Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.12

- S.3

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Amtsblatt der LandrslMlfttstadt Innsbruck

Wenn dieser doppelte Wunsch in Erfüllung
dann ist es um diesem Halis gut bestellt".
der A „Die feierliche Eröffnung des Tiroler ^axdc."lli^a
ters ist nicht nur Grund, sich über das Erreichte zu
freueil und vor allein jener dankbar zu gedenlen. die
den Um- und Ausbau unseres Theatern geplant, si
nnnziert und verwirklicht babe», sondern anch den
heutigen Gestalt zum Anlast zu uelimeu, eulwicklungsgeschichtlich die geistigen Kräfte um das Tbealor in
unserer Stadt kurz zu überschauen.
So wie die reiche Poesie Tirols im kargen Felsboden wurzeil und hart und ernst auch dort ist, wo
sie sich in leichteren f o r m e n gibt, so zeigt der Tiroler
auch eine besondere Steigung zum Dramatischen, eine
kaum erschöpfbare Kraft zum Gestalten und den
Wunsch, Menschen in den Wechselfällen ihres Schicksals darzustellen. Dies spiegelt sich besonders in der
Behandlung religiöser Themen wider. Reich und
mannigfaltig ist daher seil jeher das tirolische Volks-

schauspicl.
Als Innsbruck zu Anfang des 15. Jahrhunderts
Residenzstadt wurde, wetteifern Hof, Adel und Vürger miteinander in der prunkvollen Gestaltung des
Lebens. (5s entwickelt sich neben der Voltskunst eine
dem Geschmack der städtischen Gesellschaft angepaßte
höfische Kunst.
Auf dem Gebiete des Theaters t r i t t dies unter
Ferdinand I I . , der 1564 die Regentschaft i n T i r o l
übernahm, erstmals besonders zntage. Über den Brenner führte die Theaterstraße ans dem italienischen in
den deutschen Raum. Und in T i r o l liegen mehrere
Zentren, die für die Geschichte des Theaters hochbcdeutsam sind. Neben Innsbruck waren Sterzing und
manch anderer Ort Mittelpunkte des geistlichen
Spiels, aber auch der Komödie. Später wechseln
deutsche und italienische Theatergruppen auf der
Innsbrucker Vühne einander ab. I m 18. Jahrhundert
werden bereits vorwiegend deutsche Stücke gespielt.
Die ersten eigentlichen Theatergebaude in I n n s bruck sind das 1555 erbaute bürgerliche Ballhaus in
der Kiebachgasse und das nördlich der Hofburg 1581
entstandene Hof-Ballhaus.
Der bekannte Innsbrucker Hvfbaumeister Christoph G u m p p errichtet 1l>3l> am Nennweg eine
große Schaubühne für Hofsestlichkeiten. die aber den
gestellten Anforderungen nicht genügt und in der
Folge als Reitschule verwendet wird. Es ist dies die
heutige D o g a n a - N u i n e. Der gleiche Baumeister erstellt bald daranf an dem Ort, wo hente unser
Landesthealer fleht, ein neues Komödienhaus, das
ll>55 vollendet wird. Es ist die erste ständige Bühne
im süddeutschen Raum, wie Fischnaler in seiner I n n s brucker Ehronik berichtet.
Räch l.8ll) werden Vorbereilnngen für den Neubau
eines Theaters getroffen. Nach den Plänen von Giuseppe S e g u s i n i wird es im spätllassizistischen S t i l
ausgeführt nnd bereits 181l> als t. l. Rationaltheater
eröffnet. I n ursprünglicher Form ist es das jetzige
Thealergebäude.
Die Beoölterunq Innsbrucks »imml großen Anleil
am ueucu Haus und ist auch bereit, dafür Opfer zu
übernehmen. Leider entspricht diesem regen Interesse

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nicht immer die künstlerische Entwicklung der Bühne
in den folgenden Jahren.
B i s 1885 werden die Erhalluugslosten für das
Theater aus dem Staatsschatz gelragen. I m J u l i dieses Jahres tritt aber das Finanzministerium an die
Stadt Innsbruck mil der Frage heran, ob sie das
Theater ohne Entgell ins Eigentum übernehmen
wolle, allerdings unter der Bedingung, es seinem
bisherigen Zwecke zu erhallen. Am ! ! l . J u l i 1885 faßt
der Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck d^n
einstimmigen Beschluß, das Theater in das Ei^ciiluni
der Gemeinde zu übernehmen.
Trotz vielfacher Bemühnngen erfüllt aber die I n n s brucker Bühne erst in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg unter Direktor Ferdinand E x l ihre heimische
Sendung nnd wird damit zu einem echten Willensträger des ganzen Landes ans dem Gebiete der Theater kunst.
Räch 1<)45 sind das Laich T i r o l und die Stadt
Innsbruck gemeinsam bemüht, die wirtschaftlichen
Voraussetzungen für einen gedeihlichen nnd künstlerisch hochstehenden Theaterbetrieb zn schaffen.
Wenn auch künstlerische Erfolge nicht ausbleiben,
so bereitet dagegen der Vauzustaud des über
100 Jahre alten Hauses immer größere Sorgen.
Wiederholte baupolizeiliche Untersuchungen ergeben, daß im Bereiche der Logeneinbaulen, welche
anßer den Vertehrslasten auch die Last der Decke über
dem Zuschauerraum zu tragen haben, Setzlingen auftreten. Aus Gründen der Sicherheit kann wegen E i n sturzgefahr eine weitere Bespielnng des Hauses nicht
mehr verantwortet werden.
Da zudem die technischen Einrichtungen der Vühne
veraltet sind und die verschiedenen Betriebsräume
des Bühnenhauses den einschlägigen Bestimmungen
nicht mehr entsprechen, ergibt sich die Rolwendigkeit,
den Umbau, auf das Gesamtgcbäude samt Einrichtung
auszudehnen.
Rachdem der Tiroler Landtag und der Innsbrucker
Gemeinderat durch gemeinsame Vereitstellung der
Vaumittel den Vaubeschluß gefaßt halten und eine
finanzielle Unterstützung seitens des Blindes zugesichert worden war, wird das große Haus am 25. J u l i
19U1 geschlossen.
Seither siwd Jahre eifrigen Schaffens unter der
Banaufsicht der Landesbaudirektion vergangen. Das
Werk ist nnnmehr vollendet nnd kann seiner Bestimmung als Heimstätte echter Vühnenkunft übergeben
werden.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, alk"n jenen, die
am Zustandetommen dieses wahrhast großen Baues
tatkräftig mitgewirtt haben, herzlich zu danlen, so
vor allem dem Bundesministerium für Unterricht,
dein Tiroler Landtag und dem Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck für die Finanziarli,ni, dein
Theatererhalterverband für seine Hilfe, den Thealerausschüssen und der Intendanz des Landeslhealers
für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit, dem Architekten Prof. B 0 l t e n st e r n für seinen gelungenen
Entwurf und seine Beratung, den Herren der Landesbaudiretlion mil Hofral M i c h e l an der Spitze
für die nmsichtige Planung lind Überwachung, den
milbefaßton Beamten des Stadtbanamtes für ihre
eifrigen Bemühungen und den banansführenden Fir-