Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1971

/ Nr.12

- S.5

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Gesamter Text dieser Seite:
feldner, „soll aber derselbe bleiben. Eine Besinnungsstunde, eine
Erinnerung daran, daß für einen
Teil der jungen Menschen unserer
Stadt ein neuer Lebensabschnitt
beginnt, der Pflichten und Rechte
mit sich bringt, deren Erfüllung bzw.
Inanspruchnahme darüber entscheiden wird, ob die Bewältigung der
Zukunft ein demokratisches Gemeinschaftswerk des Volkes bleiben wird, ob sie politischen Hasardeuren
ausgeliefert
oder
der
Vermassung bzw. Kollektivierung
überlassen werden soll. Ich bin
überzeugt, mit den Betroffenen gemeinsam werden wir immer die
richtige Ausdrucksform finden, zumal die Jugend unserer Stadt zum
größten Teil über einen klaren Blick
für das Gesunde, Notwendige und
Zweckmäßige besitzt und auch bereit ist, dafür einzutreten und, wenn
es sein muß, auch Opfer zu bringen."
In seiner Festansprache nahm Bürgermeister Dr. Lugger Bezug auf
die Tatsache, daß die Jungbürgerinnen und Jungbürger bereits von
ihrem Wahlrecht im Rahmen der Demokratie Gebrauch gemacht haben.
„Die Stadtführung", so sagte Dr.
Lugger wörtlich, „hat Sie zu dieser
Jungbürgerfeier eingeladen. Die
hier versammelten Mitglieder des
Innsbrucker Gemeinderates möchten gemeinsam mit Ihnen die Tatsache würdigen, daß Sie in Ihrem
Leben jenen Schritt getan haben,
der Sie zur politischen Mitverantwortung als Bürger unseres Staates geführt hat.
Es sind kaum mehr als zwei Wochen vergangen, seit Sie aufgerufen waren, im Rahmen der Wahlen
für den Österreichischen Nationalrat und der Wahlen für den Innsbrucker Gemeinderat Ihre Stimme
abzugeben und auf diese Weise
das politische Leben unseres Vaterlandes und unserer Gemeinde mitzubestimmen.
Die zeitliche Nähe dieser Wahlen
mit der heutigen Feierstunde könnte leicht Anlaß zur Vermutung sein,
das Interesse der Politiker ziele,
wenn sie sich Ihnen zuwenden, ja
doch nur darauf ab, bei dieser Gelegenheit um Ihre politische Gefolgschaft zu werben. Und nicht wenige unter Ihnen stellten sich vielleicht die Frage, was sie denn über
die Abgabe des Stimmzettels hinaus im öffentlichen Leben unserer
Stadt, unseres Landes, schon zu
sagen hätten und warum Sie sich

B e i der J u n g b ü r g e r f e i e r im Stadtsaal s p r a c h e n S u n h i l d K u p r i a n und T h o m a s G u t w i n s k i , s t e l l vertretend im N a m e n der J u n g b ü r g e r , über ihre V o r s t e l l u n g e n von d e r M i t g e s t a l t u n g und Mitverantwortung d e s öffentlichen L e b e n s , zu der s i e nun aufgerufen s i n d .
(Foto: Birbaumer)

überhaupt dafür interessieren sollten.
Ich habe volles Verständnis für diese Frage und weiß, wie leicht sie
sich uns heute aufdrängen kann.
Trotzdem muß ich, wenn ich hier
als Bürgermeister zu Ihnen sprechen darf, zunächst eine Feststellung treffen. Ich darf diese Feststellung für meine Person, aber
auch für alle Stadt- und Gemeinderäte aussprechen: Wir schätzen
Ihre staatsbürgerliche Volljährigkeit, die Sie zur Mitverantwortung
und Mitgestaltung des öffentlichen
Lebens ermächtigt, zu hoch ein, um
sie zum Vorwand für parteipolitischen Stimmenfang zu nehmen. Wir
möchten Sie nicht beeinflussen,
w i e , das heißt, zugunsten welcher
politischen Partei Sie Ihre staatsbürgerlichen Rechte wahrnehmen
sollen, sondern wir freuen uns mit
Ihnen, d a ß Sie nun berechtigt sind,
diese Rechte auszuüben."
Der Bürgermeister wies darauf hin,
daß es für die Stadtführung immer
ein Anlaß besonderer Freude sei,
wenn ein neuer Jahrgang in die
politische Mitverantwortung eintrete, um vom kostbaren Geschenk,
in einem freien, demokratischen
Staat zu leben, Gebrauch zu machen. Er skizzierte den neuen, größeren Raum mitmenschlicher Beziehungen, in den die Jungbürger
mit dem Erreichen ihrer politischen
Volljährigkeit treten. Im Rahmen
der gegenseitigen Verbundenheit
und Verpflichtung werden sie, ob
sie es wollen oder nicht, ob sie

aktiv werden oder passiv bleiben,
von nun an das öffentliche Leben
Österreichs mitbestimmen. Im Namen der Gemeinde, die schon mit
dem bisherigen Lebensweg der
Jüngbürger besonders eng verbunden war, gratulierte der Bürgermeister den Jungbürgerinnen und
Jungbürgern zur Erreichung ihrer
vollen politischen Mündigkeit. Er
wies dann auf die konkreten Möglichkeiten hin, die ihnen zunächst
durch Ausübung des Stimmrechtes
bei den verschiedenen Wahlen offenstehen. „Demokratie ist Entscheidung", so sagte der Bürgermeister wörtlich „und entscheiden
heißt, sich ganz konkret für etwas
auszusprechen. Vor diese Wahl
werden Sie immer wieder gestellt
sein. Ich möchte Sie heute auf diese
Tatsache aufmerksam machen, nicht
um Sie zu beeinflussen, sondern
um Ihnen den Blick freizugeben
auf die Bedeutsamkeit Ihrer demokratischen Mitbestimmung. Diese ist
so weittragend, daß sie Ihnen eine
umfassende
Auseinandersetzung
mit dem gesamten öffentlichen Leben abverlangt."
Anschließend gab der Bürgermeister in großen Zügen ein Bild davon, wie diese Auseinandersetzung
sich vollziehen könnte. Sie erfordere zunächst eine ausreichende
Information über das Geschehen
im öffentlichen Leben, dann aber
auch eine persönliche Auseinandersetzung und Urteilsbildung über
alles, was man sich an Information
erarbeitet
habe.
Hiezu
könne
auch eine freimütige Diskussion
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