Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1972

/ Nr.6

- S.14

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Innsbruck schützt sich vor der Cholera (1831)
Stadtkundlicher Beitrag von Manfred Woditschka
Der panische Schrecken vor der in ganz Europa im Jahre
1831 wütenden Cholera löste in dem letztlich glücklich
verschont gebliebenen Innsbruck zahlreiche Maßnahmen
aus.
Am 13. August 1831 erließ Friedrich Graf Wilczek, nachdem
sich schon seit über einem Monat in den österreichischen
Landen die Seuche immer mehr und mehr ausbreitete,
ein „Circulare, die Maßregeln gegen die Verbreitung der
asiatischen Cholera betreffend", das nachstehende Hauptpunkte umfaßte: 1. Erhaltung des öffentlichen Gesundheitszustandes in der ganzen Provinz. 2. Die Vorbereitung zu
allen für den Fall des Ausbruchs der Cholera erforderlichen Vorkehrungen. Zu diesem Punkt wurde zum Beispiel angeordnet und verlangt: Die genaue Kenntnis der
Vorschriften der Pestpolizei-Ordnung, die Einteilung von
Stadt und Land in ärztliche Distrikte und Sektionen, die
Beschaffung nötiger Vorräte von Heilmitteln, Einrichtung
von Spitälern für Cholera-Kranke, Vorbereitung der Kontumazgebäude (= Quarantäne), der eigenen Leichenkammern und der abgesonderten Friedhöfe für die an Cholera
Verstorbenen . . . 3. Die Verhinderung des Einbruches der

Der Turm der F r a u e n k i r c h e in Kitzbühel

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(Foto: M . Hye)

Cholera. Um dies zu erreichen, erging unter anderem
wenige Tage später in einer Kundmachung ein Appell zur
Reinlichkeit, wo in § 2 zu lesen ist: In sämtlichen StadtHäusern wird das Halten von Schweinen in Gewölben,
Kammern und Stockwerken, wenn solches noch hie und
da mit Verheimlichung geschehen sollte, „bey Strafe der
unverzüglichen Konfiskation dieser Thiere zum Besten
des Stadtspitals neuerlich untersagt". 4. Die sofortige Entdeckung des Ausbruchs der Krankheit. 5. Die Unterdrükkung der ausgebrochenen Cholera. Dazu erfahren wir:
„Jeder Ort ist in Viertel abzuteilen und in jedem als Aufseher ein Viertelmeister zu bestellen. Dieser hat täglich
zwey Mal jedes Haus, jede Familie seines Bezirkes zu
besuchen, jedes Individuum zu besichtigen und alle Verdächtigen unverweilt durch den Vorsteher des Ortes der
höheren Behörde zur Kenntnis zu bringen . . . Sobald eine
Krankheit innerhalb 24 Stunden mit dem Tode endet, muß
das Haus, in welchem sich der Todfall ereignet, schnell
und möglichst geheim, damit niemand daraus entweiche,
abgesperrt und bewacht werden."
Der Sommer und Frühherbst dieses Jahres vergingen mit
der täglich quälenden Ungewißheit, ob nicht doch die
Seuche in das Land und in Innsbruck einbrechen werde,
von deren Verbreitung in ganz Europa immer wieder Nachrichten in die Stadt kamen. Nicht nur von weltlicher Seite
wurde alles unternommen, um dies zu verhindern, auch
die Kirche rief das Volk auf, von Gott die Abwendung
dieser pestartigen Krankheit zu erbitten. So wurde unter
anderem auch eine große Bittprozession durch die Stadt
am 29. September abgehalten, „welcher alle Authoritäten
und Beamten und eine ungeheure Maße Volks in voller
Andacht beywohnten".
An diese Zeit erinnert auch eine Glocke, die heute noch
an Sonn- und Feiertagen zur höheren Ehre Gottes erklingt. Im wuchtigen viereckigen Turm der kleinen Frauenkirche von Kitzbühel hängt Tirols drittgrößte und klangschönste Glocke (Durchmesser 216 cm, Gewicht 6500 kg).
Die Entstehungsgeschichte dieser Glocke, deren Mantel die
Bilder des hl. Jakobus, des hl. Georgius und anderer Heiliger, eines Kruzifixes, der Madonna und eines Vogels, der
das Stadtwappen von Innsbruck hält, zieren, erzählt uns
die lateinische Widmungsinschrift, deren Übersetzung wie
folgt lautet: In diesem Gotteshaus haben der Rat und das
christliche Volk von Innsbruck der gnadenreichen (Gottesmutter Maria), weil sie die in ihren Schutz einst aufgenommenen Bürger vor der drohenden grauenvollen asiatischen
Seuche, die im vierten Jahrzehnt des verfließenden Jahrhunderts weit und breit über ganz Europa hin Städte und
Länder mit beklagenswertem Unglück traf, durch mächtige
Fürbitte unversehrt bewahrt hat, diese riesige Glocke, die
ihre Großtaten weithin ertönen lassen wird, eingedenk
einer solchen Wohltat mit dem aufgebrachten Geld gießen
lassen. Im Jahre des erlangten Heils 1840.
Josef Georg Miller goß diese Glocke im Jahre 1845, doch
wurde sie vom Propst von St. Jakob wegen eines geringen
Fehlers — ein Ziegelstein war beim Guß in das noch
weiche Metall der Krone gefallen — nicht angenommen.
1847 erwarben die Bürger von Kitzbühel dieses wundervoll
tönende Erz . . .