Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1972

/ Nr.9

- S.3

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Gesamter Text dieser Seite:
und haben in den Bürgern unserer
Stadt die Wertschätzung für unseren Herrn Bürgermeister grundgelegt.
So darf ich mich, sehr geehrter
Herr Bürgermeister, in dieser festlichen Stunde im Namen unserer
Stadt zum Sprecher dieser Wertschätzung machen. Ich darf unserer Freude Ausdruck geben, daß
Sie in einer solchen Rüstigkeit Ihr
60. Lebensjahr vollenden konnten
und spreche den Wunsch aus, daß
Sie noch viele Jahre in Gesundheit
und Schaffenskraft wirken mögen
zum Wohl dieser Stadt und ihrer
Bevölkerung. Sie hat Ihnen viel zu
danken und sie setzt auch für die
Zukunft noch große Erwartungen
in ihren Bürgermeister Dr. Lugger."
Zum sichtbaren Ausdruck dieses
Dankes und dieser Erwartungen
überreichte der Vizebürgermeister
Dr. Lugger dann als Geschenk der
Stadt Innsbruck eine sogenannte
„Herrenbüchse", die den Jubilar
immer an diesen Festtag erinnern
möge, ihm aber auch in Zukunft
in seiner kargen Freizeit noch bessere Möglichkeiten „zur Übung im
Anvisieren all seiner Ziele" bieten
möge. Mit der Überreichung eines
Blumenstraußes an die Gattin des
Bürgermeisters brachte der Vizebürgermeister im Namen der Stadt
den Dank für ihr stets gezeigtes
Verständnis und für ihre stille Mithilfe zum Ausdruck.
Als Vizebürgermeister richtete anschließend auch Direktor Obenfeldner eine Glückwunschadresse an
Bürgermeister Dr. Lugger. Als Repräsentanten einer anderen politischen Fraktion, so sagte er, sei es
für ihn nicht so einfach, aus diesem
Anlaß zu sprechen, denn seine Ausführungen könnten leicht einer kritischeren Beurteilung unterzogen
werden. Er wolle nicht im einzelnen
Leistungen des Jubilars aufzählen.
Das Schicksal habe ihn und den
Jubilar auf einer gemeinsamen
Straße politischer
Verantwortung
zusammengeführt, sie seien seit
vielen Jahren Weg- und Reisegefährten und in dieser Verbundenheit wolle er Bürgermeister Dr.
Lugger alles Gute wünschen, vor
allem auch für seine Gesundheit,
damit es ihm möglich sei, die vielen verantwortungsvollen
Aufgaben weiterhin wahrzunehmen. Er
dürfe mit Freude vermerken, so
sagte der Vizebürgermeister, daß
es möglich sei, die seit Jahren bestehende Verbundenheit hier zu er-

wähnen, ohne dabei mißverstanden zu werden. Bei aller Verschiedenheit der politischen Auffassungen und unter Achtung dieser Verschiedenheit sei es in der Gemeinde immer zur Zusammenarbeit
gekommen und es liege ihm sehr
daran, an diesem Tag ganz aufrichtig und herzlich hiefür zu danken.
Die politischen Fraktionen, vor allem aber die ganze Bevölkerung
unserer Stadt seien die Nutznießer
dieses Einvernehmens in der Gemeindeführung
geworden.
Er
möchte Dr. Lugger als einen Mann
bezeichnen, der in der fortschrittlichen Hülle einer konservativen
Partei immer menschliche Wärme
ausstrahle, von der jeder profitiert,
als einen Mann der Zusammenarbeit in den entscheidenden Situationen, als einen Mann, der auch
einmal nur den Menschen im anderen sieht und alles übrige zurücktreten läßt, was auch Direktor
Obenfeldner selbst schon sehr erfahren habe.
Wer mit Dr. Lugger durch eine
Reihe von Jahren zusammengearbeitet habe, könne oft nur aus
einem Blick erkennen, wie er die
Situation beurteile und in welcher
Richtung sich Lösungen abzuzeichnen beginnen. Manchmal seien
Auseinandersetzungen
leise,
manchmal laut geführt worden,
manche von ihnen seien direkt,
manche indirekt ausgetragen worden. Immer aber sei dies in Fairneß geschehen und diese Fairneß sei es gewesen, welche die
Möglichkeit der Zusammenarbeit
immer hochgehalten und zu dem
geführt habe, was heute in Österreich mit Recht als das „Innsbrukker Klima" gilt.
Er sei des öfteren schon aufgefordert worden, so sagte Vizebürgermeister Obenfeldner weiter, die
Abwesenheit Luggers im Rahmen
seiner Funktionen im Europarat
parteipolitisch
auszunützen.
Er
habe sich dagegen stets verwahrt,
weil er von der Wichtigkeit der
europäischen Arbeit auch für einen
Kommunalpolitiker überzeugt sei
und deshalb diese Arbeit ernst
nehme und hochschätze. So gratuliere er am heutigen Tage dem
Bürgermeister auch herzlich für
seine Erfolge auf
europäischer
Ebene. Darüberhinaus, so sagte
Vizebürgermeister Obenfeldner humorvoll, komme Bürgermeister Dr.
Lugger in seiner europäischen Tätigkeit mit vielen führenden Soziali-

sten zusammen, was er im Namen
seiner
Fraktion
nur
begrüßen
könne. Im übrigen, so fuhr Vizebürgermeister
Obenfeldner fort,
müsse er es bedauern, daß bei Dr.
Lugger der Hang, zu rebellieren
und auszubrechen, etwas zu früh
eingesetzt habe und er somit der
politischen
Überzeugung
seines
Vaters, die ihn in die Reihen der
Sozialisten hätte führen müssen,
nicht gefolgt sei. Was aber das Geschenk des Gemeinderates, die
Herrenbüchse betreffe, so sei er
für die sozialistische Fraktion damit von Herzen einverstanden. Dr.
Lugger möge nur recht viele Böcke
schießen, denn davon lebe die sozialistische Fraktion. An die Frau
des Bürgermeisters gewandt, stellte
Vizebürgermeister
Obenfeldner
fest, er könne ihre Wünsche, den
Bürgermeister mehr in der Familie
zu haben, ebenfalls voll und ganz
unterstützen, denn jedes Weniger
an Einsatz des
Bürgermeisters
bringe für die sozialistische Gemeinderatsfraktion mehr Gelegenheit und Chancen. Im Sinne der
Zusammenarbeit
und der Meinungsbildung innerhalb der Stadtführung, so schloß der Vizebürgermeister seine Ansprache, ersuche
er um weitere Herausforderungen
in der Zukunft. Die Stadt könne
von ihnen nur profitieren.
Als dritter und letzter Redner im
Rahmen der Geburtstagsfeier ergriff der Präsident des Rates der
Gemeinden
Europas,
Minister
Henry Cravatte, das Wort. Es sei
für ihn eine große Ehre und Auszeichnung, als Stadt- und Landesfremder inmitten der Gemeinderäte
und Spitzen der Behörden weilen
zu dürfen. Die Ursache dafür sei
allerdings nicht alltäglich: Wenn
der erste Bürger dieser Stadt sein
60. Lebensjahr vollendet, sei dies
ein Ereignis, das besinnlich und
nachdenklich mache, vor allem
aber auch auf die bedeutende Fülle
der Leistungen verweise, die der
Jubilar vollbracht habe. Bei Dr.
Lugger, der ein dynamischer Mann
sei, würden diese Leistungen jedoch im besonderen zu einem Ausblick in die Zukunft anregen.
Er sei, so sagte Minister Cravatte,
seit Dr. Lugger Bürgermeister von
Innsbruck ist, öfters in diese Stadt
gekommen, und er habe sich die
Stadt sehr gut angesehen, er habe
verfolgt, wie sie sich entwickelt,
wie sie ihr Gesicht verändert habe
und mehr und mehr eine moderne,
attraktive Großstadt wurde. Bürger3