Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1968

/ Nr.1

- S.11

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Nummer 1

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

bild, >iostümgeslal»ung und Thcaterarchitektnr" zusammengestellt. Diese internationale, alle vier Jahre in Prag stattfindende Vrrgleichsschau war die bisher umfangreichste und
interessantste ans diesem (Gebiet: 20 Nationen schickten über
2000 Er,poua!e. Österreichs Anteil erregte Beifall nud Bcwu»der»ng.
Dieser österreichische Beitrag wird nun in seinen wesentlichen Teilen hier in Innsbruck gezeigt, bevor die einzelnen
Stücke wieder an die verschiedenen .Uünstlcr, Theater, M u seen und privaten Sammler zurückgehen.
Innsbruck hat sich nicht zufällig augeboten, diese Schau
zu zeigen. Durch die Wiedereröffnung des (Großen Hauses
des Tiroler Landcsthcatcrs wurde diese Stadt in ganz Österreich und im Ausland wieder als „Thealerstadl" interessant.
Die ersten Stücke giugeu sozusagen vor den Augen unserer
Nachbarn über die Bühne. Durch das neue Haus wurde das
Interesse aller Mitbürger für das Theater und alles, was
damit zu tun hat, wieder besonders wach. Dazu hat die
Bühucnbilduerei hierznlande eine alte, gute Traditiou. Beispiele gibt es dafür genug.
Der heute fast vergcsseue, alls dein Eunebcrg stammende
Franz Angelo Nottonara, ein Zeit- und Stilgenosse M a karts, war als Bühnenbildner so erfolgreich, daß er für
Theater anf der ganzen Welt arbeitete. Die Eisenbahn mußte
damals übergroße Frachtcnwagen bauen, mit denen dann
die Dekorationen zn den Seehäfen gebracht wurden.
Lois Egg ist Ansstattuugsleiter des Wiener Burgtheaters
und dazu Inhaber des Lehrstuhls für Bühnengestaltung an
der Akademie für bildende Knnst in Wien.
Professor Clemens Holzmeister, ein gebürtiger Stnbaier,
erfreut sich auf der ganzen Welt größter Wertschätzung als

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Theaterplancr nnd -erbancr. F ü r die letzten 20 Jahre in
Innsbruck geben Namen wie Stefan Hlawa, Lois Egg oder
Peter Mühler beredtes Zeugnis.
Der Arbeit des Bühnenbildners und Kostümbildners haf.
let heute zu Unrecht der Hauch der Anonymiläl an. Schall«
spieler nnd Sänger sind als Künstler unwidersprochen aner«
tannti die Tätigkeit des Regisseurs und gar des "Ansstatters
sehen aber viele als eine bloß handwerkliche Leistung an.
Welche Variationsbreite ill der Deutung, in der Raum«
Vorstellung, iu dcu stilistischen Details, in der Wahl der
malerischen nnd plastischen M i t t e l , iu der Wahl von Form
und Farbe, in der Wahl des Materials es gibt, was die
.Persönliche Handschrift" des Künstlers ausmacht - - das soll
diese Ausstellung zeigen. Sie wird ihre Aufgabe um so leichter erfüllen, als der Zuschauer unserer Zeit im allgemeinen
optische Ereignisse mit viel größerer Intensität nls noch vor
wenigen Jahren wahruimmt uud über den opti schell E i n druck am leichtesten Zugang zum so konivlcr.cn Medium
Theater finden kann. Diesen optischen Eindrnck kann der
Beschauer auch am ehesten auf sciue Folgerichtigkeit hiu Prüfen uud daran ästhetische Maßstäbe anlegen — eher jedenfalls und leichter als an M i m u s , Gestus oder Sprache —,
weil er durch die anderen Bildmedien sozusagen vorgebildet

ist.

Diese Ausstellung soll aber nicht nur bilden, sie soll auch
alle Besucher erfreuen: durch den oft meisterhaften Einsatz
der handwerklichen M i t t e l , dnrch das Verfolgenkönnen eiller
Idee bis zu ihrer Realisierung als Bühnenbild und durch
den Neichtnm an Erfindnngskunst und Phantasie, der alle
diese Blätter auszeichnet."

Ludwig Steub und die Innsbrucks Studenten
Wenn mau in Bayern Heller des 80. Todestages
(15. März) des berühmten Hcimatschriftstcllcrs Dr. Ludwig
Steub gedenkt, so scheiut es angebracht, auch hier au diesen
hervorragenden literarischen Erschließer Tirols durch eine
Leseprobe aus seinem 1880 erschienenen Buche „Aus T i r o l "
zu erinnern. Lndwig Stenb, übrigens aus dem Montafon
herstammend, schildert darin in seiner gewohnt kritischen,
aber doch wahrhaften Schreibweise die Innsbrncker Studenten wie folgt: (S. 266/67): Die schrecklichste Erscheinung im
Vormärschen T i r o l war der Innsbruck« Student. M a n
konnte sich nicht leicht etwas Ungeschlachteres denken, zumal
wenn das I n d i v i d u u m nicht all der Landstraße, sondern in
einem Tcitcntale geboren war. Wenn diese Burschen zu sechs
oder sieben des Abends in einem Bicrgarten saßen nnd in
schmutzigcn Hcmdärmcln, die Ellenbogen weit in den Tisch
hineingestcmmt, aus großen Nlmcrköpfcn rauchten, sich den
dicken Dampf ills Gesicht bliesen und in dell rohcstcn Dialekten kreischend einander „die Wahrheit" sagten, da konnte
wahrhaftig niemand glaubeu, daß diese I n n g c n derselben
Galtung angehörten, die sich schon dazumal in Jena und in
Heidelberg so elegant zu tragen nnd zu gebcu wußte. M i t
dieser Bemerkung soll übrigens den vormärzlichcn Ephcbcn
der innere Wert durchaus nicht abgesprochen sein. Es wäre
Wohl mancher treffliche M a l i » ill Amt nnd Würden aus;uzeige», der seiuerzcit durch solche Flegcljahrc hiudnrchgegaugeu uud später doch eiuc Zierde des Vatcrlaudes gcwordeu
ist. Mittlerweile hat der Strom der Zeiten auch deu I u n s -

brucker Studenten, d. h. den vormärzlichen, mit fortgespült.
Jetzt besuchen die Hochschnle ziemlich viele Ausländer, und
diese bringen feinere Sitten mit, anf welche die Tiroler nicht
ungern eingehen. D a r n m gehört auch das B i l d , das w i r
oben entworfen, jetzt nur uoch der Geschichte an.
Die Hochschule zu Iunsbruck hat sich bekanntlich in den
gelehrten Schichten des deutschen Vaterlandes ein großes
Ansehen errnngcn. Ich halte mich aber nicht f ü r berufen,
auf ihre Bedeutung nnd ihre Leistungeil näher einzugehen.
Meines Wissens steht namentlich die Gcschichtschreibung in
hoher Blüte nnd der historische Verlag der Wagner"schen
Univcrsitätsbuchhandlnng (A. Schuhmacher) zu Innsbruck
hat in Deutschland wenige seinesgleichen.
I n diesem Wintersemester zählt die Universität 506 Hörer.
Das neueste Ereignis auf ihrem Boden ist die Entstehung
einer „Eougrcgation" unter dem Titel der nnbeflcckten Empfängnis, welche am 8. Dezember v. I . , als dem 25». Jahrestag ihrer Dogmatisicrnng zusammentrat. Sie zählt jetzt
96 Congrcganistcn und wird von einem geistlichen Präses
geleitet. Die Eongreganistcn gehen monatlich einmal gemeinschaftlich znm Tische des Herrn. Sie legen den Hanptwert anf „wahre Selbsthciliguug" uud versprechen einen
frommen, reinen, fleißigen Lebenswandel. Ein guter Freund
in Innsbruck, der mir das Programm jüngst brieflich mitteilte, schrieb dazu- Lassen w i r sie gewähren! S i e leisten
vielleicht ebensoviel, als die andern Muscusöhnc, die zwar
weniger beten, aber mehr pocnlieren.
K. Ech.

Auch ein Weg zur Verständigung nnd Freundschaft nnter jungen Menschen
Das American Field Service, lül-j von a>ueritanischen
Ambnlauzfahrcrn als freiwilliges Rettuugskorps gcgrüudct
uud lül? zu eiiler Organisation erweitert, deren Ziel es ist,
jnnge Menschen aus den Vereinigten Staaten nnd Jugend-

liche anderer Länder zusammeu^ubriugcu, w i l l auf diese
Weise dem Gcdauleu der internationalen Verständigung dienen. Es führt Stipcndicnprogramme mit mehr als <>0 Staaten durch, zu dcueu seit langem anch Österreich gehört. 719