des Rates der Gemeinden Europas, vormaliger Präsident der Europäischen Kommunalkonferenz und derzeit ihr erster
Vizepräsident. Er habe es zustande
gebracht, im Rahmen der europäischen Arbeit 17 Staaten zu Ansehen und Einvernehmen zu führen.
Im kommunalen Bereich sei kein
Politiker imstande, so viele Leistungen für das Werk der europäischen
Einigung aufzuweisen wie Bürgermeister Dr. Lugger und im Rat der
Gemeinden Europas könne man
sich die Arbeit ohne Dr. Lugger
gar nicht mehr vorstellen. Er habe
die Organisation schon in ihren
ersten Jahren geprägt und heute
sei die europäische Arbeit aus unseren Rathäusern nicht mehr wegzudenken, sie sei das prinzipielle
Fundament, von dem wir leben und
dem wir in unserer Arbeit verpflichtet sind. Im Namen der Spitzengremien des Rates der Gemeinden Eropas dürfe er feststellen,
daß alle, die in diesen Gremien
Verantwortung tragen, Dr. Lugger
bewundern, der seit 21 Jahren so
fest in ihren Reihen stehe und mit
ihnen zusammenarbeite. Bereits
vor 12 Jahren sei Dr. Lugger an die
Spitze des Rates der Gemeinden
Europas gestellt worden und er,
Minister Cravatte, könne im Namen
der eingeschworenen
Mitglieder
und für das Präsidentenpaar feststellen, daß es niemals bewußte
Gegensätzlichkeiten, niemals eine
Uneinigkeit gegeben habe, und es
sei sein aufrichtiger Wunsch, daß
diese Zusammenarbeit mit Dr. Lugger, der sich ruhig in seiner Art,
sicher in der europäischen Arbeit
und wachsam in der Diskussion erwiesen habe, noch lange bestehen
bleibe gemäß den Idealen der
europäischen Gemeinschaft, welche die Menschen in Europa zusammenführe und ohne die es weder Freiheit noch Menschenwürde
noch Fortschritt geben könne.
Abschließend sprach Minister Cravatte
auch
die
besonderen
Wünsche des Vorstandes des Rates der Gemeinden Luxemburgs, in
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dem Dr. Lugger als europäischer
Kommunalpolitiker
bestens
bekannt sei, aus und überreichte unter Hinweis auf die gemeinsame
geschichtliche Vergangenheit ein
Goldstück, das anläßlich des 1000jährigen Bestandes des Landes
Luxemburg geprägt wurde.
Die Vorredner hätten von ihm ein
Bild gezeichnet, so sagte Dr. Lugger in seinen Dankesworten für die
ihm
ausgesprochenen
Glückwünsche, für das sie die künstlerische Freiheit in Anspruch genommen hätten, und man müsse wohl
einiges von dem wegnehmen, was
vielleicht
zu dick
aufgetragen
wurde. Auch im Alter, das ihm der
Herrgott mit Erreichung des 60. Lebensjahres geschenkt habe, dürfe
man noch mit Intensität den gesteckten Zielen nacheifern. Man
werde sich vielleicht nicht mehr
viel ändern, immer aber könne man
sich noch bessern und er werde im
besonderen bemüht sein, Ratschläge anzunehmen und das Gemeinsame zu suchen. In seinem
Dank für das sinnvolle Geschenk
des Gemeinderates flocht Bürgermeister, in Replik auf die Worte
des Vizebürgermeisters Dir. Obenfeldner, die Bemerkung ein, er
werde sicher bemüht sein, die
Böcke nicht in Innsbruck, sondern
auswärts zu schießen.
Die Anwesenheit von hohen Vertretern der weltlichen und kirchlichen Behörden, so sagte der Bürgermeister, von der Wissenschaft
und von der Realität der Praxis,
von den
Kammerorganisationen
und den ständischen Vertretungen,
den Behörden und den Kollegen
des Gemeinderates, der Beamtenschaft und aller, die im Rathaus
mit ihm zusammenarbeiten, des
Altbürgermeisters und Alt-Vizebürgermeisters sei für ihn eine große
Auszeichnung. In unserer demo-

kratischen Ordnung könne jeder,
was er im Leben an Erfahrungen
gesammelt und an Überzeugungen
gewonnen habe, in freiem Denken
auch weiterverfolgen, und daraus
ergeben sich vielfältige Impulse,
auch innerhalb der Parteien und
für die Zusammenarbeit der Parteien untereinander. Im Ausgleich
aber liege doch jeweils das, was
für die gesamte Bevölkerung am
besten sei.
Er sei dankbar und stolz darauf,
so setzte der Bürgermeister fort,
daß der Präsident des Rates der
Gemeinden Europas, Minister Cravatte, heute hier weile. Was er jedoch von der europäischen Arbeit
als seinen, Luggers, Anteil erwähnt
habe, sei entschieden zu viel, und
er müsse die Anerkennung mit
einem vielprozentigen Aufschlag
wieder an Minister Cravatte zurückgeben. Es sei für ihn immer
eine schöne Aufgabe gewesen, mit
Bürgermeistern
verschiedenster
Länder und verschiedenster politischer Anschauungen zusammenzuarbeiten. Auf regionaler wie auch
auf nationaler Ebene werde diese
Arbeit heute sichtbar. Präsident
Cravatte komme ein ganz besonderer Anteil daran zu, daß Innsbruck Europastadt wurde, er sei
seit vielen Jahren mit unserer Stadt
verbunden, und die Stadt habe es
immer als Ehre empfunden, wenn
Minister Cravatte in seinen europäischen Funktionen in Innsbruck
weilte.
Mit einem nochmaligen Dank an
alle Spitzen der Behörden des Landes, der Kammern und der Gewerkschaft verband Bürgermeister
Dr. Lugger die Hoffnung, daß man
sich immer wieder in der Zusammenarbeit finden möge und daß
letzten Endes das „Innsbrucker
Klima" auch auf das übrige Österreich übergreifen möge.

Stadt mit europäischer Berufung
Worte

des

französischen

Generalkonsuls aus Anlaß des Nationalfeiertages

Der französische
Generalkonsul in
Innsbruck, Madame Elisabeth de Miribel, gab am 14. Juli in den Räumen
des Generalkonsulates aus Anlaß des
französischen Nationalfeiertages einen
Empfang, zu dem die Spitzen des Landes und der Stadt, der Behörden, des
kirchlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens sowie viele Freunde des
Generalkonsulates erschienen waren.
In einer sehr gehaltvollen Rede wies
Madame de Miribel darauf hin, daß der

14. Juli diesmal in einem Jahr zu liegen scheine, das im Zeichen der Vollendung der europäischen Gemeinschaft steht, an der so viele Menschen
unserer Generation gearbeitet haben.
„Die Grenzen", so habe kürzlich in
Straßbourg ein Delegierter des Europarates gesagt, „die gestern noch
Wundnarben der Geschichte waren,
müssen morgen Verschmelzungsband
zwischen den verschiedenen Völkern
werden!" In einer Zeit, wo die Wissen-