Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1971

/ Nr.12

- S.14

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Dos P o r t r ä t der M a r i a M ö r z
Ein Beitrag zur Geschichte der Innsbrucker Bürgerinnentracht.
Vom Direktor des Tiroler Volkskunstmuseums, ORR. Dr. Franz Colleselli
In der Oktobernummer des Amtsblattes wurde über
den Ankauf zweier Porträts des Innsbrucker Ehepaares Josef und Maria Mörz berichtet und in diesem
Zusammenhang eines der Bilder, nämlich das des
Mannes, vorgestellt. Diesmal ist es das Porträt der
Ehefrau Maria Mörz, geb. Riederer.
Während ihr Gatte in der Uniform eines Tiroler Landsturmoffiziers dargestellt ist, vermittelt uns das Bild
seiner Frau einen Einblick in die Kleidung der damaligen Innsbrucker Bürgerfrau. Doch ehe näher
darauf eingegangen wird, sollen noch einige Ergänzungen zu den biographischen Nachrichten über die
Familie Mörz Platz finden. Sie sind den Verlassenschaftsakten nach dem Tode von Maria Mörz entnommen: Maria Mörz, Handelsfrau, wohnhaft in Innsbruck, Stangasse Nr. 69 (heute Stiftgasse Nr. 3),
starb am 31. Oktober 1816 an „Mutterkrämpfungen".
Und nun zu unserem Bild. Wie nicht anders zu erwarten, ließ sich Frau Mörz in ihrem Festtagskleid konterfeien. Dazu gehörte auch die Goldhaube wie sie
mit gewissen, für die jeweilige Landschaft charakteristischen Variationen bei der Bürgertracht der Frauen
in Städten und Märkten des deutschen Sprachraumes
übüch war. Nur zu ganz besonderen Anlässen, wie
zum Kirchgang an den höchsten Feiertagen oder bei
Hochzeiten, wurde sie getragen. Für gewöhnliche
Sonn- und Feiertage hatte man eine aus Silberborten
gefertigte Haube.
Zu der festlichen Gold- oder „Zughaube", wie sie im
Nachlaß-Inventar von Maria Mörz bezeichnet wird,
trägt die Frau auf unserem Bild ein grünlich blaues
Kleid, eine Art Leibikittel, bei dem Oberteil und Rock
aneinander genäht sind. Diese Kleidung lebt noch
heute bei der im vorigen Jahrhundert erstarrten Unterländer und Ziüertaler Frauentracht fort. Im Ausschnitt ist als Zierde ein doppelreihiger Rüschenbesatz, wie er ebenfalls-noch heute an Dirndlkleidern
zu sehen ist. Die Brust bedeckt ein breites, reich gefältetes weißes Tuch. Neben einer dreiteiligen Perlenkette trägt Frau Mörz auf unserem Bild um den
Hals noch einen schwarzen Flor. Ein wesentlicher
Bestandteil der damaligen festlichen Frauenkleidung
war die Schürze; in den Inventaren als Fürtuch bezeichnet. In unserem Falle handelt es sich um eine
weiße Schürze mit gelbbraunem Band. Den elfenbeinbelegten Fächer, den Frau Mörz in ihrer Rechten
hält, könnte man wohl als zusätzliches Zeichen des
Wohlstandes deuten.
Abschließend sei noch ein Auszug aus dem im Tiroler Landesregierungsarchiv erhaltenen Verlassenschaftsinventar von Frau Maria Mörz, ihren Schmuck

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M a r i a Mörz g e b . R i e d e r e r gest. 1816 in d e r Festtagstracht e i n e r Innsbrucker B ü r g e r i n . Der b e s o n d e r e Wert d i e s e s B i l d e s ( ö l auf L e i n w a n d ,
Stadtarchiv) liegt d a r i n , daß es nur sehr w e n i g e D a r s t e l l u n g e n der
Innsbrucker Bürgerinnentracht mit G o l d h a u b e g i b t . ( F o t o : M . H y e )

und ihre Kleidung betreffend, mitgeteilt: „I. An Silber
und Preetiosen: 9 Schnüre gute Perlen nebst Schlüssen; 1 goldene Venetianer Haiskette, 9 Schnüre gute
Granaten; 1 goldener Ring mit 6 Diamanten; 1 goldener Ring; 1 detto mit 3 detto Diamanten; 1 Betten
mit Silber; 1 goldene Sackuhr; 1 tombackene vergoldete detto. II. An Leibkleidung: Eine gut goldene
sogenannte Zughaube (Anm.: wohl die hier abgebildete!); eine detto detto silberne; eine schwarze detto;
1 blau graditorner Rock mit Korsett; 1 detto detto
vorn schilcheten Taffet; 1 detto detto vom braun proschierten Lewantin; 1 weiß pikettener Rock; 1 blau
kaseerennener Rock mit Korsett; 4 blaube Hausfürtücher, theils mit, theils ohne Streifen; 1 gestreiftes
persenes Fürtuch; 1 weiß museiinenes detto mit
blauen Blumen; 1 weiß schleirenes gesticktes detto;
1 taubenfarbes atlassenes detto; 1 silberfarb taffetenes detto; 1 braun geblümter attlassener Rock mit
Korsett" sowie eine Vielzahl weiterer Kleidungsstücke.